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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Vorverkauf zum 17. Lichter Filmfest gestartet

von Ilse Romahn

(26.03.2024) Das Programm für das 17. LICHTER Filmfest International steht. Vom 16. bis zum 21. April 2024 feiert Frankfurt die Filmkunst – und das in sieben Wettbewerben, acht Kategorien und insgesamt zehn Kinos. Aktuelles Weltkino wird genauso präsentiert wie herausragende Filme aus Hessen und Rhein-Main.

Zukunftsweisende deutsche Produktionen reihen sich ein zwischen internationaler Videokunst und immersiven Erlebnissen für die VR-Brille. Die ausgezeichnete Filmauswahl zieht zahlreiche Filmschaffende aus Deutschland und Europa nach Frankfurt, um ihre Filme vorzustellen. Parallel zum Festival findet der 4. Kongress Zukunft Deutscher Film statt, mit dem die Mainmetropole zum Zentrum filmpolitischer Debatten wird.

Das Frankfurter Filmfestival bekommt hochrangigen Besuch. Neben Lars Eidinger und Käptn Peng haben sich angekündigt: Filmemacher Alexander Kluge, Silberner-Bär-Gewinner Matthias Glasner, der spanische Filmregisseur Albert Serra, die ehemalige Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Monika Grütters, die Schauspielerin Lilith Stangenberg sowie die Ehrenpreis-Trägerin der deutschen Filmkritik 2024, Jutta Brückner. Auch „Sterben”-Schauspieler Ronald Zehrfeld, Regisseurin und Deutscher Filmpreis-Nominierte Ayşe Polat und Genre-Regisseur Jan Bonny befinden sich auf der Gästeliste.

SHAHID – Der perfekte Eröffnungsfilm
Das 17. LICHTER Filmfest eröffnet mit SHAHID. Der preisgekrönte Hybridfilm von Regisseurin Narges Kalhor beginnt mit einer autobiografischen Frage: Wie kann Narges, gebürtig aus dem Iran, ihren Mittelnamen Shahid loswerden? Der bedeutet nämlich Märtyrer – und mit der blutigen Idee des Märtyrertods will sie nichts zu tun haben. Schon gar nicht will sie all das im Namen tragen. Der Film ergründet Narges' Familiengeschichte und deren Verquickung mit der Geschichte des Iran.

Die Wahl des Films fiel nicht schwer, da der vielbeachtete Berlinale-Wettbewerbsbeitrag die unterschiedlichen Facetten des Frankfurter Filmfestivals wunderbar vereint: Der Film bringt das internationale Jahresthemas „Zukunft” mit dessen Spannungspotenzial auf die Leinwand, erzählt er doch vom Wunsch, sich von der Vergangenheit loszusagen. Er ist ein Lichtblick für den deutschen Film, realisiert von einer vielversprechenden Regisseurin, die 2009 politisches Asyl in Deutschland beantragte und seither filmpolitisch Haltung bezieht – ganz im Sinne der Filmreihe und des Kongresses Zukunft Deutscher Film. Und schließlich ist er mit der Region verbunden, weil er zu großen Teilen in Wiesbaden gedreht und von HessenFilm und Medien gefördert wurde.

Der Letzte macht die Lichter aus: STERBEN mit Lars Eidinger
Höhepunkt und zugleich krönender Abschluss des Festivals ist der Film STERBEN. Hinter diesem morbiden Titel verbirgt sich der wohl wichtigste deutsche Beitrag zur diesjährigen Berlinale, der zugleich in neun Kategorien für den Deutschen Filmpreis nominiert wurde. Der Film behandelt die Verarbeitung von Tod und Trauer innerhalb einer entfremdeten Familie und ist mit Lars Eidinger hochkarätig besetzt. Zur Abschlussvorstellung kommt der international gefragte Film- und Theaterstar eigens in die Mainmetropole und mit ihm große Namen des Filmteams: Regisseur Matthias Glasner, Produzent Jan Krüger und Co-Star Ronald Zehrfeld.

Zeitgleich findet die große Preisverleihung im Festivalzentrum statt. Ausgezeichnet werden die besten Werke aus den Kategorien Regionaler Lang- und Kurzfilm, LICHTER Art Award und VR Interactive Storytelling Award mit insgesamt fünf Jurypreisen und zwei Publikumspreisen, darunter die begehrten LICHTER-Bembel.

In die Zukunft sehen: Das Internationale Programm
Der Film war in seiner Geschichte immer auch hellseherisches Medium. Er ließ in die Zukunft blicken und verstand sich darin, Großes zu versprechen. Diesem Potenzial möchte das LICHTER Filmfest Raum eröffnen. „Zukunft” lautet das Jahresthema des Festivals, entlang dessen die internationale Sektion ihre Filme kuratiert. Ganze 18 Produktionen aus aller Welt werden in Frankfurt zusammengetragen.

Der Oscar-nominierte Animationsfilm ROBOT DREAMS vereint futuristische Technologie mit dem Retro-Look der 80er Jahre. Inmitten von New York wird die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem Hund und einem Roboter erzählt. Es geht um Einsamkeit, Zweisamkeit und letztlich auch um die Gestaltung der Zukunft, wenn eine Beziehung zu Ende geht.

Wie möchten wir in der Zukunft leben? Diese Frage stellt der experimentelle Dokumentarfilm ARCHITECTON und wirft damit einen kritischen Blick auf unsere gegenwärtigen Bautechniken. Im Fokus stehen Beton und Stein sowie die Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit dieser Materialien. Seine Reise führt den Filmemacher Victor Kossakovsky nach Italien, in den Libanon und die Türkei und gibt uns zu verstehen: Zukunft bauen heißt anders bauen.

Doch Zukunft umfasst nicht nur das Ungewisse, das noch Kommende. Zukunft bildet sich bereits in der Vergangenheit und entwickelt erst anhand dieser unsere Gegenwart. So hat die internationale Sektion auch subtilere, persönliche Zukunftsentwürfe zu bieten: Der dänische Film ECHO OF YOU zeigt durch Interviews mit Pensionierten, die ihre Lebenspartner verloren haben, wie vergangene Liebe noch lange nachhallt. Poetische, sanfte Bilder inszenieren ihre Erinnerungen und zeigen nicht zuletzt, dass aus dem schwerwiegenden Verlust und der Trauer auch eine neue Zukunft entspringen kann. Regisseurin Zara Zerny wird bei der Filmvorführung anwesend sein.

Filmreihe Zukunft Deutscher Film
Ganz im Sinne des Jahresthemas präsentiert sich die LICHTER Sektion Zukunft Deutscher Film als Kronjuwel des Festivals. Hier werden zukünftige Klassiker und richtungsweisende Ansätze der deutschen Filmlandschaft gezeigt. So zum Beispiel: DER PANTHER, welcher Teil der Anthologie-Serie „Zeit Verbrechen“ ist, die auf dem gleichnamigen Podcast basiert. Der Film erzählt auf packende Weise die wahre Geschichte eines V-Manns bei der Drogenmafia. Mit Lars Eidinger in der Rolle des Panther gelingt Jan Bonny, der bei der Filmvorführung dabei sein wird, ein sensationeller Gangsterfilm auf den Spuren von „Heat“.

Auch Genre-Fans kommen dieses Jahr auf ihre Kosten: Das Festival zeigt CUCKOO, einen psychologischen Horrorthriller, der mit Euphoria-Star Hunter Schafer in der Hauptrolle glänzt. Gretchen macht mit ihrer Familie in einem Hotelresort in den bayerischen Alpen Urlaub. Aus dem idyllischen Rückzugsort mit traumhaftem Alpenpanorama wird jedoch schnell ein waschechter Albtraum. Als ein seltsam schriller Schrei die Fassade der Realität zum Wanken bringt, offenbaren sich die dunklen Geheimnisse des Resorts.

Das Beste von hier: Regionaler Langfilm
Der regionale Langfilm-Wettbewerb von LICHTER hat sich in der Vergangenheit als prophetisch erwiesen. Allein im letzten Jahr waren beim Hessischen Film- und Kinopreis vier Filme seines Programms nominiert. Drei davon wurden sogar ausgezeichnet. Auch in diesem Jahr treten wieder eine diverse Auswahl an Filmen mit Hessen- und Rhein-MainBezug an – im Wettstreit um den begehrten LICHTER-Bembel. So bringt das LICHTER Filmfest die Berlinale-Sensation ELLBOGEN nach Hessen und damit in gewisser Hinsicht nach Hause. Der Film wurde von HessenFilm gefördert und koproduziert von jip film & verleih aus Frankfurt, die 2022 als Newcomer mit dem Hessischen Film- und Kinopreis ausgezeichnet wurden. Erzählt wird die Geschichte der jungen Erwachsenen Hazal, die an ihrem 18. Geburtstag eine folgenschwere Tat begeht und daraufhin nach Istanbul flieht.

Seine Weltpremiere feiert der Dokumentarfilm NATHAN FARB AND THE COLD WAR. 1977 erregte der renommierte New Yorker Fotograf Nathan Farb großes Aufsehen mit seiner Porträtreihe über den Alltag in der Sowjetunion. 50 Jahre später schmiedet Farb einen wagemutigen Plan: Er möchte die Menschen von damals noch einmal besuchen. Auf seiner erneuten Reise nach Sibirien begleiten ihn die Frankfurter Kinobrigada-Helden, Regisseur Nathaniel Knop und Kameramann Peter Rippl. Dabei besitzt der Film ein feines Gespür dafür, die Fotografien von Nathan Farb, der bei der Frankfurter Premiere anwesend sein wird, in Bewegtbilder zu übersetzen.

Hommage zu Karl Baumgartner
Die Zukunft des Films wäre nichts ohne diejenigen, die sie entdecken. Einer dieser Entdecker war Filmemacher KARL „BAUMI” BAUMGARTNER, dessen Wirken mit Frankfurt zutiefst verbunden ist. Nach seinem Engagement im Frankfurter Kollektiv „Harmonie“ gründete er 1982 mit Reinhard Brundig die Filmverleihfirma PANDORA FILM, mit der er Filmgrößen wie Jim Jarmusch und Aki Kaurismäki entdeckt hat. Zehn Jahre nach seinem Tod zeigt das LICHTER Filmfest gemeinsam mit seiner Tochter Martina Baumgartner sieben seiner Filme im Rahmen einer Hommage.

Das Kino, das Google nicht kennt: das Prestigekino
Das LICHTER Filmfest beschert der Kinostadt Frankfurt für die Dauer des Festivals ein weiteres Kino. Ausgestattet mit Ledersesseln, die einst im 56. Stockwerks des ikonischen Frankfurter Messeturms standen, zeigt das Prestigekino im Festivalzentrum Filme jenseits aller Sektionen und Wettbewerbe. Zu sehen gibt es unter anderem den Dokumentarfilm SCHLEIMKEIM, der das Wirken der gleichnamigen Punkband und deren politische Hürden in der DDR beleuchtet, oder THE NEW SPIRIT OF WHISKY, der sich dem Engagement von Frauen in der männerdominierten Branche der Whiskyherstellung widmet. Astronomische Ausmaße erreicht das Prestigekino mit dem Film FLY ROCKET FLY, der von einem längst vergessenen, hessischen Raumfahrtprojekt erzählt.

Festivalzentrum im Massif Arts
Sie war einer der Kultur-Hotspots der Stadt: Die zentral gelegene alte Druckerei unweit des Eschenheimer Turms. Bereits im letzten Jahr diente sie dem LICHTER Filmfest als Festivalzentrum. Eigentlich sollte sie bereits abgerissen werden, doch diese Pläne verzögern sich. Und somit wird die ehemals unter dem Namen Massif Central bekannte Location auch dieses Jahr das Frankfurter Filmfestival beherbergen, unter dem neuen Namen Massif Arts.

Das Festivalzentrum beheimatet das vielseitige Begleitprogramm, die Ausstellungen der VR Storytelling-Sektion und des LICHTER Art Awards, sowie das Prestigekino mit Sondervorstellungen. Zudem wird hier der diskussionsreiche Kongress Zukunft Deutscher Film veranstaltet. Die Vorträge und Gespräche seiner vierten Ausgabe haben die europäische Ausweitung hiesiger filmpolitischer Debatten zum Ziel.

Ab sofort können Eintrittskarten für alle Filme des Programms auf der Webseite des Filmfestivals erworben werden
Ebenso kann dort der Kongress-Pass zur Teilnahme an allen Panels, Vorträgen und Workshops des 4. Kongress „Zukunft Deutscher Film“ erworben werden. Der Kongress, der dieses Jahr unter dem Motto „Zukunft Europa“ steht, findet parallel zum Festival vom 17. bis zum 19. April statt. Alle Tickets und Pässe: www.lichter-filmfest.de.