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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Ideologien Ray 2021 Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain

Ausstellung im Museum Angewandte Kunst und bis 12. September 2021

von Ilse Romahn

(04.06.2021) Präsentiert werden herausragende Positionen der Fotografie und verwandter Medien, diesmal mit mehr als 22 Künstlerinnen und Künstlern an über 11 Ausstellungsorten in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet.

In den fünf RAY 2021 IDEOLOGIEN Ausstellungen setzt das RAY Kuratoren-Team dazu auf zeitgenössische Positionen, in denen die Künstler reflektieren, wie sich Ideologien in der Vergangenheit und im Hier und Heute ausdrücken, wie sie wirken und inwiefern sie Macht, Manipulation, Missbrauch, Ausgrenzung und Ausbeutung begünstigen.

Speziell die Fotografie als Medium von Bildlichkeit ist in ihrer Genese eng verbunden mit der imperialen Industrialisierung der westlichen Nationalstaaten und mit der Kolonialisierung des afrikanischen Kontinents im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Der Nachhall von Fotografien aus dieser Zeit ist Ausdruck einer permanenten unbewussten, aber ebenso manipulativ eingesetzten bewussten Reproduktion von Mythen und negativistischen Darstellungen dieses Kontinents. Deshalb braucht es heute andere Blicke, eine andere Kunstpraxis und andere Akteuren im Bereich der Fotografie und der artverwandten Bildmedien.

Die im Museum Angewandte Kunst gezeigten fotografischen und filmischen Arbeiten befassen sich direkt oder indirekt mit den historischen Missbräuchen und dem Medienbild „Afrikas“. Yagazie Emezi, Mohau Modisakeng und Yves Sambu präsentieren eine aus den afrikanischen Gesellschaften heraus geführte Auseinandersetzung mit Geschlecht, Armut, Schönheit, Körper, Identität und den Folgen von Rassismus für den einzelnen Menschen und die Gemeinschaft.

Yagazie Emezi (*1989, Aba, NGA) fordert mit ihrer Fotoserie The Beauties of West Point jenes Bild von Schönheit heraus, dass die Globalisierung und damit ein zumeist westeuropäisches Medienbild als Standard definiert. Mit Consumption of the Black Model hinterfragt und untersucht sie, wie Körper von Fotografen einerseits dramatisiert werden können und anderseits den westlichen Blick bedienen. „Wie können wir, als in afrikanischen Ländern arbeitende Fotografen, Einfluss darauf nehmen, wie unsere Geschichten von westlichen Medien konsumiert werden? Für wen schaffen wir?“ sind Fragen, mit denen sich Emezi auseinandersetzt.

Mohau Modisakengs (*1986, Soweto, ZAF) Schaffen ist von Filmen, großformatigen Fotografien, Installationen und Performances geprägt. Die Folgen von Rassismus für die Gesellschaft und den einzelnen Menschen sowie die Militarisierung und tiefen Spaltungen Südafrikas sind seine Themen. Er befragt die kollektiven Erzählungen, die Einfluss auf die Erfahrungen von Welt haben. „Der Euphorie“, so der Künstler, „die mit der Erwartung der Freiheit und der symbolischen Geburt eines neuen Landes verbunden war, setze ich jene Dystopie gegenüber, die sich erzählt, sobald die Realitäten des Erbes der Apartheid sichtbar werden.“

Yves Sambus (*1980, Lukula, COD) Projekt Vanitas besteht aus einer Serie von Fotografien, die sich mit „La Sape“ und den kongolesischen „Sapeurs“ (Dandies) befassen: bunt und luxuriös, zumeist in westeuropäische Luxusmarken gekleidete Männer, die durch die Straßen von Kinshasa flanieren. Indem Sambu die zu Porträtierenden auf Friedhöfen posieren lässt, schafft er einen künstlichen Bildraum des Seins und Erscheinens, fernab der Orte ihres eigentlichen Auftretens. Seine Fotoserie zeigt den Betrachtern die spirituelle und menschliche Dimension der „La Sape“-Bewegung als performativen Akt einer Selbstermächtigung.

Weitere Informationen unter ray2021.de.