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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Zwei Frauenschicksale bei den Bregenzer Festspielen

Premiere der Oper Madame Butterfly am 20. Juli

von Karl-Heinz Stier und Ingeborg Fischer

(09.05.2022) Noch sind es fast elf Wochen hin, bis es heißt „Start frei zur Premiere für Madame Butterfly“, jener Oper des italienischen Komponisten Giacomo Puccini, die als eine der weltweit populärsten gilt und zum ersten Mal die Seebühne bei den 76. Bregenzer Festspielen erobern will.

Bildergalerie
Foto: Bregenzer Festspiele / moodley
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Seebühne im Aufbau
Foto: Bregenzer Festspiele / Karl Forster
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26 Vorstellungen wird es bis zum 21. August geben. 220 000 Karten stehen zum Verkauf, zwei Drittel davon sind schon abgesetzt. Die meisten Besucher werden – wie es die Statistiken über Jahre hinweg beweisen – aus Deutschland kommen (63 Prozent), gefolgt von Österreich (23 Prozent) und der Schweiz/Liechtenstein (11 Prozent). Sie werden eine Tragödie auf der Seebühne erleben um  die japanische Geisha Cio-Cio-San, genannt Butterfly, die erst einmal im Glück schwelgt, als sie der amerikanische Marineleutnant Pinkerton nach japanischer Sitte heiratet. Doch als ein Kriegsschiff den Soldaten wieder in die US-Heimat zurückbringt, fühlt er sich frei und nimmt eine Amerikanerin zur Frau, während Butterfly voller Liebe mit ihrem Kind drei Jahre lang auf seine Rückkehr wartet. Als dann Pinkerton mit seiner neuen Frau in Japan auftaucht, fällt Cio-Cio-San eine unumstößliche Entscheidung.

Nach Rigoletto spiegelt die Musik der Puccini-Oper die Gefühle der Butterfly wider und lässt ein Bild auf der Seebühne mit nur wenigen Menschen und deren Beziehungen als Mittelpunkt im Kopf entstehen.

Die Besucher dürfen gespannt sein, was diesmal die Seebühne unter dem Regisseur Andreas Homoki, Intendant des Opernhauses Zürich, mit seinem international erfolgreichen Team aufbietet, denn die Zuschauer werden auch in diesem Jahr von den originellen Aufbauten überrascht und auch fasziniert sein.

Seit Herbst wird an der über 300 Tonnen schweren Kulisse - ein Papierbild aus Stahl, Styropor, Holz und Fassadenputz - montiert. 33 Technikfirmen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sind an den Aufbauarbeiten beteiligt. Auf und um die Seebühne sind 119 Pfähle errichtet, die bis zu sechs Meter tief in den Seegrund gerammt worden sind. Die wesentlichen Elemente des magischen Bühnenbildes von Michael Levine sind ein im Wasser treibendes Stück Papier, worauf  eine feinsinnige Landschaftsmalerei mit japanischem Flair aufgebracht ist und ein Schiff wie von Kinderhand mit Elementen der amerikanischen Flagge bemalt sein wird. Das Papierbild misst an einer höchsten Stelle 23,2 Meter, an seiner breitesten 33 Meter. Das Bühnenbild mit dem zerknüllten Stück Papier soll Ende Juni 2022 fertiggestellt sein.

Neben dem Frauenschicksal auf der Seebühne gibt es ein weiteres Frauenschicksal in der italienischen Oper „Sibirien“ von Umberto Giordano im Festspielhaus. Effektvoll und dicht ist die Handlung, lebendig die Emotionalität. In faszinierende russische Klänge – von der Zarenhymne bis zum volkstümlichen Lied der Wolga-Schlepper - ist die Musik eingebettet. Der Inhalt ist ein Drama: Stephana gibt ihr angenehmes Leben als Kurtisane im eleganten Stadtpalais in St. Petersburg auf, um ihrer großen Liebe Vassili ins sibirische Straflager zu folgen. Dort, in der Verbannung, wandelt sich die Frau zur unerschütterlichen Kämpferin, sie setzt sich gegen Ungerechtigkeiten und Verleumdungen zur Wehr. In der ausweglosen Situation der Gefangenen keimt Hoffnung, als die für unmöglich gehaltene Flucht des Paares zu gelingen scheint. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Valentin Uryupin, und die Inszenierung bei Vasily Barkhatov.  Bei der Erstaufführung „Die Zauberin“ von Peter Tschaikowski an der Frankfurter Oper im Dezember diesen  Jahres fungieren beide ebenfalls in gleicher Weise.

Auf die Frage, ob der Auftritt russischer Künstler derzeit vielleicht problematisch sei, sagte der Pressesprecher der Bregenzer Festspiele Axel Renner: „Die russischen Elemente werden vor dem Hintergrund des Krieges keineswegs ausgeklammert. Unser großer Russlandschwerpunkt im Festspielhaus und auf den Werkstattbühnen soll beibehalten werden. „Die Intendantin Elisabeth Sobotka betonte, dass die russischen Künstler ihr Land lieben, aber distanziert zu den Vorgängen und dem Krieg in der der Ukraine sind und ihn nicht billigen. Dazu erwarte man nicht explizit Statements. Nur falls der Putin-Krieg befürwortet würde, gäbe es keine Akzeptanz.

Die Bregenzer Festspiele leben davon, dass der Erfolg auf der Seebühne andere Projekte möglich macht und sie finanziert werden können. Experimentelles zeitgenössisches Musiktheater mit unterschiedlichen Formaten, Vielfalt und großer Bandbreite wird auf den Werkstattbühnen gezeigt. Im Opernstudio können junge Sänger auf der Bühne stehen. Die Idee ist, ihnen dort große Rollen zu geben. Die Rossini-Oper „Die Italienerin in Algier" und Joseph Haydns Armida“, eine frische, lebendige Oper, werden  mit jungen Künstlern aufgeführt.

Die jungen Festspiele sollen auch Kindern und Jugendlichen ermöglichen, in die spannende Welt der Musik einzutauchen. Nicht nur zuzuhören, sondern auch selbst kreativ mitzuwirken ist ein wichtiger Bestandteil des Programms, zu dem Schulklassen und Familien eingeladen sind. „Die Zeitmaschine“ ein Musiktheater von Detlef Heusinger oder „Vergissmeinnicht“ gehört dazu.

Ein besonderes Angebot für Kinder und Jugendliche ist es wieder, für sehr wenig Geld die Generalprobe von „Madame Butterfly“ auf der Seebühne zu sehen. 6.000 junge Menschen erwartet man, die vielleicht durch dieses Erlebnis an die Oper herangeführt werden können.

Eintrittspreise:
Die Preise für Butterfly liegen von So – DO zwischen 150 Euro (Kategorie 1) und 30 Euro(Kategorie 7). Freitags zwischen 162 Euro (Kat 1) und 42 Euro (Kat 7). Samstags zwischen 174 und 64 Euro. Das Spiel auf dem See wird ohne Pause gespielt.

Die Preise für die Oper Sibirien im Festspielhaus liegen zwischen 150 Euro (Kat.1) und 28 Euro (Kat. 6) und für die Orchesterkonzerte im Festpielhaus liegen die Preise für die Wiener Symphoniker zwischen 88 Euro (Kat1) und 20 Euro (Kat. 6), für das Symphonie-Orchester Voralberg zwischen 54 (Kat.1) und 20 Euro (Kat 6).