Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

Werbung
Werbung

"Monologe" in der Alten Oper am 4. Oktober

von Ilse Romahn

(25.09.2020) Ein Tag für Alleingänge: „Monologe“ nennt sich ein neues Format, das die Alte Oper Frankfurt in Anpassung an den Spielbetrieb in Coronazeiten kurzfristig neu entwickelt hat. Ein Künstler allein mit seinem Instrument oder seiner Stimme auf dem Podium des Großen Saals, so lautet schließlich das Setting, wenn am Sonntag, 4. Oktober 2020, gleich an drei Terminen solistische Kunst im Zentrum steht.

Bildergalerie
Christian Tetzlaff
Foto: Giorgia Bertazzi
***
Daniel Müller-Schott
Foto: Uwe Arens
***
Ulrich Matthes
Foto: Privat
***

Es sind bekannte Größen ihres Faches, die die drei jeweils gut einstündigen Konzerte um 15.00 Uhr, 17.30 Uhr und 20.00 Uhr gestalten und dabei Meisterwerke der Musik auf Weltliteratur treffen lassen: Der Geiger Christian Tetzlaff, der Cellist Daniel Müller-Schott und der Schauspieler Ulrich Matthes teilen sich an jedem der drei Termine die Bühne und führen das Publikum mit ihren Mitteln in konzentrierte Mikrokosmen ein.

„Bach – Schiller – Bartók“ lautet die Kombination im Nachmittagskonzert um 15.00 Uhr. Die musikalischen Grundpfeiler bilden dabei Bachs dritte Suite für Violoncello und Béla Bartóks Sonate für Violine solo, zwei Schlüsselwerke der Sololiteratur. Es sei die wichtigste Komposition für Solovioline seit Bachs Chaconne, sagte Yehudi Menuhin, Interpret der Uraufführung im Jahr 1944, über Bartóks letztes Kammermusikwerk, zugleich eine deutliche Hommage an den Barockmeister. Auch für das Solocello bildet Bachs Schaffen nach wie vor eine feste Referenzgröße, die Solosuiten sind bis heute Prüfsteine für jeden Cellisten geblieben. So kehrt auch Daniel Müller-Schott immer wieder zu ihnen zurück. „Diese visionäre Freiheit der Musik einerseits und die mathematische strenge Ordnung“, sagt er, „stehen eigentlich im Widerspruch - und irgendwie auch wieder nicht. Die Musik bringt das zusammen. Ich habe es immer wieder erlebt, wenn ich die Solo-Suiten von Bach spiele, dass auch Menschen, die noch nie von klassischer Musik gehört haben, unglaublich bewegt sind. Das ist ein großes Geheimnis der Bach'schen Musik: Sie erreicht die Menschen.“

Von Rang sind auch die literarischen Werke, die der Schauspieler Ulrich Matthes im Mittelteil rezitiert: In den Monologen aus „Don Karlos“, den „Räubern“ und „Wilhelm Tell“ und in der Ballade „Der Handschuh“ von Friedrich Schiller geht es in kraftvollen Worten um Ehre und Macht – und um den ein oder anderen Mordplan.

Von Bach ins 20. Jahrhundert führt auch der zweite Termin um 17.30 Uhr. Christian Tetzlaff zeigt mit seiner Interpretation der zweiten Sonate für Violine solo von Bach seine Sicht auf eines der sechs Werke, die als das große Vermächtnis der Geigensololiteratur gelten. In seiner musikalischen Laufbahn hat sich der Geiger immer wieder intensiv mit diesem wertvollen Konvolut befasst, davon zeugen gleich zwei Gesamteinspielungen, die der Geiger im Verlauf seiner internationalen Karriere vorgelegt hat. „Ich kann die natürliche Tiefe und Freiheit in dieser Musik jetzt mehr genießen“, beschreibt er dabei seine persönliche Entwicklung in Bezug auf die Deutung der Partiten und Sonaten. Das musikalische Gegenstück bildet Zoltán Kodálys Sonate für Violoncello solo, ein technisch extrem anspruchsvolles Werk, das Daniel Müller-Schott für den „Mount Everest“ des Repertoires hält.

Dass der Cellist gleichwohl eine souveräne und überzeugende Interpretation dieses Klassikers der Moderne gefunden hat, belegt nicht zuletzt seine Einspielung des Werks, die gerade erst mit dem Opus Klassik 2020 in der Kategorie „Solistische Einspielung Instrument“ ausgezeichnet wurde.

Gewichtiges auch aus der Literatur: Seinen Auftritt hat Ulrich Matthes in diesem Termin mit Monologen aus den großen Dramen und Tragödien von William Shakespeare. Mit Auszügen aus „Macbeth“, „Hamlet“, „Julius Cäsar“ und „Romeo und Julia“ lässt er gefallene Helden und Intriganten, Zweifler und wild Entschlossene zu Wort kommen.

Am Abend erneut Musik von Bach – diesmal, im Konzert um 20.00 Uhr, dessen zweite Partita für Violine solo sowie, zur Eröffnung, das Adagio aus dem Konzert d-Moll BWV 974 in gleichsam doppelter Spiegelung. Bach hatte das gesamte Konzert auf der Grundlage eines Oboenkonzerts von Alessandro Marcello für Klavier und Orchester bearbeitet – Daniel Müller- Schott wiederum spielt das sangliche Adagio daraus in einer Bearbeitung für Violoncello solo. Das 20. Jahrhundert ist musikalisch vertreten mit Werken für Cello solo von Hans Werner Henze, Pablo Casals und George Crumb. Und Ulrich Matthes gibt diesmal einen Einblick in drei literarische Werke, die jeweils als einziger durchgehender Monolog angelegt sind: In den ausgewählten Szenen aus Arthur Schnitzlers Novelle „Leutnant Gustl“, Patrick Süskinds „Der Kontrabass“ und Thomas Bernhards „Holzfällen“ kommen Antihelden zu Wort, die ihr ganz eigenes Verhältnis zur Musik, zur Kunst haben …

Mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft der Freunde der Alten Oper Frankfurt

Gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain

€ 40,- (Endpreis) pro Konzert  Paketpreise: € 60,- für zwei Konzerte, € 80,- für drei Konzerte  Tickethotline: (069)1340400 ▪ www.alteoper.de