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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Riesling trifft Äppelwoi in der Brentano-Scheune in Winkel

von Ingeborg Fischer und Karl-Heinz Stier

(27.09.2022) Das war für die rund 90 Gäste, die gekommen waren, um mitzuerleben, wie „e Rheingauer Mädche“ mit „em Frankforder Äppelwoi-Blues-Bub“ zurecht kommt, ein vergnüglicher Abend.

Bildergalerie
Eintrittskarte für die Kulturveranstaltung in der Brentonascheune in Winkel
Foto: Karl-Heinz Stier
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Gemeinsames Lustisch Gebabbel über die Leit von hibbe und dribbe vom Rhei und am Maa
Foto: Karl-Heinz Stier
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Ulrike Neradt versteht sich in ihren Liedern auf Rheingauer Mundart
Foto: Karl-Heinz Stier
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Rasiner Weisbecker kontiert mit Frankfurt (auf Frankfortter Jiddisch Platt)
Foto: Karl-Heinz Stier
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Ulrike Neradt und Rainer Weisbecker servierten dem Publikum, das bei Spundekäs und Wein erwartungsvoll und frohgestimmt der Dinge harrte, die da kommen sollten, alles, was man sich an so einem Mundartabend nur wünschen kann. Die Rheingauer Ulli ergänzte sich mit dem Frankfurter Barden Rainer aufs Beste. Die beiden haben sich offensichtlich gesucht und gefunden. Es gab von ihr Mundartunterricht wie man schwätzt, babbelt, mault, bischpelt, verzeelt, quasselt, quatscht, dischbediert oder duschelt. „Eribber unn enibber“ - so der Titel der Veranstaltung - wurde zur Freude der Zuschauer erzählt, gesungen und gereimt.

Weisbeckers Nachhilfe über jiddische Wörter im Frankfurter Dialekt wie meschugge, Maschores oder Zores war ebenso aufschlussreich wie Nerardts französische in der Rheingauer Mundart – Blümooo (Plumeau), Schees (Chaise) oder Ekwipaasch (Equipage). Wir kennen sie und verwenden sie sogar ab und zu heute noch. „Zores kann man machen, aber Zores kann man auch sein!“

Über Äppel-Strenzer, Tratschweiber und Schellekloppe erzählt Ulrike Neradt oder dass ihr chatroom als Kind die „Gass“ war. Über ihr Erlebnis als halbwüchsiges Mädchen mit dem „ZK im Kerchtermche“ will ich hier nichts verraten. Man kann es aber in ihrem Buch „Wie en Spatz in de Kniddele“ unbedingt nachlesen.

Rainer Weisbecker kontert punktgenau. Sein Gedicht über die Kindergärtnerin und das Kind, das „e Rabbelche“ machen muss, wie die Frankfurter Mundart (städtehessisch) mit dem Wort „als“ umgeht (er hat „als“ weiter geschwätzt) oder woher der Ausdruck „uff de Affestaa komme“ für „in die Psychiatrie kommen“ stammt, war nicht nur amüsant, sondern auch informativ.

Musik und Gesang kamen natürlich bei diesem Programm nicht zu kurz, Ulrike – als Chansonette besonders im Rheingau sehr bekannt – erfreute das Publikum zum Beispiel mit ihrem „E Stäußje am Häusje“. Und Rainer Weisbecker, der den Blues im Herzen trägt, begeisterte mit dem Äppelwoi-Blues, dem Baumarkt oder unter anderem mit „Hätt der Adam aus dem Apfel Äppelwoi gemacht“ das Publikum. Die gängigen Melodien waren leicht mitzusingen, und das wurde fröhlich getan.

Es war ein rundum gelungener Abend, denn schon Goethe hat gewusst, dass der Dialekt eigentlich das Element ist, in welchem die Seele ihren Atem schöpft!

Neradt, Weisbecker und das Publikum waren sich einig: Es gibt kaa Sprach uff de weite Welt, wo sich sonst noch des Wort Herz uff Ferz reimt!