Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

Werbung
Werbung

Uraufführung der Mono-Oper `Der Titel - Die Reise nach Davos` in der Kammeroper Frankfurt

von Ilse Romahn

(28.10.2020) Die einaktige Mono-Oper "Der Titel - Die Reise nach Davos" wurde von dem Komponisten und Pianisten Stanislav Rosenberg für die Kammeroper Frankfurt eigens komponiert.

Titelplakat der Mono-Oper
Foto: Kammeroper Frankfurt
***

Konzipiert wurde das Werk schon ein Jahr vor den Corona-Einschränkungen; eigentlich um der klassischen Tradition der Einheit von Zeit, Raum und Handlung in diesem Operngenre für einen einzigen Sänger eine zeitgemäße Form zu geben und sie mit zeitgenössischem Inhalt zu füllen. Jetzt erscheint sie angemessener denn je, sowohl wegen der aktuellen Hygienebestimmungen für Opernproduktionen, als auch angesichts der Vereinzelung der Gesellschaft in Folge der Pandemie.

Thema ist die Freiheit einer Frau - und die Freiheit aller. In der klassischen Oper gibt es viele starke Frauenpartien, Frauen, die nicht nur nach Liebe, sondern auch nach Freiheit dürsten und davon singen. Seltsamerweise sind sie regelmäßig dem Tode geweiht: Bizets Carmen ist frei und stirbt. Verdis Aida will frei sein und stirbt. Puccinis Tosca mordet für die Freiheit und stirbt. Arthur Honeggers Jeanne d'Arc kämpft sogar mit einer ganzen Armee für die Freiheit und stirbt (wird aber immerhin nach ihrem Tod heiliggesprochen). Die großen Komponisten und das Publikum früherer Zeiten liebten die wunderbaren Arien freiheitsliebender Frauen - solange sie zum Aktschluss starben.

Unsere Heldin, die zeitgenössische Heldin der Mono-Oper von Stanislav Rosenberg, strebt im Gegensatz dazu erst gar nicht nach Freiheit. Oder vielleicht doch? Auf jeden Fall singt sie nicht darüber. Sie ist auf dem Weg nach Davos zum Zauberberg des Wirtschaftsgipfels. Wonach sie strebt, ist etwas scheinbar gänzlich Banales: nach einem Doktortitel - als Eintrittskare in den Zirkel der Macht. Denn sie weiß: nur Macht bedeutet wirkliche Freiheit. SIE hat nicht vor, am Opernende zu sterben.

Ebenso wie in Poulencs Telefonoper „Die Menschliche Stimme“ (auch dies eine Mono-Oper) tauchen am Telefon während ihres Reiseweges störende Elemente auf: Sehnsucht, Hass, Verstrickungen und Offenbarungen. All‘ das lässt sie vom geplanten Weg abkommen und leitet sie auf einen anderen, unvorhergesehen Weg. Der aber führt, anders als in der Opernkonvention, nicht zum Tod der Heldin, sondern zum Mord; von dem man jedoch nicht weiß, ob er in der Wirklichkeit stattfindet, oder nur in ihr.

Stilistisch bewegt sich diese Mono-Oper zwischen Groteske und Tragik, musikalisch in einem ironischen Mix aus Moderne, Minimal Music und Neo-Klassik. Die Protagonistin - gespielt und gesungen von Dzuna Kalnina - wird von einem Miniatur-Orchester, bestehend aus zwei Musikern mit vier Instrumenten, begleitet.

Mitwirkende sind Dzuna Kalnina und Ensemble der Kammeroper Frankfurt.

Uraufführung ist am 7. November, 19.30 Uhr, am Spielort Unitarische Freie Religionsgemeinde K.d.ö.R, Fischerfeldstraße. 16 in Frankfurt. 
Weitere Vorstellungen sind am 9., 10., 12. und Freitag 13. November 2020,  jeweils um 19.30 Uhr.

Vorverkauf nur unter Email pudenz@kammeroper-frankfurt.de

Zu erreichen ist der Spielort mit U-Bahn 4 und 5 bis Dom/Römer. Von dort aus 10 Min. Fußweg via Braubachstraße oder Mainkai.