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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Jüdische Kulturwochen in Frankfurt

von Ilse Romahn

(27.09.2021) Die Jüdische Gemeinde Frankfurt bietet mit den diesjährigen Jüdischen Kulturwochen vom 3. bis zum 17. Oktober 2021 vielseitige Einblicke in die jüdische Kultur. Bei Comedy und Kunst, Tanz und Film, Literatur und Geschichte sind einige der Facetten heutigen jüdischen Lebens erfahrbar.

Michel Friedman
Foto: Olaf Deneberger & Natalie Färber / Delusions of Grandeur
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Die alle zwei Jahre stattfindenden Jüdischen Kulturwochen sind ein gelebtes Zeichen für die enge Verbundenheit der Gemeinde mit der Mainmetropole. Das Festivalprogramm ist Einladung an die Stadtgesellschaft, jüdische Gegenwart in ihrer Lebendigkeit und Vielfältigkeit kennenzulernen. „Wir sind überzeugt, dass Kultur leben muss, selbst angesichts der Unabwägbarkeiten der Pandemie. Das Motto ‚More Joy, less Oy‘ steht für ein unbeschwertes und augenzwinkerndes Programm, das aber nicht universelle Fragen und Themen ausspart“, so Marc Grünbaum, Mitglied des Vorstands und Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main.

„Seit über 40 Jahren bereichern die seinerzeit durch meinen Vorgänger Hilmar Hoffmann und den damaligen Kulturdezernenten der Jüdischen Gemeinde Michel Friedman initiierten Jüdischen Kulturwochen die Frankfurter Kulturlandschaft um die jüdischen Perspektiven. Das diesjährige Programm bildet auf eine humorvolle Weise die Diversität und die Komplexität jüdischen Lebens und seiner Tradition in Frankfurt ab, worüber ich mich sehr freue.“, erklärt Dr. Ina Hartwig, Kultur- und Wissenschaftsdezernentin der Stadt Frankfurt am Main.

Eröffnung mit Chuzpe und Narishkeit – Sitcom-Stars aus Kanada
Modernes jüdisches Leben, gepaart mit einer Prise Ironie, dies verkörpern die jüdisch-kanadischen Comedians Eli Batalion und Jamie Elman auf unnachahmliche Weise. Bekannt wurden sie mit der erfolgreichen Web-Serie „YidLife Crisis“. Zur Eröffnung der Jüdischen Kulturwochen (3.10.) kommen sie erstmals nach Deutschland und nehmen bei „YidLife!“ einen Abend lang das jüdische Leben in Frankfurt mit Chuzpe unter die Lupe und aufs Korn. Jiddischkenntnisse sind nicht erforderlich, der englischsprachige Auftritt mit viel Narishkeit und jiddischen Einlagen soll in jedem Fall zum Lachen animieren.

Big Apple & Burlesque
Nicht weniger humorvoll, was den Blick auf jüdisches Leben in einer Metropole angeht, kann die New Yorker Autorin und Journalistin Fran Lebowitz über den Alltag im Big Apple erzählen (5.10.). Spätestens seit der Netflix-Serie „Pretend it’s a City“, in der sie kommentierend mit Martin Scorsese durch die Straßen New Yorks schlendert, ist sie weltweit berühmt. Mit Barrie Kosky, Intendant der Komischen Oper Berlin, spricht Lebowitz – zugeschaltet aus New York – über ihr Aufwachsen in den 1950er-Jahren, ihre Arbeit für Andy Warhols „Interview“ Magazin und jüdischen Feminismus. Mit anschließendem Q&A.

Erstmalig Teil des Programms ist „Jews Jews Jews!“, ein jüdisch-queeres Kabarett-Showprogramm der jüdisch-amerikanischen Burlesque-Tänzerin Lolita Va Voom und der Performerin Nana Schewitz, die beide in Berlin leben und in ihrer Show Elemente aus Drag, Burlesque, Zauberei und Stand-up-Comedy miteinander verbinden (9.10. nach Schabbatausgang).

Kunst, Kinder & Tanz
Reich ist das Angebot der Jüdischen Kulturwochen an Führungen zu jüdischen Spuren in Frankfurt und in der Kunstwelt. So gibt es geführte Touren durch die Rembrandt-Schau im Städel Museum, aus dem Museum Giersch wird digital das Werk der vergessenen Frankfurter jüdischen Fotografinnen Nini und Carry Hess in den Fokus gerückt. Im Historischen Museum und im Jüdischen Museum wird es ebenfalls Führungen geben. Eigens für die Jüdischen Kulturwochen hat das Performance Kollektiv profikollektion einen Audiowalk über die mutigen Macher des Neuen Theaters Frankfurt, einem der erfolgreichsten und beliebtesten Theater Frankfurts, das durch die Nationalsozialisten schließlich in die städtischen Bühnen „integriert“ wurde, konzipiert und realisiert. Im Ignatz Bubis-Gemeindezentrum werden Papierschnitte von Frauen aus der Tora der israelischen Künstlerin Zipora Rafaelov zu sehen sein, durch die Rabbiner Soussan eine Führung anbietet (4.10.).

Nur zusammen und mit vereinten Kräften sind wir stark. Das Kindertheaterstück „NaseWeissRot“ des freien Frankfurter Theaters La Senty Menti (10.10.) vermittelt diese Botschaft auf spielerische, witzige und clowneske Weise auch den ganz Kleinen.

Auf jungen Tanz und gleich mehrere Uraufführungen darf sich das Publikum bei einer exklusiven Vorschau von Noa Wertheims Choreografie „Janus“ mit TANZ_KASSEL (Staatstheater Kassel) in der erstmaligen Kooperation mit dem Instituto Cervantes freuen (14.10.). Die israelische Choreografin Roni Chadash fordert mit „Body #whatever“ die visuelle Wahrnehmung der Zuschauern heraus – zeitgenössischer Tanz aus Israel at it‘s best!

Auf die Suche nach der eigenen Identität und Körperlichkeit begibt sich auch das US-Filmdrama „Minyan“ am 12.10. im Kino des Deutschen Filminstituts und Filmmuseums (DFF).

Schutz der jüdischen Gemeinschaft und anderer Minderheiten
„Lassen Sie uns mit Umsicht und Neugierde im physischen Raum Begegnungen schaffen und ins Gespräch kommen“, sagen die Frankfurter Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig und Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde, Marc Grünbaum, auch im Hinblick auf die Gespräche und Filme, welche die jüdische Gegenwart und Geschichte vor dem Hintergrund diverser Anfeindungen thematisieren. Hier spannt sich der Bogen unter anderem von einer von Claus Leggewie moderierten Lesung mit dem renommierten Historiker Dan Diner zur Anatomie des Zweiten Weltkriegs aus Perspektive des jüdischen Palästina (10.10.), in die Rachel Salamander einführt. Weiter über den Film „Die Rote Kapelle“ im DFF-Kino (10.10.), bis hin zum zentralen Podiumsgespräch „Rechtsradikalismus in hessischen Sicherheitsbehörden“ – hier wird der Publizist, Philosoph und Jurist Michel Friedman im Gespräch sein, u.a. mit der Hessischen Justizministerin Eva Kühne-Hörmann und dem Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang (6.10.).

Alle Informationen zu diesen und weiteren Veranstaltungen der Jüdischen Kulturwochen 2021 sind zu finden im vollständigen Programm auf www.juedische-kulturwochen.de und auf www.jg-ffm.de.

Wichtiger Hinweis: Die Gesundheit und Sicherheit der Besu­cher und Mitarbeiter hat höchste Priorität. Es gelten die jeweiligen Zugangs­beschränkungen und Hygienevorschriften. Sollten aufgrund des Pandemiegeschehens Veranstaltungen im physischen Raum nicht stattfinden können, wird sich um ein ein digitales Pendant bemüht. Einige Veranstaltungen können als Hybrid-Veranstaltung stattfinden.

Aktuelle Informationen dazu auf www.juedische-kulturwochen.de