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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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In Kriftel engagieren sich viele junge Menschen

von Adolf Albus

(17.09.2021) „Freiheit und Demokratie stellen wichtige Errungenschaften unserer Gesellschaft dar. Um diese auch in die Zukunft hinein zu stärken, ist es notwendig, diesen Gedanken und die Idee der Demokratie auch den Kindern und Jugendlichen immer wieder nahezubringen. Denn Demokratie bedeutet Mitwirkung“, betonte Bürgermeister Christian Seitz vergangene Woche in den Ausschüssen.

Zwar bestünden mit dem Kinderbeirat, den Schülerinnen- und Schülervertretungen an den Schulen und in den Jugendvertretungen der Vereine und Verbände bereits viele Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche, sich zu engagieren und einzubringen. Auch die politischen Jugendorganisationen der Parteien böten diese Möglichkeit an. „Dennoch begrüßt der Gemeindevorstand das vorgelegte Konzept für einen sogenannten ‚Demokratie-Jugendkonvent‘, mit dem gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen eine Strategie für eine künftige Beteiligung junger Menschen am politischen Entscheidungsprozess in Kriftel erarbeitet werden soll“, heißt es in der Vorlage. Dieser soll im Jahr 2022 durchgeführt werden.

Zunächst müssten dafür die entstehenden Kosten ermittelt und dann mit dem Entwurf des Haushaltsplanes für das Jahr 2022 veranschlagt werden. Im Zuge dessen soll auch die Geschäftsordnung für den Kinderbeirat überarbeitet werden, den es bereits seit über 20 Jahren in der Gemeinde gibt.

„Es ist wichtig zu erkennen, dass Demokratie davon lebt, dass Menschen sich einbringen und engagieren und selbst auch ihre Gemeinde mitgestalten“, so Seitz. In Kriftel habe man den Slogan „Ohne Dich geht Kriftel nicht!“ erdacht, der kurz zusammenfasst, worum es

geht. „Nämlich darum, dass unsere Gemeinde nur lebendig bleibt und sich auch weiterentwickelt, wenn sich viele Menschen ehrenamtlich in den Vereinen und Verbänden, aber auch in der Kommunalpolitik engagieren“, betonte er in den Ausschüssen. „Wir sind froh, dass sich in Kriftel auch viele junge Menschen bereits stark engagieren. Aber wir halten es für wichtig, Demokratie auch auf anderen Ebenen erlebbar zu machen. Kinder und Jugendliche sind ein wertvoller Teil unserer Gemeinde und wir nehmen sie ernst. Das bedeutet auch, dass wir sie in demokratische Prozesse ernsthaft einbeziehen und ihnen damit zeigen, dass sie etwas bewirken können.“

Zu diesem Thema sei bereits vor einigen Jahren eine interfraktionelle Arbeitsgruppe der Gemeindevertretung gebildet worden. Die Gemeindevertretung habe dann im Dezember 2019 auf Initiative der Fraktion der Grünen einstimmig beschlossen, dass der Gemeindevorstand die Suche nach Möglichkeiten der Jugendbeteiligung in Kriftel erneut aufnehmen soll.

 

Mit Konvent einen Schritt früher ansetzen

In der Verwaltung wurde dann eine Arbeitsgruppe gebildet, um das Thema zu erarbeiten. Neben dem Bürgermeister, dem Leiter des Fachbereiches Soziales, Kinder- und Jugend, Vereine und Ehrenamt, Pasquale Fiore, und der Leiterin der mobilen beratung, Lydia Rauh, konnte mit Hanna-Lena Neuser eine Krifteler Bürgerin gewonnen werden, die Erfahrung in Fragen von politischen und gesellschaftlichen Beteiligungsprozessen von Kindern und Jugendlichen hat und auch Mitglied des Hessischen Bündnisses für nachhaltige Demokratiebildung ist. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es sicher nicht der richtige Weg wäre, neben dem Kinderbeirat auch noch ein ähnlich organisiertes Jugendparlament zu schaffen, sondern bei der Beteiligung der Jugendlichen noch einen Schritt früher anzusetzen. Nämlich ein Projekt zu starten, indem Jugendliche erst einmal die Möglichkeit haben selbst zu erarbeiten, wie sie sich gerne beteiligen würden“, so Seitz weiter.

Einen solchen Demokratiekonvent hätten bereits andere Kommunen durchgeführt. Dabei werden Jugendliche gezielt eingeladen und der gesamte Prozess wird durch eine professionelle Moderation begleitet. „Die Zusammensetzung der Jugendlichen soll zu einem Teil aus Mitgliedern beziehungsweise ehemaligen Mitgliedern des Kinderbeirates, bereits aktiven Jugendlichen in den Vereinen und Verbänden und zu einem anderen Teil mit Jugendlichen bestückt werden, die nach dem Zufallsprinzip eingeladen werden. Ein oder mehrere Wochenenden sind als zeitlicher Rahmen angedacht“, so Lydia Rauh, die das Projekt im Sozialausschuss vorstellte.

„Das Ziel dieses Demokratie-Jugendkonvents soll sein, herauszufinden, wie stark sich Jugendliche bereits beteiligt und ernstgenommen fühlen und welche organisatorische Form der Beteiligung sie sich denn zukünftig wünschen. Dabei wird klargestellt, dass die politischen Gremien sich auf jeden Fall mit den Ergebnissen ernsthaft befassen, es aber auch zur Demokratie dazu gehört, dass unter Umständen nicht alle Ideen oder Vorschläge auch umgesetzt werden“, machte sie klar. Je nachdem wie sich die Pandemie weiterentwickelt, könnte dieser Jugendkonvent bereits im kommenden Jahr umgesetzt werden.

 

Ohne Dich geht Kriftel nich!

Sowohl der Sozialausschuss als auch der Haupt- und Finanzausschuss haben in der vergangenen Woche über die Vorlage des Gemeindevorstandes beraten. Alle Fraktionen begrüßten den innovativen Ansatz des Gemeindevorstandes. Es wurde lediglich angeregt, den Namen der Veranstaltung und des Projektes zu überdenken. Es sei fraglich, ob Kinder und Jugendliche mit dem Begriff „Konvent“ etwas anfangen können. Bürgermeister Seitz könnte sich vorstellen, eine Bezeichnung in Anlehnung an den Krifteler Ehrenamtsslogan „Ohne Dich geht Kriftel nich!“ zu finden. Alle Fraktionen haben der Vorlage einstimmig zugestimmt. Das Votum der Gemeindevertretung am gestrigen Donnerstag lag zum Redaktionsschluss noch nicht vor.