Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

Werbung
Werbung

Inflationsrate bis Ende des Jahres bei 8 Prozent?

Helaba erwartet schwachen Wohnungsbaumarkt

von Karl-Heinz Stier

(29.06.2022) Dr. Stefan Mitropoulos, zuständig für die Erforschung an Kapitalmärkten und ökonomischer Entwicklung der Helaba, erinnerte in seinem Eingangsstatement zum Roundtable-Pressegespräch an die ersten Monate des Jahres, als man die Pandemie „ganz gut weggesteckt hat". Es ging durch Nachholeffekte friedlich nach oben. Die Inflation lag nur bei 1,7 Prozent. Man erwartete für das ganze Jahr etwa 4 Prozent.“

Das Foto zeigt die Abbrucharbeiten an der Kurve der Neuen Mainzer Straße, wo der neue Büroturm entstehen soll.
Foto: Karl-Heinz Stier
***

Doch dann kam der Ukraine-Krieg dazwischen mit seinen fatalen Auswirkungen. Was manche vorausgesagt hatten, traf ein: Hohe Energiepreise ließen nicht lange auf sich warten, hohe Inflationsraten, höhere Baukostenpreise, teure und unterbrochene Lieferketten, die Verbraucherpreise schnellten hoch. Die Situation habe sich erheblich verschärft, der Aufschwung am Immobilienmarkt sei beendet worden. Im dritten Quartal komme der Gas-Stop (nur noch 40 Prozent) hinzu, der Diskontsatz erhöht sich auf 0,7 Prozent und nach aktuellen Prognosen werde der Zinsregelsatz bei 2 Prozent liegen, die Hypotheken-Zinsen steigen vermutlich auf 3 Prozent. Der Immobilienmarkt wird noch stärker belastet. Die Kaufkraft lasse wenig Gutes erwarten. Generell ist die Unsicherheit geblieben. „Eine tiefe Rezession könnte sich breit machen“, meinte der Marktbeobachter der Helaba.

Da Banker eher zum Optimismus neigen sagt Dr. Mitropoulos für das Jahr 2023 Preissteigerungsrate von 4 Prozent voraus. Darunter werden vor allem der Baustoffhandel und Baufirmen sowie der Einzelhandel leiden, im Plus dagegen im Immobilienbereich der Markt für Büro-Immobilien. Wie sich jedoch die Gesamtlage auf den Wohnungsbereich auswirke, sei noch nicht abzusehen. „Home-Office“ verändere allerdings auch den Büro-Immobilien-Markt. Einen Rückgang der Werte werde in diesem Bereich erwartet. Nicht dagegen der Beschäftigungssektor. Er gäbe eher ein positives Bild ab. Das gelte auch für die  guten Lagen, hier werde mit einem Rückgang der Werte nicht gerechnet – so das Vorstands-Mitglied  der Helaba Christian Schmid, der zwar die wirtschaftliche Lage kritisch, aber nicht schwarz sieht.

Er wies auf die Neugeschäftsaufnahmen von 6,1 Milliarden Euro per 31.12.21 hin, wobei die Aktivitäten mit 2,6 Mrd am höchsten in Deutschland  lagen, gefolgt von New York mit 1,2 Mrd und Frankreich mit 791 Millionen Euro. Der Bestand an Gewerbe-Immobilien betrug Ende 2021 rund 37 Mrd. Euro. Auf Deutschland entfallen 13,3 Mrd. Euro, USA 7,9 und der für offene Fonds 3,8 Mrd. Euro. Schlüsselt man diese Zahlen auf Sektoren auf, so stehen Büros mit 17,8 Mrd Euro vorn, gefolgt von Wohnbau mit 7,4  Mrd. und der Handel mit 6,5 Mrd. Euro.

Vorstandmitglied ließ es sich nicht nehmen, auf den Bau der neuen Helaba-Immobile, den zweiten Büro-Turm in der Neuen Mainzer Straße, hinzuweisen. Derzeit wird das alte Gebäude bis auf die ersten denkmalwürdigen Fassaden und Stockwerke abgerissen, das Gebäude wird 205 Meter hoch werden und über 53 Geschosse verfügen. Der Denkmalschutz bestand auf den Erhalt der alten Fassade, in der sich später eine Rotunde wiederfindet. Der bisherige Maintower ist übrigens nahezu ebenso hoch wie das geplante Neubauprojekt.

Es wird hier dafür in Frankfurt tiefstes Loch an der Kurve der Neuen Mainzer Straße gebuddelt mit 26 Meter Tiefe. Hineingebaut werden Pfahlbauten im Durchmesser von 1.80 Meter Durchmesser. Nach zwei Jahren „Tiefbau“ wird ein Sockelgeschoss gefertigt und danach pro Woche je ein Geschoss drauf gesetzt. 2027 soll der Büroturm fertiggestellt sein. Außerdem wird dort dann der eigene Betriebsstrom erzeugt - mit einer Photovoltaik-Anlage. Insgesamt gibt es Büroflächen von 66 000 Quadratmetern, für die öffentliche Nutzung sind 6 000 Quadratmeter vorgesehen. Die Flächenanlage wird nach Christian Schmid im Eigentum der Helaba verbleiben. „Ein Verkauf ist nicht sinnvoll, das Gebäude ist kein Mittel zum Zweck. Was die Zukunft angeht, so betrachten wir manches kritisch, aber mit den volabilen aktuellen Entwicklungen kann man auch noch positiv in die Zukunft schauen. Wir stehen unter keinem Zeitdruck“. Über die Gesamtkosten des neuen Büroturmswollte er keine genauen Angaben machen, sie lägen im dreistelligen Millionenbereich ohne Kosten für den Grundstückserwerb. Sie werden aber aus eigenem Kapital finanziert, wie der Maintower auch.

Auf die Frage, ob die Städtischen Bühnen ganz oder teilweise in den neuen Büroturm (“Frankfurts beste Lage in der Neuen Mainzer Straße“) einziehen werden, zeigt sich der Helaba-Vorstand zurückhaltend. „Die Vorstellungen der Stadt liegen uns für eine Nutzung noch nicht vor. Sie muss ihre Pläne konkretisieren, wobei der wirtschaftliche Aspekt dabei hinreichend erarbeitet werden muss. Bisher war die Zusammenarbeit mit der Stadt Frankfurt in anderen Dingen recht positiv.“ Vorgesehen allerdings in dem neuen Turm sei Platz für eine Dependance des städtischen Weltkulturenmuseums, das derzeit am Schaumainkai aus allen Nähten platzt. Im vierten Obergeschoss des Sockelgebäudes könnten Wechselausstellungen platziert werden.