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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Bildungspolitik und Schulen - die sieben Hürden

von Helmut Poppe

(06.05.2021) In einem Beitrag in der vergangenen Woche berichteten wir von der Misere, die sich bei jungen Leuten breit macht und die sich mit fehlender Bewegung, entstehendem Übergewicht, Schlafproblemen und psychischen Problemen ausdrückt. Ein besonderes Phänomen stellen die Schulaussteiger – oder wie wir es nannten – die ‚Dropouts‘ dar.

Schwere Ranzen oder leichte Tablets?
Foto: frankfurtlive, H. Poppe
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Diese sind zunehmend nicht mehr über Lehrer zu erreichen. Zahlenmäßig ausgedrückt sind es durchaus fünf bis zehn Prozent der jungen Leute. In ganz Deutschland sind es einige Hunderttausende, die der Schule oft unbemerkt fernbleiben. Wir kamen bei unserer Recherche auf die mögliche Lösung, diesen Kindern und Jugendlichen durch pensionierte Lehrer unter die Arme zu greifen. Entsprechende Nachfragen in Schulämtern unserer Region blieben ohne Antwort oder wurden mit „Wir sind nicht zuständig“ beschieden. Schade, dabei gibt es hier in Rhein-Main einige Zehntausende Lehrer im Ruhestand, die möglicherweise für solch einen Job und im Distanzunterricht zu motivieren wären.

Bei unserer Recherche identifizierten wir verschiedene Hierarchiestufen, die dazu führen, dass es in Deutschland nicht mit Homeschooling und Distanzlernen klappt. Auch wenn es mittlerweile absehbar ist, dass Schulschließungen wegen fallender Inzidenzzahlen aufgehoben werden, ist es wahrscheinlich, dass notgedrungene Verfahren und Konzepte entwickelt währen der Pandemie mit einem Aufatmen wieder in die Schubladen der Lehrerzimmer gesteckt werden. Wichtige Elemente zeitgemäßen Unterrichtens und des Organisierens des Schulbetriebes werden hierbei zur Seite gelegt und archiviert. Dies ist nicht nur bedauerlich, sondern wirft Deutschland bei der Digitalisierung weiter zurück, denn das Lernen mit PC, Tablet und im Internet birgt deutliche Vorteile, durch eigenbestimmtes multimediales und interaktives Lernen, durch zukunfts- gerichtete Fortbildung, Elemente, die insgesamt eine Verbesserung der Lernergebnisse mit sich bringen.

„Schaut man sich einmal an, welche Internetanwendungen von einzelnen Berufsgruppen vom Architekten bis zum Zugbegleiter genutzt werden stellt, man rasch fest, dass Lehrer in ihrem alltäglichen Netzverhalten nicht deutlich abweichen von anderen Berufsständen. Sie lesen verbreitet eBooks, sehen Netflix und kaufen bei ebay ein wie andere auch“, so Stefan Schätti, Ex-Geschäftsführer des Rosenheimer Internehmens co.tec, das Schulen mit IT-Hardware, Apps, Softwarelizenzen und dergleichen versorgt. Pensionär Schätti fragt sich im selben Atemzug, wie es kommt, dass Lehrerinnen und Lehrer in einem überwiegenden Anteil für digital gestütztes Unterrichten nicht zu haben sind. Liegt es daran, dass sie Angst haben, angesichts neuer Methoden und Technologien als ‚digitale Deppen‘ im Vergleich mit Kollegen dazu- stehen? Oder wollen sie aus Sicherheitsgründen bei Altbewährtem bleiben? Er sieht eher fehlende Schulungen der Pädagogen als Grund. An den Angeboten scheint es laut Dr. Anita Stangl, Geschäftsführerin der LBS Medien, die Schulen mit digitalem Lehrwerk versorgt, nicht zu liegen. Sie freut sich über signifikant gestiegene Bestellungen multimedial gestützter Lehr- und Lernangebote für nahezu alle Schulfächer. Gründe für steigende Akzeptanz sieht sie unter anderem darin, dass in gelungenen multimedial und virtuellen Darstellungen Naturwissenschaften, Geschichte, Sozialkunde, Mathematik, Ethik und weiteren Fächern anders, attraktiver und effizienter unterrichtet werden können. In der Tat stimmt es, dass in den entscheidenden Phasen des Lernens wie Erkennen von regeln und Gesetzmäßigkeiten, dem Kognitiveren, des Übens, der Aufbereitung, Präsentation und des Transfers digitale Lehr- und Lernverfahren ein großes Plus ausspielen. Und dies nicht nur in Zeiten eines Notstandes.

Bei einem Blick in die Schulen können einem starke Zweifel überfallen, ob die Umsetzung auch stattfindet. Eine Studie des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft e.V. in der über 1000 Eltern befragt wurde, ergab, dass mehr als zwei Drittel der Eltern keine Verbesserung der digitalen Lehr- und Lernangebote in Schulen bemerken. Immer wieder bemängeln sie, dass ihre Kinder in Distanzlernphasen mit Arbeitsblättern versorgt und die Aufgaben mitunter in einer Cloud eingestellt werden, aber sehr selten ermöglichen Videokonferenzen Simultanunterricht zwischen Schülern in der Schule und denen, die zuhause bleiben. Woher stammt diese Dysfunktionalität, wie zahlreiche Kritiker den Zustand beschreiben?

Dies erfahren Sie in einer unserer nächsten Ausgaben unter dem Titel "Sieben Hürden".

Hier geht es zu dem Beitrag der vergangenen Woche Förderung von Schülern in Corona-Zeiten.