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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Erinnerungen an die Judengasse und den Unternehmer Merton

Jüdisches Museum Frankfurt mit neuem Programm für 2023

von Karl-Heinz Stier

(07.02.2023) Das Jüdische Museum hat seinen Platz in der europäischen Museumslandschaft gefunden. Wie Museumsdirektorin Mirjam Wenzel mitteilte, haben im ersten vollen Museumsjahr seit der Neueröffnung 76 400 Personen das Jüdische Museum bzw. das Museum Judengasse besucht oder an einem der Angebote im Stadtraum teilgenommen.

Bildergalerie
Direktorin Wenzel bei der Erläuterung des neuen Programmes
Foto: Karl-Heinz Stier
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Wilhelm Merton, Unternehmer mit sozialer Verantwortung, würde heute seinen 175.Geburtstag feiern
Foto: Jüdisches Museum. Foto:Horst Ziegenfusz
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Eines noch sehr viel größeren Zuspruch erfreulich das Museum im Internet. Ihre  Webseite und seine weiteren Online-Präsenzen wurden 2022 von 280 000 Userinnen und Usern aufgesucht und die Videos im eigenen Kanal im Umfang von 6.130 Stunden insgesamt 52.500 Mal aufgerufen.

Grund zu weiterer Freude sieht die Direktorin in den ersten Zahlen für Januar 2023, in dem 8200 Besucher gezählt wurden. Das sind mehr als in jedem anderen Monat des Jahres 2022. Neben dem Wiederaufleben des Tourismus und dem Abklingen der Pandemie ist das gestiegene Interesse des Museums auf das Programm zurückzuführen. Im Januar erfreuten sich die Gesprächsveranstaltungen „Die neue Frau – heute“ und „documenta 15: der Skandal und die Folgen“ großer Aufmerksamkeit ebenso wie die Wechselausstellung „Zurück ins Licht. Vier Künstlerinnen – Ihre Werke. Ihre Wege“. Die Laufzeit dieser Ausstellung wird bis 29. Mai verlängert.

Abwechslungsreich ist auch das Jahresprogramm 2023
Neben feststehenden Veranstaltungsformaten spielen dabei insbesondere wechselnde Ausstellungen, Pop-up-Präsentationen und digitale Angebote eine zentrale Rolle.

Dabei sind besonders hervorzuheben:
1. Erinnerungen an die Judengasse, eine Pop-up-Ausstellung mit Performances, Workshops, Artist Talks und Podiumsgesprächen in und rund um das Museum Judengasse von 13. bis 30. April 2023. Das mehrtägige Event beinhaltet ein einmaliges Kooperationsprojekt des Jüdischen Museums mit dem Archäologischen Museum und dem Künstlerhaus Mousonturm, das jüdische Kulturgüter im Stadtraum sichtbar macht.

2. Wilhelm Merton – ein Unternehmer mit sozialer Verantwortung. Ausstellung im Jüdischen Museum vom 14. Mai 2023 bis 7. Januar 2024. Die Merton-Straße und das Merton-Viertel, eine Berufsschule, ein Übersetzerpreis sowie ein Universitäts-Institut erinnert in Frankfurt an Wilhelm Merton, der 1848 in eine jüdische Familie geboren wurde. Aus Anlass des 175. Geburtstags geht das Museum in einer Ausstellung nach, die insbesondere das unternehmerische und sozialreformerische Wirken des Gründers der Metallgesellschaft thematisiert. Mehrere Begleitveranstaltungen an verschiedenen Orten in Frankfurt und eine Publikation ergänzen die Ausstellung, die unter der Schirmherrschaft der Frankfurter Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig steht.

3. Paulskirche und demokratisches Selbstverständnis. Pop-up-Archiv zu 75 Jahren bundesdeutschem Diskurs vom 17. bis 21. Mai auf dem Bertha-Pappenheimer-Platz. Hier werden in einem eigens gestalteten Pop-up-Archiv Fotos, Zeitungsberichte, Manuskripte, Ton- und Filmdokumente präsentiert, die sich auf vier zentrale Aspekte konzentrieren: Das Konzept des Wiederaufbaus und die ersten Veranstaltungen in der Paulskirche Ende der 1940er Jahre, die Ausstellungen und Reden zu Auschwitz, die nationalkonservativen Umdeutungsversuche der deutschen Geschichte und fortschreitende Pluralisierung der Erinnerungskultur vor Ort.

4. Ausgeblendet – Eingeblendet. Eine jüdische Filmgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Eine Ausstellung im Jüdischen Museum vom 14. Juli bis zum 14. Januar 2024. Die Ausstellung widmet sich erstmalig der jüdischen Filmgeschichte der BRD und zeichnet die Lebenswege und Karrieren jüdischer Produzenten, Regisseurinnen und Regisseure oder Schauspieler und Schauspielrinnen nach, die mal am Rande, mal im Zentrum der Filmproduktion standen. Die Ausstellung thematisiert das Spannungsverhältnis zwischen ihrem Filmschaffen und der allgemeinen bundesdeutschen Filmgeschichte von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis zur deutsch-deutschen Wiedervereinigung.

5. Die neue App des Jüdischen Museums. Die App fungiert als zielgruppenspezifischer Mediaguide für die Dauerausstellung im Rothschild-Palais, den die Besucher sich entweder aus den App-Stores von Google und Apple auf ihren Smartphone laden oder auf Leih-Tabletts mit Kopfhörern ansehen und – anhören können. Das langanhaltende Projekt ist nicht nur für das Publikum eine Bereicherung vor Ort, sondern nimmt mit seinen einzelnen Features weit über das Museum hinaus die Vielfältigkeit der Stadtgesellschaft auf.