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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Randbemerkung: Der Wahlkampf ist eröffnet

von Ingeborg Fischer

(03.09.2021) Jetzt säumen sie endlich die Straßen, hängen an jedem Laternenpfahl, an Zäunen oder an den für sie vorgesehenen Tafeln – die Wahlplakate. Ich dachte schon, dass auch der Wahlkampf coronabedingt ausfallen würde. Es sind nur noch knapp 4 Wochen bis zum Wahltermin. Und wenn man bedenkt, dass es immer mehr Briefwähler gibt, die sich ja viel früher entscheiden, ist es höchste Zeit.

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Wahlplakate gibt es seit über 100 Jahren, die einen ärgern sich über die Verschandelung von Straßen und Plätzen, andere warten gespannt darauf, mit welcher Botschaft die von ihnen favorisierte Partei in den Wahlkampf startet. Ja, sie sind altmodisch, aber nicht totzukriegen. Dass „Keine Experimente“ in den 50er Jahren der CDU sehr geholfen hat, halten viele für wahrscheinlich, und „Freiheit statt Sozialismus“ hat 1976 große Empörung hervorgerufen.

2021 sind wir weit entfernt von solchen Provokationen. Bezahlbare Mieten, Klimaschutz und Mindestlohn fordern fast alle. Die Plakate von Bündnis 90 sind wie gehabt: grüner Hintergrund, Sonnenblumen, und dieses Mal die Köpfe von  Baerbock und Habeck.  Olaf Scholz und die Wahlkreiskandidaten der SPD setzen auf einen tiefroten Hintergrund, und die Linke lässt eine Taube für einen starken Sozialismus fliegen. Der FDP-Lindner sagt aus „Nie gab es mehr zu tun“, dabei hätte er 2017 etwas tun können, hat aber gekniffen. Und der glücklose Kandidat der CDU, Armin Laschet, lacht auf den Wahlplakaten, was nach seinem Auftritt bei der Hochwasserkatastrophe  Assosazionen weckt, die er natürlich nicht möchte. Aber die Fotos für die Plakate sind ja schon viel früher gemacht  worden. Über die geschmacklosen Slogans der AFD gehe ich hinweg und verliere kein Wort darüber.

Dass auch wieder Babys und süße Kinder uns anstrahlen, sind wir mittlerweile gewohnt und ein Stilmittel, das jede Partei immer wieder einsetzt. . Die große Frage ist also: Nützen die Wahlplakate und  entscheiden sie eine Wahl? Man weiß es nicht genau. Fest steht, dass sie die letzte heiße Wahlkampfphase einläuten und die aktiven Parteisoldaten ungeheuer fordern. Denn wer zuerst da ist, hat für seine Slogans auch die attraktivsten Laternenpfähle und Plätze. Also sind sie zur Stelle – nachts- sobald die Plakatierung erlaubt ist. Früher musste  auch noch geklebt werden, das war ungeheuer mühsam und aufwendig. Aber über Generationen hinweg wurde plakatiert, und wie es aussieht, wird es auch weiterhin  so sein. Trotz Facebook und Instagram gilt im öffentlichen Raum: Guckt hin, wir sind da, es geht los! Botschaften oder klare Aussagen  vermitteln die Plakate allerdings leider wenige oder gar keine.

Nur  viel Awweit mache se de  Leut von de Parteie halt werklich, unn eigesammelt wern müsse se aach widder nach em 26.September!