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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Die Instandsetzung des Teehauses im Schlosspark Bad Homburg ist abgeschlossen

Wiedereröffnung als „Tempel der Pomona“ im Frühling 2021

von Ilse Romahn

(17.11.2020) Das Teehaus im Bad Homburger Schlosspark sieht jetzt wieder so aus, wie in den ältesten erhaltenen Ansichten der 1870er Jahre überliefert. Die bisherige offene Konstruktion aus dem Jahr 1952 erhielt gemäß dem historischen Vorbild Wände, Eingangstür und Fenster. Das marode Dach wurde komplett neu aufgerichtet.

Bildergalerie
Tempel der Pomona
Foto: Dr. Susanne Király
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Blick zum Tempel der Pomona Dronier 1878
Foto: Museum Gotisches Haus
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Im Inneren des Teehauses wird künftig die Ausstellung „Obstkultur“, passend zum benachbarten Herrschaftlichen Obstgarten, einen Einblick in die Welt historischer sowie heute gängiger Apfel- und Birnensorten geben. 

„Jetzt haben wir ein echtes Kleinod unseres Bad Homburger Schlossparks wieder aus dem Dornröschenschlaf geholt“, freut sich Kirsten Worms, Direktorin der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG). „Das runderneuerte Teehaus ist ein weiterer Mosaikstein auf dem langen Weg, den die Schlösserverwaltung hier in Bad Homburg schon in den 1980er Jahren begonnen hat: Die unterschiedlichen historischen Gestaltungsphasen des Parks zu bewahren und wo möglich wiederherzustellen.“ 

„Aufgrund unserer umfangreichen Quellenforschung im Vorfeld der Instandsetzung konnten wir die Baugeschichte des Teehauses recht gut nachvollziehen“, erläutert Susanne Erbel vom Fachgebiet Bauangelegenheiten und Denkmalpflege (SG), die das Projekt in enger Zusammenarbeit mit Dr. Inken Formann, Leiterin des Fachgebiets Gärten und Gartendenkmalpflege, betreute. „Uns war es wichtig, die denkmalpflegerische Wiederherstellung mit einem neuen, modernen Gestaltungskonzept im Inneren zu verbinden“, betont Worms. 

Das Konzept stützt sich auf die Geschichte des Teehauses. Es wurde Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet, als Landgräfin Caroline von Hessen-Homburg im westlichen Teil des Schlossparks die „Fantasie“ anlegen ließ – in Homburg der erste Anlauf, einen Landschaftsgarten zu gestalten. Das bis heute als Teehaus bekannte Gebäude war einer chinesischen Pagode nachempfunden und damit Ausdruck der damaligen Begeisterung für Chinoiserien. Carolines Gatte, Landgraf Friedrich V., nannte es nach der römischen Göttin der Baumfrüchte „Tempel der Pomona“. „Der Name war ein Hinweis auf die unmittelbare Nähe zum herrschaftlichen Obstgarten. Diesen Bezug haben wir wiederaufgenommen und das Teehaus in „Tempel der Pomona“ umbenannt“, sagt Formann, von der auch das Konzept der „Obstkultur“-Ausstellung im Inneren stammt.  

Kulturgeschichte des Apfels
Die Schau im etwa vier mal vier Meter großen Innenraum zeigt naturgetreue Wachsapfelmodelle von 78 historischen Apfel- und Birnensorten, von denen die meisten einst im Schlosspark Bad Homburg angebaut wurden. Einher mit der Rekonstruktion des Gebäudes ging die Umgestaltung der Parkpartie „Fantasie“. Die Schlossgärtner haben hier nach historischem Vorbild eine neue Wegeverbindung in das Esskastanienwäldchen und einen Sitzplatz mit Blick auf den Herrschaftlichen Obstgarten angelegt. Umfangreiche Baum- und Strauchpflanzungen gliedern den Raum nun wieder so, wie es in den überlieferten Pflanzplänen aus den Jahren 1893 und 1898 detailliert dargestellt ist. Als Besonderheiten sind ein Blauglockenbaum, eine Silberpappel sowie eine Blutbuche hinzugekommen, sodass die Partie nun neue Blatt- und Blütenfarben aufweist. 

Dank an das Kuratorium Bad Homburger Schloss e.V.
Die Baukosten von 176.000 Euro wurden aus dem Landesprogramm Erhaltung Historisches Erbe (EHE) (80.000 Euro), aus den Mitteln des Bauunterhalts der SG (46.000 Euro) und aus Spenden des Kuratoriums Bad Homburger Schloss e.V. (50.000 Euro) finanziert. Die Spende für die Instandsetzung des Tempels der Pomona ist nur der jüngste Teil des ideellen und finanziellen Engagements des Kuratoriums, das sich 1982 unter dem Namen „Kuratorium zur Erneuerung der Bad Homburger Schlosskirche e.V.“  gegründet hatte. Seitdem hat es zahlreiche Projekte in Schloss und Park mit Spenden unterstützt. Um hierfür ganz offiziell „Danke“ zu sagen, hatte die Schlösserverwaltung ursprünglich in diesen Tagen zur Einweihung des Tempels der Pomona eine kleine Feier mit Pressetermin in Anwesenheit der Hessischen Staatssekretärin für Wissenschaft und Kunst, Ayse Asar, geplant. Dies wird jetzt wegen der stark gestiegenen Corona-Infektionszahlen in den kommenden Frühling verlegt. Aus demselben Grund hat sich die SG auch entschlossen, die Dauerausstellung erst zur Apfelblüte 2021 mit einem Bürgerfest zu eröffnen. Dann wird auch das umfangreiche Begleit- und Vermittlungsprogramm starten, dessen Umsetzung aufgrund der Pandemie derzeit leider nicht möglich ist. 

„Die unermüdliche Arbeit des Kuratoriums Bad Homburger Schloss ist nicht hoch genug zu schätzen“, betont Kirsten Worms. „Wir als Schlösserverwaltung sind sehr dankbar, dass durch die Spenden so viele Projekte angestoßen und umgesetzt wurden, die unser schönes Schloss und den Schlosspark nur bereichern. Als Beispiele nenne ich hier nur die Rekonstruktion der Bürgy-Orgel bis 1989, die Wiederherstellung des Herrschaftlichen Obstgartens 2002 und 2003, das bei uns im Vestibül stehende Tastmodell des Schlosses oder den Neuanstrich des Weißen Turmes 2014. Ich wünsche mir, dass wir dieses Engagement im kommenden Jahr gemeinsam mit dem Kuratorium und den Spendern am Tempel der Pomona feiern können.“