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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Norwegen: mit der Havila Capella exklusiv und umweltfreundlich in den Geiranger Fjord

von Karin Willen

(05.04.2022) Seit März können Kreuzfahrer auf der berühmten Postschiffroute die Königin der Fjorde erstmals im winterlichen Kleid besuchen. Das UNESCO-Weltnaturerbe zeigt sich dann rau, entrückt und menschenleer. Auf der Fahrt informieren Fjord Ranger profund über die Besonderheiten des Geiranger Fjords.

Bildergalerie
Ohne Touristenrummel in den Geiranger Fjord: exklusiver Besuch des UNESCO Weltkulturerbes im Winter
Foto: Karin Willen
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Postkartenidylle: Der Hafen von Geiranger wirkt im Winter verlassen und seltsam entrückt
Foto: Karin Willen
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Erster Überblick: Aussichtskanzel am Ende des Wasserfallweges
Foto: Karin Willen
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Aussichtspunkt Flydalsjuvet: Blick über das 200-Seelen-Dorf und den engen Fjord
Foto: Karin Willen
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Mit Begeisterung für die Natur und Kultur profundem Wissen: Fjord Ranger erklären die Besonderheiten des Geiranger Fjordes
Foto: Karin Willen
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Steil aufragende Felswände, tiefgrün bis blau blitzendes Wasser und unzählige Wasserfälle: Der 15 Kilometer lange und bis zu 260 Meter tiefe Geiranger Fjord im Westen Norwegens gilt nicht nur als der schönste Fjord der Welt. Eine Fahrt zwischen den Felswänden offenbart auch ein besonderes Kapitel der Entstehung der Welt. Ganze 2,5 Millionen Jahre kerbten Flüsse hier steile und tiefe Täler entlang geologischer Schwachstellen in die Berge. Gletscher der Quartäreiszeit formten sie zu sogenannten Trogtälern, in das Meerwasser seinen Weg fand. An den vergleichsweise warmen Bergketten entwickelte sich eine einzigartige Flora, die bald auch seltene Tiere anzog. So entstand Norwegens berühmtes Naturwunder: eine einzigartige Landschaft, die Hochgebirge und Meer vereint.

Vor der Pandemie tummelten sich in den Sommermonaten bis zu 900.000 Kreuzfahrt- und Postroutenpassagiere im Jahr in diesem Meeresarm. Vor allem die „Sieben Schwestern“ an der Nordseite des Fjords und der gegenüberliegende „Freier“ zogen das Publikum in den Bann. Nach der Schneeschmelze zeigten sich die sieben nebeneinander herabstürzenden Wasserfälle in ihrer ganzen mystisch-nebligen Wucht. Im Winter war der Fjord dagegen wegen der Gefahr von Lawinen, die im Wasser zu hohen Wellen führen können, kaum beschiffbar. Mittlerweile hat der Klimawandel den Wasserfällen vom Frühjahr bis Sommer ihre Naturdramatik genommen – und der winterlichen Schifffahrt ihre Gefahr. Das eröffnete Havila Kystruten, dem neuen Anbieter auf der Postschiffroute entlang der norwegischen Küste, zwischen März und Mai einen Ausflug in die spektakuläre Winterlandschaft.

Norwegens Naturwunder mit den Fjord Rangern

Für zehn Stunden legt die Havila Capella auf ihrer Fahrt in den hohen Norden in der Jugendstilstadt Alesund an. Da bleibt genug Zeit für die neu entwickelte Katamaran-Tour zum 100 Kilometer entfernten Geiranger. Havila hat sich dafür mit Geiranger Fjordservice zusammengetan. Deren speziell ausgebildeten Fjord Ranger begleiten die Ausflügler und berichten auf der dreistündigen Hin- und Rückfahrt von der besonderen Geologie und Geschichte der Fjorde. Damit bringen sie den Touristen Norwegens Naturwunder deutlich näher, als es die klassische Sightseeingtour zu den „Sieben Schwestern“, der Adlerstraße mit ihren verwegenen Haarnadelkurven und dem Bus-Stopp für Selfies an einem der Aussichtspunkte hoch über dem Fjord je könnte.

Im kleinen Dorf am Ende des gleichnamigen Fjords geht es vom verlassen wirkenden Hafen über die 326 Stufen des Wasserfallwegs hinauf zum Norge Fjordcenter. Was die Fjord Ranger auf dem Katamaran über das beschwerliche Wirtschaften der Menschen sowie die Tier- und Pflanzenwelt erzählt haben, vertiefen das Museum und die eindrucksvolle Bildershow im Besucherzentrum begreifbar und anschaulich. Zum Programm gehört natürlich auch der Aussichtspunkt Flydalsjuvet oberhalb des 200-Seelen-Dorfs. Von oben zeigt sich die zerklüftete Fjordlandschaft im Winterschlaf. Das blaue Meer schimmert zwischen schneebedeckten Berggipfeln. Im Hafen ankert einsam der Katamaran von Geiranger Fjordservice. Nur die „Taxis Mama“, die die Kinder von der Schule abholen, zeigen, dass das Leben hier auch im Winter weitergeht. Für die Fjord Ranger ist das „eindeutig die schönste Jahreszeit im Geiranger Fjord“. Als wollte die Sonne dieses Urteil über den winterlichen Ausflug ins Weltnaturerbe bekräftigen, geht sie auf der Rückfahrt zur Havila Capella spektakulär glutrot unter.

Ruhiger Landschaftsgenuss per Postschiff

Die Postschifffahrt unterscheidet sich deutlich von der klassischen Kreuzfahrt: Die eigens für die Route gebauten Schiffe schlängeln sich landnah durch die Fjorde und Sunden von Bergen die Küste entlang bis hoch in den Norden nach Kirkenes nahe der russischen Grenze. Ohne Bespaßung und Remmidemmi. Im Jahr 1893 war die Schifffahrt nach Fahrplan die einzige sicher Verbindung von Süd nach Nord. Noch heute nehmen die Schiffe in 34 Häfen Passagiere, Fracht und Post auf. Sogar für den Gefangenentransport steht wie in alten Zeiten noch eine Zelle zur Verfügung. Und im Waschraum können die Passagiere ihre Wäsche waschen, trocknen und bügeln. Langst ist die Postschifffahrt dank Straßen- und Flugnetz nicht mehr die einzige zuverlässige Verbindung in Norwegen. Mit der neuen Schiffsgeneration von Havila im Hybridbetrieb zwischen LNG und Batterie ist sie aber eindeutig die am wenigstens umweltschädliche. Und die Passagiere profitieren in ihren 197 Kabinen davon, dass sich die Reeder stärker auf Touristen eingestellt haben.

Vom Whirlpool auf imposante Fjorde blicken

Die Route gilt als die schönste Seereise der Welt. Für Kreuzfahrer ist das Vorbeiziehen an der sehr abwechslungsreichen Küste das Ziel. Imposante Fjorde und einsame Fischerdörfchen wechseln sich ab mit idyllischen Schären vor gewaltigen Bergmassiven und interessanten Küstenstädten. Whirlpools an Deck, Sauna, Fitnessräume mit Aussicht und Vorträge über Land und Leute im Konferenzraum bieten neben den à la Carte servierten regionalen Mahlzeiten in zwei Restaurants, Café und Bar die Abwechslung vom Landschaftsgenuss.

Die Hälfte der Seereise führt durch arktische Breitengrade, wo im Winter nachts das faszinierende Nordlicht am Himmel wabert und im Sommer die Mitternachtssonne die Nacht erhellt. Entsprechend verbringen die Passagiere viel Zeit an Deck, vorn in der Aussichtslounge oder an den vielen back- und steuerbord gelegenen Lounges mit bodentiefen Fenstern: einfach nur schauen, beobachten, wie schnell das Wetter wechselt, sinnieren, ins Gespräch mit anderen kommen oder strickend die Landschaft in aller Ruhe an sich vorbeiziehen lassen. Verwegene mummeln sich im Winter ein, um sich an Deck bei Wind und Wetter zu spüren. Phantasiebegabte träumen sich beim Anblick schneeweißer Bergketten auf dem Weg ins Reich der schönen Schneekönigin.

Umweltfreundlich unterwegs

Havila Kystruten sind nach dem Willen der norwegischen Regierung seit Dezember 2021 „die Neuen“ im Liniendienst entlang der norwegischen Küste. Laut Staatsvertrag sind die beiden Reedereien Hurtigruten und Havila Kystruten jetzt zum emissionsarmen Betrieb verpflichtet. Die neue, umweltfreundlich mit Hybridantrieb aus LNG und Batterie ausgestattete Havila Capella fährt dank Stabilisatoren ruhig sowie lärmarm bis lärmfrei. Zwei gigantische Batterieanlagen werden nach dem sogenannten Peak Shaving Prinzip während der Fahrt aufgeladen, wenn die Motoren im LNG-Betrieb weniger Energie brauchen. Sie werden zugeschaltet, wenn das Schiff in rauer See auf höheren Schub angewiesen ist. Voll aufgeladen können die Batteriepacks das Schiff vier Stunden emissionsfrei voranbringen, also auch direkt in Geiranger anlegen. Strom tankt die Capella, wo es geht, an Land aus Wasserkraft und gewinnt es aus Abwärme des Schiffes. Wasser wird weitgehend durch Wärmerückgewinnung aufgeheizt, Brauchwasser gereinigt abgelassen. Ein neues à la Carte-Konzept mit vielen kleinen Portionen bei den Mahlzeiten reduziert den Lebensmittelabfall.

Am 4. April  wurde das neue Plug-in-Hybridschiff in Oslo auf der Ocean Leadership Conference mit dem "Next Generation Ship Award" ausgezeichnet. Der Innovationspreis würdigt das komplexe und differenzierte Energiemanagementsystem, das von der Brücke aus gesteuert wird. Das umweltfreundliche und energieeffiziente Schiff ist zudem gerüstet für Wasserstoff als Energieträger. Mit demselben Konzept wird auch das Schwesterschiff Havila Castor ab Mai die legendäre Postschiffroute bedienen. Zwei weitere Schiffe sollen später folgen.