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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Pfälzer Wein im Kabinett

Verkehrsminister Wissing erhält den "Goldenen Winzer"

von Michael Hoerskens

(27.01.2023) Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing bekam in Bad Dürkheim den Orden „Goldenen Winzer“ verliehen. Die Auszeichnung erhalten Personen, die sich beim Thema Wein verdient gemacht haben. Bei der Feier mit Galaabend und Eintrag ins Goldene Buch der Kurstadt erwähnte der Minister einige Verkehrsprojekte, auch eines, welches die Region Frankfurt betrifft.

Volker Wissing trug sich in das Goldene Buch der von Bad Dürkheim ein, Bürgermeister Christoph Glogger (rechts daneben) informierte den Preisträger über die Vorzüge der Kurstadt.
Foto: Hörskens
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Beim Eintrag in das Goldene Buch präsentierte Bürgermeister Christoph Glogger dem Gast in einem Überblick die interessante Geschichte und die vielen Highlights der Kurstadt. Gleich im Anschluss informierte Volker Wissing über seine Affinität zum Kulturgut Wein: „Ich stamme aus einem Familienweingut in der Südpfalz“, berichtete der gebürtige Landauer. Dort hat er seinem Vater öfters über die Schulter geschaut und auch mit angepackt. „Ich habe im An- und Ausbau selbst Erfahrungen im eigenen Weingut gesammelt“, teilte der Bundesverkehrsminister mit. „Es ist eine sehr erdende Erfahrung, den Wein wachsen zu sehen, ihn zu ernten, im Keller auszubauen und dann im Glas zu genießen.“ Und dann noch dies: Wie man bei der Recherche erfährt, durfte der derzeitige Bundesverkehrsminister sogar mit zehn Jahren eine Runde mit dem Trecker durch den Wingert fahren. Zu seinen bevorzugten Rebsorten teilte Wissing mit: „Für einen trockenen, mineralischen Riesling kann ich mich ebenso begeistern wie für einen eleganten Spätburgunder.“

Seine Fachkenntnisse in Sachen Rebensaft konnte Wissing später bei seiner politischen Laufbahn anwenden. Er war von 2016 bis 2021 rheinland-pfälzischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Weinbau. „In dieser Funktion konnte mir mit meinem Hintergrund natürlich keiner ein X für ein U vormachen“, erklärte der 52-Jährige in Bad Dürkheim. Nach seinem Wechsel nach Berlin ins Bundeskabinett ist er dem Thema treu geblieben: „Ich schenke in meinem Ministerium gerne Pfälzer Wein aus und fühle mich auch durch die Auszeichnung zum Goldenen Winzer als Weinbotschafter“, so Volker Wissing.

Seit über einem Jahr ist er nun Bundesverkehrsminister. Zu dieser Thematik äußerte er sich ebenfalls bei der Preisverleihung. Zunächst teilte er mit, dass die geplanten Umgehungsstraßen nördlich von Bad Dürkheim auf einem guten Weg seien. Im Gespräch mit Frankfurtlive.com sprach er dann auch über ein Bahnprojekt, welches auch die Region Frankfurt betrifft: die Sanierung der Riedbahnstrecke zwischen Frankfurt und Mannheim ab Juli 2024, Diese Baumaßnahme mit Vollsperrung auf dem extrem überlasteten Schienenweg in Südhessen wird nicht nur entlang der Route für erhebliche Einschränkungen im Nahverkehr sorgen.

„Nach der Fußball-Europameisterschaft 2024 wird die Strecke ab Juli für fünf bis sechs Monate total gesperrt“, sagte Volker Wissing. Eine Sanierung bei laufendem Betrieb sei nicht möglich gewesen, unterstrich er.  „Wir haben für diese wichtige Nord-Süd-Verbindung ein Hochleistungskonzept entwickelt, erklärte der Bundesverkehrsminister. Hier flitzen ICEs von und nach Hamburg oder München, nach Zürich und Paris. Internationale Güterzüge rollen zwischen Nordsee und Mittelmeer, von Rotterdam über Basel bis Genua.

„Die Riedbahnroute wird auf den aktuellsten technischen Standard modernisiert, also auch digitalisiert“, betonte der FDP-Politiker. So etwa sollen 1200 Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik erneuert werden, 152 Weichen und  vier Bahnübergänge, dazu werden gut zehn Kilometer Lärmschutzwände erstellt. Zudem sind neue Überholmöglichkeiten für Züge geplant. Nicht zuletzt werden 20 Bahnhöfe entlang der Strecke renoviert. Die Kosten der Generalsanierung der Riedbahn beziffert die Deutsche Bahn übrigens auf rund 500 Millionen Euro.

„Die Sperrung der Strecke wird derzeit schon vorbereitet“, berichtete Wissing in Bad Dürkheim. Und auch über Ausweichstrecken ist bereits intensiv nachgedacht worden. Eine Route führt von Mainz nach Mannheim, eine andere von Frankfurt über Darmstadt, entlang der Bergstraße via Bensheim und Weinheim nach Mannheim.

Doch bei letzterer Strecke gibt es schon jetzt Probleme: Der Bahnhof Weinheim hat für den Güterverkehr nur noch zwei Überholgleise. Die übrigen fünf Gleise wurden zurückgebaut. Auf den Flächen stehen jetzt Wohnhäuser und Häuser mit Geschäftsräumen. Am Bahnhof Zwingenberg (Bergstraße) wurde nach dem Brand in einem Stellwerk ein Überholgleis nicht wieder gebaut. Und auf dem Streckenabschnitt Heppenheim-Laudenbach ist seit 25 Jahren eine 4,5 Kilometer lange Langsamfahrstelle. Dieser Bereich war früher mit Tempo 160 befahrbar, jetzt sind maximal 120 Stundenkilometer erlaubt. Diese Bergstraßen-Route hat also ebenfalls mit Überlastungen zu kämpfen, Verspätungen kommen daher jetzt schon öfters vor. Eine weitere Alternative: „Wir richten einen Schienenersatzverkehr mit Bussen ein“, teilte Volker Wissing mit. Im Nahverkehr sollen die Busse täglich bis zu 200 Zugverbindungen ersetzen.

Und auch über die Pläne zur Reaktivierung der Bahnstrecke vom saarländischen Homburg ins pfälzische Zweibrücken informierte der Bundesverkehrsmister kurz. „Ich habe damals als rheinland-pfälzischer Verkehrsminister mit der jetzigen saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger verhandelt“, berichtete Volker Wissing. „Und ich habe ich bereit erklärt, einen Teil der Kosten für das Saarland zu übernehmen.“ Die reaktivierte und dann auch elektrifizierte Strecke, auch eine Verlängerung der S-Bahnlinie 1, sollte ursprünglich 2024 eröffnet werden. Die Deutsche Bahn hat jedoch kürzlich mitgeteilt, dass teils noch Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern in die Pläne eingearbeitet wurden. Dadurch verzögere sich die Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Homburg und Zweibrücken wohl bis 2026.

Nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Bad Dürkheim und den Erläuterungen zu Verkehrsprojekten gab es im Kurhaus der Stadt bei einer Gala die offizielle Verleihung des „Goldenen Winzers“. Volker Wissing ist nun 48. Träger des Ordens, der von der Karnevalsgesellschaft „Derkemer Grawler“ seit den 1970er Jahren vergeben wird. Illustre Namen zieren die Liste: Angefangen vom einstigen Bundeskanzler Helmut Kohl über Ex-Ministerpräsident Kurt Beck und dessen Nachfolgerin Malu Dreyer , Fußball-Prominenz wie Fritz Walter und Weltschiedsrichter Markus Merk, über Leinwandstars von einst wie Maria Schell und Gert Fröbe, Tatort-Kommissar Dietmar Bär, auch Astronaut Ulf Merbold und Karl Kardinal Lehmann bis hin zum international renommierten hessischen Magier Nicolai Friedrich.

Zu der Auszeichnung wurde Volker Wissing ein einjähriges Weinkontingent mit edlem Riesling vom Weingut Fuhrmann-Eymael überreicht. Und es gab an diesem Tag für den Bundesverkehrsminister noch einen kleinen historischen Nachhilfekurs von Bürgermeister Christoph Glogger: Der Rathauschef berichtete, dass auf der Bad Dürkheimer Limburg Kaiser Konrad II. im Jahr 1038 auf einer Synode bestimmt hat, dass es nur vier Adventssonntage gibt. Er war nämlich erbost, dass er auf seinen Reisen erleben musste, dass anderswo fünf oder sechs Adventssonntage gefeiert wurden.  Für Wissing war diese Tatsache neu. Er konterte jedoch weihnachtlich: „Aus meiner Geburtsstadt stammte Thomas Nast“. Dies war derjenige Zeichner, der aus Landau in die USA ausgewandert war und dort den Santa Claus bildlich entworfen hat, und mit dessen Figur noch heute der Weihnachtsmann weltweit identifiziert wird. Die Ausstrahlung der Pfalz ging, wie diese Beispiele zeigen, also rund um den Globus. Und für beide Politiker endete die geschichtliche Rückblende an diesem Abend mit einem gerechten Unentschieden.