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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Poesiefestival: TV-Stars feiern mit Bad Homburg spannende Weltliteratur

von Ilse Romahn

(14.01.2020) „Bad Homburg bietet auch 2020 Kino im Kopf, wie das Motto der Macher des Bad Homburger Poesie- und LiteraturFestivals treffend lautet. Rund um die Verleihung des Friedrich-Hölderlin-Preises am 7. Juni lesen große Stars aus Werken der Weltliteratur.

Bad Homburg erlebt dieses Festival zum 11. Mal. Wir freuen uns auf begeisternde Abende mit behutsam ausgewählten Texten und sorgfältig inszenierten Lesungen.“ Oberbürgermeister Alexander Hetjes kündigt mit Stolz das in dieser Form in Deutschland wohl einmalige Literaturfest an: Es findet vom 27. Mai bis 14. Juni an verschiedenen, besonderen Örtlichkeiten der Kurstadt statt.  

Nicht minder begeistert äußert sich Kurdirektor Holger Reuter: „Jedes Mal, wenn ich das neue Programm auf den Tisch bekomme, bin ich voller Spannung, welche Schauspielerin, welchen Schauspieler unser Impresario Bernd Hoffmann diesmal hat gewinnen können. Und was gelesen wird. Es ist wirklich nicht selbstverständlich, Top-Stars wie Andrea Sawatzki und Christian Berkel, Max Moor, Matthias Matschke, Hans Sigl, Marie Bäumer und Nina Hoss und gar Ben Becker und Heino Ferch nach Bad Homburg verpflichten zu können. Um nur einige zu nennen.“ 

Marie Bäumer und die „Aspekte“-Moderatorin Katty Salié sind die „neuen Gesichter“ beim Bad Homburger Poesiefestival. Und dazu die beiden Super-Stars der Super-TV-Serie „Babylon Berlin“: Volker Bruch und Peter Kurth. Der Vorstandsvorsitzende der Taunus Sparkasse, Oliver Klink, kündigt ein weiteres Highlight an: Während des Festivals kommen die Originalschriften Friedrich Hölderlins „nach Hause“ in den Tresor der Taunus Sparkasse in der Louisenstraße und können dort öffentlich besichtigt werden. 2020 jährt sich der Geburtstag des großen deutschen Dichters, der mehrere Jahre in Homburg vor der Höhe lebte, zum 250. Mal. 

Das Festival-Programm
Im Mittelpunkt des Poesiefestivals steht im Gedenkjahr natürlich die Verleihung des Friedrich-Hölderlin-Literaturpreises der Stadt Bad Homburg. Sie findet am Todestag Hölderlins, am Sonntag, 7. Juni, statt. Der Träger für das Jahr 2020 steht noch nicht fest. Die Jury tagt im Laufe des Winters. Wegen der Besonderheit dieses Tages hat Bernd Hoffmann außerdem für den Abend eine Lesung mit Musik in der Erlöserkirche geplant. Auch hier stehen Einzelheiten noch nicht fest, werden aber bald mitgeteilt. 

Die Sonderveranstaltung am 2. April zum Auftakt des Festivals verspricht erneut, spektakulär zu werden: Ben Beckers mächtige Stimme füllt die Erlöserkirche und das mit der von ihm selbst konzipierten Solo-Performance „Ich, Judas“. Sie basiert auf Texten von Walter Jens und Amoz Oz. Becker hinterfragt in seiner Rezitation wortgewaltig die gängige Beurteilung des als Verräter gesehenen Apostels und führt zu überraschenden neuen Einsichten. Für seine unkonventionellen Stoff-Deutungen und seine subtile Sprachkunst ist das darstellerische Kraftwerk Ben Becker bekannt. Das neue Bühnenereignis war im Berliner Dom schon über ein Dutzend Mal ausverkauft. (Tickets 20 Euro bis 58 Euro) 

Seine Verkörperung des Kommissars Gereon Rath in der weltweit beachteten Sky-Serie „Babylon Berlin“ sowie eine der Hauptrollen in der großen dreiteiligen Weltkriegs-Saga  „Unsere Mütter, unsere Väter“ des ZDF machten Volker Bruch über Nacht dem ganz großen Publikum bekannt. Nun debütiert er am 27. Mai zur Festival-Eröffnung im Kurtheater, und zwar mit einem Kultbuch: Hermann Hesses „Siddhartha“. Die weltbekannte Legende erzählt die fiktive Lebensgeschichte Buddhas, den steinigen Weg eines jungen Menschen von Selbstbefreiung aus Fremdbestimmung hin zu Toleranz, innerem Frieden und Selbstbestimmung inmitten des ständigen Wandels der Dinge. 

Erstmals dabei ist auch Marie Bäumer. Die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin erhielt zuletzt für ihre sensible Verkörperung von Romy Schneider im Kinofilm „3 Tage in Quiberon“ den deutschen Filmpreis für die beste weibliche Hauptrolle. In Bad Homburg hat sie die romantisch-realistische Novelle „Die Dame mit dem Hündchen“ von Anton Tschechow sowie weitere russische Liebesgeschichten dabei. Und welcher Ort eignet sich besser für eine solche Lesung als die historische, elegante Villa Wertheimber im Gustavsgarten!? Der Termin ist Donnerstag, 28. Mai. (Tickets 35 Euro bis 43 Euro) 

Romantisch wird es auch einen Tag später, 29. Mai: Open-Air am Abend im Schlosshof, mit Märchen und mit Andrea Sawatzki und Christian Berkel! Das populäre Schauspieler-Ehepaar, beide bekennende Literatur-Fans und selbst Autoren, wird das Publikum mit einer spektakulären und musik-illuminierten Märchenlesung verzaubern, unter anderem mit „Die Schöne und das Tier“ (die Vorlage für den Disney-Klassiker) und weiteren Märchen aus Frankreich und Italien. (Tickets 50 Euro bis 57 Euro) 

Am Mittwoch, 3. Juni, folgt im Hotel Steigenberger wiederum ein Debüt – in zweifacher Hinsicht: Katty Salié tritt zum ersten Mal beim Poesiefestival auf, und sie ist keine Schauspielerin. Die Literaturwissenschaftlerin arbeitet als Fernsehjournalistin und seit vielen Jahren als sehr beliebte Moderatorin des ZDF-Kulturflagschiffs „Aspekte“. Sie kommt mit einem ganz besonderen Text: „Wer wir waren“ von Roger Willemsen. In ihm hat ihr Fernseh-Kollege kurz vor seinem allzu frühen Tod 2016 ein ebenso aufrüttelndes wie poetisches Bild unserer aktuellen sowie der kommenden Gesellschaft entworfen, ein Buch, das die Gegenwart aus der Zukunft betrachten wollte. Eine erkenntnisreiche und leidenschaftliche Mahnung! (Tickets 39 Euro) 

Wenn „Don Camillo und Peppone“, dann in einer Kirche! Bernd Hoffmann hat für den 5. Juni St. Marien gewählt und dazu einen Mann, der überzeugend sowohl in die Figur des italienischen Dorfpfarrers als auch in die des kommunistischen Bürgermeisters schlüpfen kann, nämlich Max Moor, dessen Charisma beim Vorlesen in Bad Homburg bestens bekannt ist. Seine Beratung mit dem Altarbild von Christus wird ebenso legendär sein, wie sie es in dem alten Kinofilm war. (Tickets 12 Euro bis 44 Euro) 

Zweifellos zu den Höhepunkten des Poesiefestivals – das im Grunde nur aus Höhepunkten besteht – gehört der Auftritt von Heino Ferch am 6. Juni. Nicht nur, weil er zu den ganz Großen seiner Zunft zählt, sondern vor allem weil er selten live erlebt werden kann. In Bad Homburg kehrt er für einen Abend zurück auf die Bretter, die die Welt bedeuten, und liest im Kurtheater mit Lion Feuchtwangers farbenprächtigem Roman „Goya“ eine Künstler-Biografie von Weltgeltung: Wie sich das junge spanische Malergenie Ende des 18. Jahrhunderts Zutritt zu adligen Kreisen verschafft, über seine leidenschaftliche Liaison mit der Herzogin von Alba, die er als nackte Maya malt und damit die Inquisition auf sich aufmerksam macht, wie Francisco de Goya vom gefälligen Künstler und unbedarften Höfling über die Schrecknisse der Französischen Revolution schließlich mit düsteren realistischen Kriegsbildern zum gnadenlosen Chronisten seiner Zeit und visionären Vorreiter der Moderne reift – das ist großes Kino! Der deutsch-spanische Flamenco-Star Rafael Cortes begleitet die Lesung mit herausragender Gitarrenkunst, Bildwerke von Goya im Bühnen-Hintergrund schaffen anschauliche Denkräume. (Tickets 24 Euro bis 57 Euro) 

Schon im vergangenen Jahr befanden Bernd Hoffmann, dass der nicht zuletzt aus dem ZDF-Blockbuster „Professor T.“ bekannte Matthias Matschke wegen seiner Mimik, die er auf undurchdringlich stellen kann, geradezu prädestiniert ist für unheimliche Geschichten (damals von Edgar Allan Poe). Am Mittwoch, 10. Juni, liest er nun im Güterbahnhof aus dem Gruselklassiker „Frankenstein“ von Mary Shelley. Der Roman ist mehr als gruselig: Er erzählt, wie das künstlich erschaffene Wesen ob seiner Hässlichkeit aus menschlicher Gemeinschaft ausgeschlossen bleibt und sich in ein Monster verwandelt. In Zeiten künstlicher Intelligenz stellt das Geschehen unerwartet zeitgemäße Fragen. Mit dabei auch wieder die Virtuosin Vivi Vassileva mit Marimba und Percussion. (Tickets 35 Euro bis 50 Euro) 

Die vielfach preisgekrönte Schauspielerin Nina Hoss (u.a. „Das Mädchen Rosemarie“ und „Die weiße Massai“) kommt am Donnerstag, 11. Juni, nach Bad Homburg. Im Güterbahnhof liest sie aus Harper Lees Klassiker „Wer die Nachtigall stört“ und schlüpft in die Rolle der Protagonistin, die über Kindheit, Heranwachsen und Rassismus in den Südstaaten der USA in den 30er-Jahren erzählt. Der 1961 veröffentlichte Roman wurde mehrfach verboten und zählt zu dem meistverkauften Büchern in den USA. (Tickets 34 Euro bis 44 Euro) 

Der „Bergdoktor“! Hans Sigl, dem Liebling der Fernsehzuschauer, der beim Poesiefestival schon mit seinen Schnitzler- und Zweig-Lesungen schwer beeindruckte, wird diesmal im Kurtheater die ganz große Bühne bereitgestellt (Samstag, 13. Juni). Nun für Thomas Manns „Die Bekenntnisse der Hochstaplers Felix Krull“, der Geschichte eines jungen Außenseiters, der nach gesellschaftlichen Aufstiegsmöglichkeiten sucht und mit spöttischem Blick hinter die Fassade der wilhelminischen Bürgerlichkeit blickt. (Tickets 25 Euro bis 57 Euro) 

Für die letzte Lesung am 14. Juni hat Bernd Hoffmann den Berliner Schauspieler Peter Kurth gewinnen können, dessen Karriere erst spät startete, der aber Bildschirm und Bühne mit kolossaler Präsenz füllt. Er spielte unter anderem als Kommissar Wolter in „Babylon Berlin“ neben Volker Bruch und war in jüngster Zeit in Ulrich Tukurs „Tatort“ zu sehen. Den Festival-Abschluss, der als Matinee – Beginn 12 Uhr – in der Francois-Blanc-Spielbank stattfindet, gestaltet Peter Kurth mit Henry Miller. „Das Lächeln am Fuße der Leiter“ ist eine magische Fabel über Träume und die Dinge des Lebens, bei denen das Lachen oft aus Tränen geboren wird. Peter Kurth schlüpft in die Rolle des Zirkusclowns August, der nach dem Sinn des Lebens sucht. (Tickets 44 Euro) 

Die Lesungen des Poesie- und LiteraturFestivals beginnen in der Regel um 19.30 oder 20 Uhr. Alle werden mit passenden Musik-Darbietungen untermalt, und stets stehen die Protagonisten im Anschluss für Autogramme bereit. Eine Weihnachtsveranstaltung wird es 2020 ebenfalls geben. Näheres steht allerdings noch nicht fest, wird aber im November mitgeteilt. 

Eintrittskarten sind erhältlich in der Tourist Info + Service im Kurhaus, Tel. (06172)1783710, E-Mail tourist-info@kuk.bad-homburg.de, oder bei Frankfurt Ticket, Tel. (069)1340400 oder www.frankfurt-ticket.de

www.bad-homburger-poesie-und-literaturfestival.de.