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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Gamingstandort Deutschland: So attraktiv ist Deutschlands Spieleindustrie

von Bernd Bauschmann

(30.01.2023) Geht es um die Top-Gaming-Standorte, werden vor allem Länder wie China, USA oder Japan genannt. Doch auch Deutschland ist längst kein Underdog in der Gamingbranche mehr.

Symbolfoto
Foto: Pixabay / Bob
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Als Austragungsort der weltgrößten Spielemesse Gamescom pilgern Jahr für Jahr hunderttausende Spielefans nach Köln. Auch Unternehmen der Gamingindustrie haben Deutschland für sich entdeckt, vor allem Frankfurt am Main. Hier befinden sich Größen wie das Spielestudio Crytek oder Nintendo Europe. Auch Europas erste Professorin für Game Design, Linda Breitlauch, bescheinigt Deutschland eine hohe Innovations- und Zukunftsfähigkeit. Allerdings muss sich bis dahin noch einiges ändern.

Deutscher Gamingmarkt schöpft Potenzial nicht aus

Die Zahlen auf dem deutschen Gamingmarkt sind auf den ersten Blick beeindruckend: Gegenwärtig gibt es mehr als 34,3 Millionen aktive Spieler, über 59 Prozent der deutschen Bevölkerung spielen regelmäßig und am PC, auf Konsolen oder mobilen Endgeräten; der Gesamtumsatz der Gamesbranche lag 2021 bei mehr als 9,8 Milliarden Euro. Doch die Zukunft des deutschen Gamingmarktes scheint weniger verheißungsvoll als in vielen anderen Ländern. Ein Grund dafür sind unter anderem die deutlich strengeren Gesetze, besonders für den Teilbereich des iGamings. Zwar könnte der neue Glücksspielstaatsvertrag auch für ein stärkeres Engagement lizenzierter Anbieter sorgen, doch bis es so weit ist, müssen viele Online Casinos erst die Hürden des aufwändigen Lizenzierungsverfahrens meistern.

Vor allem können dadurch Casinos ohne Lizenz bei den Spielern punkten. Sie bieten ein breitgefächertes Angebot und stellen eine echte Konkurrenz zu den einheimischen Optionen dar. Durch die europäischen Zulassungen ist es ihnen möglich, in allen weiteren EU Ländern für ihr Portfolio zu werben. Allein diese Tatsache sollte den deutschen Markt zu mehr Bewegung anregen und zu einem zukunftsorientierten Denken führen.

Aber gerade in anderen Bereichen der Gamingbranche tut sich in der Bundesrepublik dafür so einiges. Mittlerweile haben sich in Städten wie Düsseldorf, Hamburg, Berlin oder Frankfurt/Main einige renommierte Spiele-Studios etabliert und entwickeln von hier aus ihre (kommenden) Gaming-Hits. Ubisoft mit Sitz in Düsseldorf hat beispielsweise beliebte Gaming-Klassiker wie Rocksmith+ oder Assassin's Creed Mirage oder Skull and Bones entwickelt und gehört mit weltweiten Standorten zu den führenden Unternehmen. Auch Nintendo Europe hat seinen Unternehmenssitz in Frankfurt und koordiniert von hieraus die Gaming-Branche des Spielegiganten.

Erfolgsunternehmen Crytek sitzt in Frankfurt

Zu einem echten Urgestein und Pionier in der Gamingbranche gehört Crytek mit Sitz in Frankfurt/Main. 1999 gegründet, rangiert das Unternehmen auf Platz vier der bekanntesten Gamingstudios in Deutschland. Mit ihren bekannten Spielen wie „Far Cry”, „Crysis” und „Ryse: Son of Rome” hat Crytek im Laufe der Jahre zahlreiche Preise gewonnen und sich als einer der marktführenden Entwickler etabliert. Zusätzlich stellt das Unternehmen mit „CryEngine” eine der beliebtesten und leistungsfähigsten Spiele-Engines weltweit zur Verfügung. Während viele andere Bereiche der deutschen Wirtschaft mit Stellenabbau zu kämpfen haben, suchen Unternehmen wie Crytek nach kreativen und innovativen Köpfen, um die Erfolgsgeschichten der Games weiterzuschreiben.

Gamescom: Größte internationale Spielemesse lädt nach Deutschland

Dass die internationale Gaming-Welt längst nach Deutschland blickt und pilgert, zeigt die größte internationale Spielemesse Gamescom. Neben den über 1.000 Ausstellern aus mehr als 50 Ländern kommen über 300.000 Besucher zum Gipfeltreffen der Gaming-Industrie und testen die neuesten Highlights für Konsolen, PCs oder mobile Endgeräte.

Auch 2023 werden wieder hunderttausende Besucher nach Köln reisen, um an den interessanten Vorträgen des Kongresses, der Preisvergabe zahlreicher Gaming-Auszeichnungen oder an den Mobile-Esport-Turnieren teilzunehmen. An Wettkämpfen in FIFA, DOTA 2 oder League of Legends sind auch immer mehr deutsche Top-Spieler involviert: Tristan „PowerOfEvil” Schrage, Elias „Upset” Lipp und Norman „Gistick” Kaiser in LoL, Kuro „KuroKy” Salehi Takhasomi und Max „qojqva” Bröcker in DOTA 2 oder Mohammed „Mo Auba” Harkous, Marius „Pro Gamer” Franz sowie Dylan „DullenMike” Neuhausen in FIFA.

Gamingstandort Deutschland braucht gezielte Förderung

In der Bundesrepublik haben sich bereits einige namhafte Hersteller und Events aus der Gamingbranche angesiedelt. Auch die Begeisterung der Spieler im Land wächst, doch im Vergleich zu anderen Nationen bleibt noch immer viel Potenzial am Gamingstandort Deutschland ungenutzt. Das soll sich mit verschiedenen Förderprogrammen, u. a. initiiert durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, ändern.

Ende 2022 gab der Bundestag grünes Licht für eine umfangreiche Computerspiele-Förderung. Insgesamt stehen für 2023 70 Millionen Euro für deutsche Spieleentwickler zur Verfügung. Experten finden, dass dies ein positiver Schritt in die richtige Richtung ist, denn auch die Spielbegeisterung wächst in Deutschland und Games „Made in Germany” sind im internationalen Vergleich noch deutlich in der Minderheit.

Zusätzliche Anreize für die deutsche Gamesbranche bietet die Initiative „GameCity” in NRW oder Hamburg. In der Hansestadt sorgt sie beispielsweise seit mehreren Jahren dafür, ein Ökosystem der Gaming-Branche aufzubauen und Spieleentwickler, Digitalkünstler und Co. miteinander zu vernetzen. Auch Unternehmen anderer Branche wagen sich dank dieser lokalen Synergieeffekte auf das Spiele-Parkett. Das beste Beispiel dafür ist die Elbphilharmonie in Hamburg. Gemeinsam mit einer Hamburger Digitalagentur entwickelte sie ihr erstes Online Escape Game. Spieler können nicht nur digital einen Blick hinter die Kulissen des prachtvollen Bauwerkes werfen, sondern sorgen mit ihren klugen Köpfen dafür, das Konzert vor dem Ausfall zu retten.

Nach dem Vorbild der Hamburger Zusammenarbeit könnten schon bald andere Unternehmen und digitale Kreative deutschlandweit dank gezielten Investitionen/Förderungen folgen. Auch für den Arbeitsmarkt bietet das ein großes Potenzial, denn gegenwärtig stellt die Gamingbranche schon über 28.000 Arbeitsplätze bereit.