Letzte Aktualisierung: 11.12.2024
Frühling ist Pollenzeit
Warum es nicht immer eine Allergie ist
von Nora Domschke
(28.03.2024) Jeder fünfte Mensch in Deutschland ist für Pollen, Insektengift, Milben oder bestimmte Lebensmittel sensibilisiert. Nicht jeder davon leidet deshalb an einer Allergie, entwickelt also Symptome aufgrund der Sensibilisierung. Dennoch steigt die Anzahl der Menschen, die diese beschreiben: Nasenatmungsbehinderungen, Niesen, Juckreiz, Ausschlag, Hautverfärbungen oder Pusteln bis zu Atemnot.
Wenn der Leidensdruck mittelmäßig oder groß ausgeprägt oder die Symptome lebensbedrohlich sind, raten Ärzte zu einer Therapie. Das AllergieCentrum Dresden (UAC) am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden setzt bei besonders komplexen Fällen auf interdisziplinäre Fallkonferenzen. Die Patienten werden ganzheitlich betrachtet – Mediziner aus der Dermatologie, der HNO-Heilkunde, der Kinder- und Jugendmedizin und der Pneumologie besprechen die individuellen Fälle und beraten das richtige Vorgehen. „Das Universitäts AllergieCentrum Dresden reiht sich in den Kanon unserer Zentren ein und steht für einen ganzheitlichen Ansatz. Dies zeichnet die Arbeit der Hochschulmedizin Dresden aus und macht uns erfolgreich – im Sinne der betroffenen Patientinnen und Patienten“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum Dresden.
Die Hasel ist die erste, dann kommen Erle und Birke, gefolgt von den Gräsern und später den Kräutern – Allergiker spüren den Wechsel der Jahreszeiten schon sehr früh im Jahr. Wenn die Pollen fliegen, kämpfen sie mit den körperlichen Reaktionen. Die Milbe beschäftigt Allergologen ganzjährig. Und auch Unverträglichkeiten und Reaktionen auf bestimmte Lebensmittel und Inhaltsstoffe sind Dauerthema in den Praxen.
Im Universitäts AllergieCentrum Dresden (UAC) am Universitätsklinikum Dresden stellen sich jährlich über 14.000 Patienten vor. Je nach Symptomatik werden sie in den Spezialsprechstunden der Kinderklinik, der Dermatologie, der HNO oder auch der Pulmologie behandelt. Warum eine Allergie entsteht, darüber gibt es viele Hypothesen. Die erbliche Komponente spielt eine Rolle, ebenso wie genetische Veränderungen oder die Tatsache, wie viele Kinder gemeinsam in einem Haushalt aufwachsen. Genau zuordnen lässt sich ein Grund in den wenigsten Fällen.
Bis zu 25 Prozent der Menschen in Deutschland sind für eine bestimmte Substanz sensibilisiert. Das bedeutet nicht automatisch, dass daraus auch eine Allergie entsteht. Von Allergien spricht die Medizin erst, wenn es zu Symptomen bei Allergenkontakt kommt. Aber auch hier steigt die Anzahl der Betroffenen. „Der Fokus der Bevölkerung ist heute geschärfter bei dem Thema. Die Menschen nehmen Reaktionen des Körpers sensibler wahr“, sagt Dr. Marie-Luise Polk, Fachärztin und Leiterin im Funktionsbereich Allergologie in der HNO. Dann geht es darum, den Menschen Lebensqualität zurückzugeben und Ängste zu nehmen. Die sogenannte Hyposensibilisierung ist der einzige kausale Therapieansatz.
„Wir sprechen bewusst nicht von Desensibilisierung, es geht vielmehr um Toleranz. Wir bieten dem Körper wiederholt ein Allergen an und helfen Ihm somit eine Toleranz zu entwickeln. So schalten wir den überschießenden „Kampfmodus“ aus, den der Körper wählt, wenn er in Kontakt mit den Substanzen kommt“, sagt Dr. Marie-Luise Polk.
Bisherige Therapien funktionieren über verschiedene Wege: Zum einen werden subkutan– über eine Spritze – die Allergene in den Körper gebracht – zum Beispiel bei Insektenallergien, bei denen die Behandlung der Allergie besonders wichtig ist Ebenso gibt es die Hyposensibilisierung in Form von Tabletten und Tropfen zur sublingualen Anwendung Dabei funktioniert dieses „Ausschalten“ der überschießenden Symptome leider nicht bei allen Allergien gleich gut. Für Pferde und Hundehaarallergiker gibt es zum Beispiel kaum Präparate zur Hyposensibilisierung. Hier können Medikamente nur gegen die Symptome eingenommen werden. Betroffene können sich Im Internet zu den Spezialsprechstunden informieren unter www.uniklinikum-dresden.de/uac