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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Rheingau Literatur Preis 2022 an Katerina Poladjan

11.111 Euro und 111 Flaschen Rheingauer Riesling an Katerina Poladjan

von Ilse Romahn

(27.09.2022) Den Rheingau Literatur Preis 2022 erhielt die Schriftstellerin Katerina Poladjan für ihren Roman „Zukunftsmusik“. Die durch das Rheingau Literatur Festival initiierte Ehrung wurde in diesem Jahr zum 29. Mal vergeben. Die Auszeichnung ist mit 11.111 Euro und 111 Flaschen besten Rheingau Rieslings dotiert.

Preisträgerin Katarina Poladjan mit Urkunde und 111 Flaschen besten Rheingau Riesling
Foto: Ansgar Klostermann
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Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Rheingau Musik Festival e.V. stifteten je 5.000 Euro des Preises, der vom Relais & Chateaux Hotel Burg Schwarzenstein um 1.111 Euro ergänzt wurde. Die erlesenen Weine stammen aus den herausragenden Kellern des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter Rheingau.

Der Rheingau Literatur Preis wurde Katerina Poladjan im Rahmen des diesjährigen Rheingau Literatur Festivals am 25. September auf Burg Schwarzenstein von Staatssekretärin Ayse Asar (Hessisches Ministerium Wissenschaft und Kunst), Michael Herrmann (Intendant Rheingau Musik Festival), Andreas Platthaus (Künstlerischer Leiter Rheingau Literatur Festival), Claus Wisser (Vorstandvorsitzender Rheingau Musik Festival e.V.), Ernst Udo Grossmann (Geschäftsführender Gesellschafter Relais & Châteaux Hotel Burg Schwarzenstein) sowie Ingrid Datt (Verband der Prädikatsweingüter) verliehen. Die Laudatio hielt Shirin Sojitrawalla.

Die Jury begründete ihre Wahl folgendermaßen: „Mit ‚Zukunftsmusik‘ ist Katerina Poladjan ein vielstimmiges Gesellschaftsporträt gelungen. Es erzählt von einem einzigen Tag des Jahres 1985 in einer sowjetischen Gemeinschaftswohnung. Mittelpunkt sind Frauen aus vier Generationen einer Familie. Der Roman lotet im Zusammenspiel mit Motiven der russischen Literatur Schicksale aus, die mit dem Tod des Generalsekretärs Konstantin Tschernenko und dem Amtsantritt von Michail Gorbatschow vor einem Umbruch stehen: politisch wie privat. ‚Zukunftsmusik‘ erinnert an einen Moment der jüngeren Geschichte, in dem alles möglich schien.“

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn erklärte: „Gerade in Zeiten der Unsicherheit, von Krieg und Krise hat Literatur eine wichtige Rolle, ob sie sich nun als Diskursraum versteht, Alternativen zur Realität aufzeigt oder auch Zufluchten bietet. Katerina Poladjan berichtet in ,Zukunftsmusik‘ aus einer Gemeinschaftswohnung in der Sowjetunion zu Beginn der Ära Gorbatschow, deren Figuren sie wie auf der Theaterbühne inszeniert, mit Ausflügen ins Fantastische. Das ist vergnüglich und heiter – der Blick auf die Aufbruchsstimmung von Glasnost und Perestroika muss angesichts des Rückfalls Russlands in die Diktatur aber auch bedrücken. Ich gratuliere Katerina Palodjan herzlich zu dieser Auszeichnung!“

Katerina Poladjan wurde in Moskau geboren, wuchs in Rom und Wien auf und lebt in Deutschland. Sie schreibt Theatertexte und Essays, auf ihr Prosadebüt „In einer Nacht, woanders“ folgte „Vielleicht Marseille“, und gemeinsam mit Henning Fritsch schrieb sie den literarischen Reisebericht „Hinter Sibirien“. Sie war für den Alfred-Döblin-Preis nominiert wie auch für den European Prize of Literature und nahm 2015 bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt teil. Für „Hier sind Löwen“ erhielt sie Stipendien des Deutschen Literaturfonds, des Berliner Senats und von der Kulturakademie Tarabya in Istanbul. 2021 wurde sie mit dem Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund ausgezeichnet. „Zukunftsmusik“ stand auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse 2022.

Die Jury des Rheingau Literatur Preises setzt sich unter der Leitung von Andreas Platthaus zusammen aus Prof. Dr. Heiner Boehncke, Dr. Viola Bolduan (ehemalige Feuilletonchefin des Wiesbadener Kuriers), Dr. Alf Mentzer (Literaturredakteur des Hessischen Rundfunks) und Shirin Sojitrawalla (Literatur- und Theaterkritikerin).