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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Tatort: Balkon

„Ein mörderischer Unfall“ im Rémond-Theater

von Ingeborg Fischer und Karl-Heinz Stier

(14.09.2021) Er beherrscht das Bühnenbild und er fällt sofort ins Auge: der Balkon. Ein Vorhang kann ihn verbergen oder die Sicht auf ihn freigeben. In dem Krimi-Stück spielt er eine große Rolle. Ansonsten sind die Requisiten wie gehabt, ein Wohnzimmer mit Couch, Sesseln, Regalen und einem Schreibtisch, schick und hell.

Ein Delikt vom Balcon. Akteure Elisabeth Ebner, Ralf Stech, Francesco Russo
Foto: Helmut Seuffert
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Dort wird dem gespannten Zuschauer die etwas unglaubwürdige Geschichte erzählt vom perfekten Mord, bei der eine vom Publikum erwartete Leiche auf dem Balkon fehlt.

Zum Inhalt: Die erfolgreichen Krimi-Autoren für Plots im TV, Harold Kent (Ralf Stech) und Paul Riggs (Dieter Gring), haben jahrelang zusammengearbeitet.
Riggs liefert die Ideen, Kent recherchiert was überzeugend möglich wäre und schreibt. Doch er hat es satt, mit seinem Partner, der Alkoholiker und Spieler ist und zu Aggressionen neigt, weiterhin zu kooperieren. Aber Paul Riggs, notorisch in Geldnot, denkt nicht daran, das zu akzeptieren. Er weiß von Steuermanipulationen, die Kent getätigt hat und beginnt ihn zu erpressen. Kent, Besitzer der exklusiven Wohnung am Meer mit großem Balkon, der sich selbst verriegeln kann, beschließt Riggs umzubringen.

Wie genau der Mord geschehen kann, hat dieser ihm als „perfekten Mord“ für eine nächste Fernsehfolge schon genau geschildert. Emma Kent (Elisabeth Ebner), die überaus schicke Ehefrau, wird eingeweiht, und scheint trotz einiger Skrupel dann doch einverstanden zu sein. Gesagt, getan, Paul Riggs wird auf den Balkon gelockt, ausgesperrt – ohne Möglichkeit zu entkommen - und das Ehepaar geht auf eine 6-wöchige Reise in die USA. Als Emma und Harold Kent zurückkommen, findet sich allerdings Paul Riggs`Leiche nicht auf dem Balkon. Die Verblüffung ist groß und die Koffer noch nicht ausgepackt, da erscheint ein sehr merkwürdiger Inspektor namens Egan (Francesco Russo), der in offenem Trenchcoat an Columbo erinnert, nachbohrt und mit „Eine Frage hätte ich noch“ ganz nach der Art des Fernseh- Inspektors aus Los Angeles, nervt. Mehr sei nicht verraten, es wäre schade, hier viel vorwegzunehmen. Denn trotz einiger Schwächen in der Story war es ein amüsanter Rémond-Theater-Abend.

Ralf Stech mimte den überheblichen, langweiligen aber skrupellosen Harold Kent glaubwürdig. Von Dieter Gring hätten wir uns mehr erwartet. Mit der Rolle des Paul Riggs war die Möglichkeit geboten, den Alkoholiker, erfolglosen in Geldnöten steckenden Charakter besser heraus zu arbeiten. Die Rolle der Emma Kent hat wenig Gelegenheit zu großem Auftritt gegeben. Federnden Schrittes machte Elisabeth Ebner das Beste daraus. Sehr glaubwürdig war Francesco Russo als Inspektor Egan, was dann die Zuschauer zu Ende des Stücks verblüfft hat. Denn nichts ist bei „Ein mörderischer Unfall“ schlussendlich so, wie man annehmen konnte.

Regie führt Frank-Lorenz Engel. Bühnenbild Bettina Neuhaus. Kostüme Ulla Röhrs.

Weitere Vorstellungen bis zum 17. Oktober 2021 (Di-Sa um 20 Uhr, So 18 Uhr montags spielfrei.
Karten ab 19 Euro unter (069)435166 oder www.fritzremond.de