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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Spardosen-Challenge: Ali Oukassi setzt sich für Obdachlose im Bahnhofsviertel ein

von Bernd Bauschmann

(24.08.2022) Das Frankfurter Bahnhofsviertel macht in den letzten Monaten und Jahren immer mehr Schlagzeilen und es gibt eigentlich wenige Orte in Deutschland, die hiermit vergleichbar wären. Menschen die Frankfurt am Main von außerhalb besuchen, sind oft schockiert von den Zuständen und äußern nicht selten, dass sie so etwas noch nie zuvor gesehen hätten.

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Foto: PM / Privat
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Der Frankfurter Unternehmer Ali Oukassi, (Inhaber der E-Commerce Agentur eBakery), ist ebenso immer wieder aufs Neue schockiert von den Zuständen im Frankfurter Bahnhofsviertel. Der dritte Stadtteil von Frankfurt kommt aus den Negativschlagzeilen nicht heraus, das Viertel ist geprägt von Unrat, offenem Drogenkonsum, Gewalt und vor allem menschlichem Elend. Nun setzt sich Ali Oukassi mit einer Aktion für Obdachlose im Bahnhofsviertel ein und ruft andere dazu auf, es ihm gleichzutun.

Niemand lebt freiwillig auf der Straße
Für viele ist es unvorstellbar, wie es ist, auf der Straße zu leben, die wenigsten Obdachlosen im Bahnhofsviertel dürften freiwillig in diese Situation gekommen sein. Unabhängig von den persönlichen Schicksalen und Problemen, die jeden Einzelnen dahin bringen, wo er sich befindet, stellt vor allem der Umgang mit den Betroffenen ein großes Problem dar.

Ein nicht beabsichtigtes, aber exemplarisches Beispiel, macht deutlich, wie unsichtbar Obdachlose für die Gesellschaft sein können. Im März dieses Jahres wurde ein Obdachloser in der Moselstraße mit einem Greifarm auf die Ladefläche eines Kleinlastwagens der städtischen Abfallentsorgung gehoben und dadurch lebensbedrohlich verletzt. Er hatte sich zum Schlafen in eine Schaumstoffmatte gewickelt und sich in der Nähe eines Sperrmüllhaufens niedergelegt. Auch wenn es sich dabei um einen Einzelfall handelt, macht es deutlich, wie verzweifelt die Situation mittlerweile ist.

Leben in der Parallelwelt
Wer noch nicht selbst in der Gegend zwischen Taunusstraße und Niddastraße gewesen ist, kann sich kaum vorstellen, welches Bild sich einem dort offenbart. Prinzipiell ist es eine Art Parallelwelt, in der Drogen ganz offen konsumiert werden und Gewalt an der Tagesordnung ist. Die Verelendung des ganzen Stadtteils schreitet unaufhörlich voran, auch wenn die Problematik seit Jahren bekannt ist.

Die Situation ist nicht neu, wird aber immer deutlicher sichtbar. Anfang Juli machte ein Handy-Video in sozialen Netzwerken die Runde, in welchem ein offensichtlich Betrunkener von mehreren Personen ausgeraubt und niedergeschlagen wurde. Die Zeugen, die das Video aufnahmen, sahen sich allerdings nicht in der Verpflichtung, die Polizei zu alarmieren, diese erfuhr von dem Fall auch erst durch die sozialen Netzwerke. Das Opfer wurde ohne Bewusstsein in ein Krankenhaus eingeliefert.

Jeder kann seinen kleinen Beitrag leisten
Aufgrund der dramatischen Situation im Bahnhofsviertel hat sich Ali Oukassi für einen Aufruf entschlossen, nicht untätig zu bleiben und Obdachlosen Kleingeld zu spenden. Wenn alle Menschen es auf einmal spenden würden, so glaubt Ali Oukassi, würde das einen tatsächlichen Unterschied machen. Dazu geht er mit seiner eigenen Kleingeld-Spardose als Vorbild voran und möchte andere dazu ermuntern, bei der Spardosen-Challenge mitzumachen. Unter anderem auch über TikTok, wo dieses Video gerade viral geht.

Er selbst sagt dazu:

„Im E-Commerce läuft es gerade enorm gut und gleichzeitig wird es für Obdachlose in Frankfurt immer katastrophaler. Ich finde, es ist wichtig, Menschen, die gar nichts haben, mit einer Spende zu unterstützen und ihnen so etwas zurückzugeben. Fast jeder hat irgendwo zu Hause eine Box oder eine Dose mit Kleingeld herumstehen und kann seinen kleinen Beitrag dazu leisten.“

Dabei geht es Ali Oukassi jedoch nicht nur um das Überreichen kleiner Geldspenden an sich. Er sucht auch ganz aktiv das persönliche Gespräch mit den Menschen, hört sich ihre individuellen Geschichten an und ist bemüht Ihnen auch Ratschläge oder Ideen mit auf den Weg zu geben, sich selbst aus der Abwärtsspirale zu befreien. Schließlich geht es nur um die Spende, sondern auch um die Menschen.