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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Warum sich Fracking in Deutschland lohnt

Prof. Fritz Vahrenholt fordert Förderung von Schiefergas

von Norbert Dörholt

(03.03.2023) Lange Zeit war Karl Gerhard Seifert, Vorsitzender des Beirats der auf modernes Fracking spezialisierten Frankfurter Firma TouGas Oilfield Solution GmbH, ein einsamer Rufer in der Wüste: So seht doch nur, verkündete er allenthalben, wir haben in Deutschland rund 2,3 Billionen Kubikmeter umweltschonend förderbares Gas. Das würde bei unserem derzeitigen Verbrauch für 23 Jahre reichen. Zunächst hörte niemand auf ihn – Fracking? Brrr! Dann mehrte sich aber nach und nach Zustimmung aus der Wissenschaft, bedeutender Medien von Spiegel bis Bild und sogar die einiger bekannter Politiker. Und jetzt schlägt mit Prof. Fritz Vahrenholt, wie Seifert ebenfalls promovierter Chemiker, auch ein politisches und fachliches Schwergewicht in diese Kerbe.

Die Thesen von Prof. Vahrenholt fehlt es nicht an Deutlichkeit. Er erklärt „warum sich Fracking auch in Deutschland lohnt“, postuliert „ohne Fracking hat Erdgas keine Zukunft“ und fordert die „Aufhebung des Fracking-Verbots in Deutschland und Förderung des eigenen Schiefergases“. Das tut er natürlich nicht aus einer Laune heraus, sondern untermauert seine Forderungen und Darlegungen mit harten Fakten, basierend auf dem tiefen Wissen eines hervorragenden Chemikers und an der Energiefront gestählten Praktikers.

Gut verständlich und logisch nachvollziehbar legt er seine Thesen dar, doch linksbewegte Politiker und ideologisch verblendete Klimahysteriker stellen sich bei diesem Thema taub. „In Deutschland“, so schreibt Vahrenholt, „lobbyierte Gazprom Germania den Deutschen Bundestagund Schlüsselministerien für ein Fracking-Verbot. ´Die Welt´ berichtete über eine Veröffentlichung des belgischen Martens Center for European Studies, wonach die russische Regierung Umweltverbänden, die gegen Fracking mobilisierten, 82 Millionen Euro zukommen ließ.

Und immer wieder zirkuliert in den sozialen Medien dann auch der Putinsche Wasserhahn, so etwa im `Gasland-Film´, bei dem ein Bürger den Wasserhahn aufdreht und mit dem Feuerzeug eine Flamme aus dem Wasserhahn anzündet. Die Colorado-Öl und Gas-Kommission hat die Ursache eindeutig identifiziert: Die Brunnen sind mit oberflächennahem Sumpfgas verunreinigt, das eindeutig biologischen Ursprungs ist.“ Das Fracking-Gas aber werde rund tausend Meter unterhalb des Grundwassers gefördert und bleibe völlig unberührt.

Verwundert betrachtet Vahrenholt vor allem “Habecks Gehabe“, der sowohl in Nordafrika, im arabischen Raum, in Israel und schließlich auch in Norwegen abgeblitzt lieber den zwanzigjährigen Traum der Kooperationen mit diesen Ländern weiterträume als sich den Realitäten zu stellen. „Alle Förderländer“, so Vahrenholt, haben lange Kontakte für ihre Gasquellen und halten kein Gas auf Lager, bis Deutschland vorbeikommt, das außerdem das Gas nur für einige Jahre ordern will. So muss man Anderen das Gas wegkaufen, mehr bieten und einen höheren Preis bezahlen.“

Das alles lässt sich nachlesen in Fritz Vahrenholts neuem Buch „Die große Energiekrise und wie wir sie bewältigen können“, erschienen im Langen Müller Verlag GmbH München, ISBN 978-3-7844-3658-6, 22 Euro. Aber auch anderweitig hat sich der Energie-Profi geäußert, beispielsweise in einem Interview mit der BILD-Zeitung, wo er, angesprochen auf sein Buch, auf die Frage zum Fracking-Verbot in Deutschland sagte: „Die Ampel fördert Stillstand statt Wohlstand – zu Lasten des Weltklimas“. BILD sprach kommentierend von einer „knallharten Abrechnung eines Ex-Politikers und Energie-Experten mit der grün-roten Klima-Politik der Ampel-Regierung“.

In diesem Interview warnt Vahrenholt eindringlich vor dem grünen Weg in die deutsche Energie-Zukunft: Der Komplett-Ausstieg aus Kohle, Gas und Atom bedeute für die Wirtschaftsmacht Deutschland den Todesstoß. Auch die von der Regierung groß gefeierten Gastanker seien keine Lösung, denn die Flüssiggas-Terminals könnten nur einen Bruchteil der Ausfälle beim Russland-Gas ersetzen und wir gerieten in neue Abhängigkeiten und Engpässe.

Mit Verweis auf sein Buch, in dem er ein Ende des Frackingverbots in Deutschland fordert, betont Vahrenholt, dass wir unsere eigenen Ressourcen nutzen müssten, gewaltige 2300 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Das sei wesentlich billiger als jeder Gastanker, bei dem durch Verflüssigung und Transport 25 Prozent mehr CO₂ produziert werde. Und er stellt die naheliegende Frage: „Warum also nicht eigene Reserven nutzen, statt schlampig gefördertes US-Gas zu importieren? Denn die US-Firmen lassen die Bohrlöcher nach der Förderung einfach offen. Es entweicht massenhaft Methan, eines der schädlichsten Klimagase. Der Grund ist: Die Konzerne müssen für den Rückbau der Förderstellen lumpige 10 000 Dollar Sicherheit hinterlassen. Das würde in Deutschland deutlich schärfer kontrolliert.“

Und was die Chemikalien betrifft, die zum Fracking in den Boden gepumpt werden, damit kennen sich die beiden promovierten Chemiker Seifert und Vahrenholt natürlich besonders gut aus. Lassen wir dazu wieder Prof. Vahrenholt zu Wort kommen, der das in BILD so erklärte: „Dabei geht es neben einigen Salzen, die z.B. auch in Waschmittel verwendet werden, vor allem um natürliches Guar, das aus einer indischen Fruchtart gewonnen wird. Zusammen mit Wasser verhindert es, dass der eingepumpte Sand sich absetzt und die Poren im Gestein verstopft, durch die das Erdgas entweichen soll. Alle verwendeten Mittel sind ungiftig. Trotzdem arbeiten Experten bereits an Wegen, mit entsprechenden Sandarten ganz ohne zusätzliche Substanzen auszukommen. Das Problem: Deutschland hat sich dank Fracking-Verbot aus der Forschung dazu nahezu vollständig verabschiedet.“

Über Fritz Vahrenholt

Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, 1949 in Gelsenkirchen geboren, ist promovierter Chemiker, Politiker, Manager, Wissenschaftler und Buchautor. Von 1991 bis 1997 war er SPD Umweltsenator in Hamburg. Anschließend ging er als Vorstand für Erneuerbare Energien zur Deutschen Shell AG. 2001 wurde er Vorstandsvorsitzender des Windenergie-Anlagebauers REpower Systems. Danach leitete Vahrenholt die neu gegründete Konzerngesellschaft für Erneuerbare Energien der RWE AG, die Innogy GmbH, bis 2012.

1999 wurde er zum Honorarprofessor im Fachbereich Chemie der Universität Hamburg ernannt. Er ist des weiteren Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech). Sein Bestseller „Seveso ist überall“ (1978) war eine der einflussreichsten Buchveröffentlichungen in den Anfangsjahren der Umweltbewegung. 2012 erschien gemeinsam mit Sebastian Lüning der Erfolgstitel „Die kalte Sonne“ und 2020 ebenfalls mit Lüning sein Beststeller „Unerwünschte Wahrheiten“.

Über Karl Gerhard Seifert

Dr. Karl Gerhard Seifert ist ebenfalls promovierter Chemiker und ausgewiesener Fachmann zum Thema Fracking. Das ehemalige Vorstandsmitglied der Hoechst AG und Eigentümer von Cassella/Allessa Chemie ist Vorsitzender des Beirats der Frankfurter TouGas Oilfield Solutions GmbH, die auf moderne, umweltschützende Fracking-Verfahren spezialisiert ist. Sie hat bereits in mehreren Ländern erfolgreiche Probebohrungen mit den neuen Verfahren praktiziert und sogar Patente für ihre neuen Verfahren erhalten. Seifert schrieb über den Untergang der Hoechst AG auch den Bestseller „Goodbye Hoechst – von Spielern und Scharlatanen“.