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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Veranstaltung im Livestream zum 100. Geburtstag von Marcel Reich-Ranicki am 2. Juni

von Ilse Romahn

(02.06.2020) Vor 100 Jahren wurde Marcel Reich-Ranicki geboren. Bis heute gilt er als der berühmteste Literaturkritiker der deutschen Nachkriegszeit. Die zweite Hälfte seines bewegten und in jüngeren Jahren vom Grauen der Shoah geprägten Lebens verbrachte er in Frankfurt am Main, wo er im Jahr 2013 verstarb.

Aus Anlass seines 100. Geburtstags spricht die Frankfurter Kulturdezernentin und frühere Literaturkritikerin Ina Hartwig mit dem langjährigen Freund Reich-Ranickis und Vorstandsvorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Salomon Korn, über Leben und Wirkung dieses bedeutenden Zeitzeugen des Holocausts und großen Buch- und Literaturmenschen. Die Moderation übernimmt Shelly Kupferberg. Die Veranstaltung findet als Livestream statt und wird am Dienstag, 2. Juni, um 20 Uhr übertragen.

Weitere Informationen sowie den Streaming-Link gibt es unter https://jg-ffm.de/de/termine-neues/aktuelles/2020-06-02-diskussion-zum-100-geburtstag-von-marcel-reich-ranicki im Internet.

Kulturdezernentin Hartwig sagt: „Marcel Reich-Ranicki lebte trotz des Leidens, das ihm und seiner Familie im deutschen Namen angetan wurde, für und mit der deutschsprachigen Literatur. Mit Leidenschaft und Furor vermittelte er einem breiten Publikum, was seiner Ansicht nach gute von schlechter Literatur unterscheidet. Dezidiert in seinem Urteil, prägnant in den Formulierungen und unbeirrbar in seinen Passionen hat er Maßstäbe für die Literaturkritik nach 1945 gesetzt.“

Für viele Deutsche ist Marcel Reich-Ranicki bis heute der Inbegriff des Literaturpapstes schlechthin. Diese Prominenz verdankt er unter anderem seinen legendären Auftritten im Fernsehen, als er von 1988 bis 2001 das „Literarische Quartett“ leitete. Allerdings erfuhren die meisten seiner Zuschauer erst aus seiner Autobiografie „Mein Leben“, dass er und seine Frau Teofila unter dramatischen Umständen das Warschauer Ghetto überlebt hatten. Seine Eltern wurden in den Gaskammern von Treblinka ermordet. Nach dem Krieg verbrachten er und seine Frau eine Zeit in London und später dann wieder in Warschau. Seit 1958 lebte er mit seiner Familie in Frankfurt, wo er, mit einer Unterbrechung, für die Frankfurter Allgemeine Zeitung arbeitete. Er leitete seit 1973 die Literaturredaktion der FAZ. In dieser Funktion gründete er die „Frankfurter Anthologie“, die bis heute fortgeführt wird und ein Meilenstein in der Vermittlung von zeitgenössischer Lyrik ist. Durch seine Mitgliedschaft in der „Gruppe 47“ hat er im innersten Kreis der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur gewirkt. Seine Überzeugung eines Kanons großer Romane hat er zeitlebens vertreten. Viel zitiert wird der Beginn seiner Autobiografie, wo er die Literatur zu seiner einzigen Heimat erklärt. (ffm)