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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Dem Stress die Stirn bieten

Mit Ratgeber "Gelassen leben" zu mehr Leichtigkeit

von Michael Hoerskens

(29.11.2022) Hektik und Stress sind häufig Begleiterscheinungen im Alltag vieler Menschen. Die Ursachen sind vielfältig. Doch es gibt Möglichkeiten, schwierigen Situationen entgegenzusteuern. Die Therapeutin und Yoga-Expertin Katharina Middendorf gibt in ihrem Buch „Gelassen leben“ vielerlei Ratschläge, wie man durch gezieltes Training zu Entspannung, Erholung und Leichtigkeit findet und wieder seine seelische Gesundheit und psychische Widerstandskraft erlangen kann.

Die Seele von Ballast befreien
Foto: Hörskens / Stiftung Warentest
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Sorgen vergessen und wieder tief durchatmen können. Das wünschen sich viele Menschen, die sich in einer schwierigen Lebensphase befinden. Es ist oft der Stress, der unser Wohlbefinden stört, bedroht oder beeinträchtigt, schreibt die Autorin. Und sie nennt verschiedene Ursachen: finanzielle Sorgen, Leistungsdruck und Überforderung oder auch Beziehungskonflikte und Krankheiten. Kritik- und Vorwurfslawinen sind ebenfalls Faktoren, die negative Empfindungen hervorrufen und eine mentale Abwärtsspirale nach sich ziehen. Und im Stress münden, der als Reaktionskette in unserem Gehirn abläuft, erläutert sie.

Wer an einem solchen Punkt angelangt ist, der muss dringend entgegensteuern. Zeit für einen Richtungswechsel. In ihrem Ratgeber zeigt Middendorf Wege aus dem Dilemma auf. Und nennt dabei Stichworte wie Meditation, Konzentration oder Kommunikation. Das Erlernen von Aufmerksamkeit und Achtsamkeit spielt ebenfalls eine Rolle auf der persönlichen Route zu mehr Gelassenheit. Etwa das Fokussieren auf ein Teelicht, ein langer Blick in den Garten oder intensiv Musik hören empfiehlt sie.

Es gibt auch viele Achtsamkeitsübungen, die unseren Stresslevel senken, heißt es in dem Buch. Yoga und Thai-Chi natürlich, aber auch die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen erzeugt ein tiefes inneres Ruhegefühl. Krankenkassen unterstützen hier Präventionskurse. Als das „A & O“ im Kampf gegen Stress und für mehr Wohlbefinden verweist die Autorin auf eine Empfehlung der WHO, sich wöchentlich mindestens zweieinhalb Stunden zu bewegen, Beispielsweise bei einem Spaziergang und dabei die Umgebung zu genießen, Vogelgezwitscher oder dem Rascheln der Bäume zu lauschen,  Gedanken freien Raum zu geben.

Hilfreich ist auch „Powernap“, ein kleines Nickerchen von 10 bis 20 Minuten, eventuell in der Mittagspause. Untersuchungen haben ergeben, dass man sich danach ausgeglichener und besser gelaunt fühlt, man kann sich zudem danach wieder besser konzentrieren. Für einen guten Nachtschlaf ist vor allem eine gute Matratze wichtig, beruhigende Düfte wie etwa von einem Lavendelsäckchen können das Einschlafen erleichtern, empfiehlt Katharina Middendorf. Erschöpfung muss nicht unbedingt negativ sein, heißt es in dem Ratgeber. Etwa wenn sich nach einer Wanderung Müdigkeit einstellt und einen tiefen Schlaf mit sich bringt. Erschöpfung als Dauerzustand ist jedoch ein Anzeichen für eine Depression, vermittelt die Autorin.

Depressive Störungen gehören mittlerweile zu den häufigsten und am meisten unterschätzten Krankheiten - Zukunftssorgen, Freudlosigkeit, Antriebsmangel, Hoffnungslosigkeit und sogar Suizidgedanken sind dabei Symptome. Doch wird eine Depression frühzeitig erkannt, ist sie in den meisten Fällen gut behandelbar, lautet die positive Nachricht in dem Ratgeber. Ein Besuch beim Arzt oder der Kontakt zu einem Psychotherapeuten wird dabei aber dringend empfohlen.

Widrigkeiten des Lebens kann man jedoch überwinden, teilt Middendorf mit. Durch Resilienz ist es möglich, krassen Lebensereignisse wie Jobverlust oder der Tod eines nahestehenden Menschen entgegenzutreten. Diese Widerstandskraft kann man trainieren. Beispielsweise indem man Netzwerke bildet und in einen Austausch mit verständnisvollen Freunden tritt.  Sich mit Leuten umgeben, die den eigenen Energiespeicher auffüllen. Für Konstanze Middendorf ist das Kommunizieren von großer Bedeutung. Ein Austausch mit anderen Menschen macht das Leben lebenswert, schreibt sie in ihrem Ratgeber. Dabei jedoch weniger Zeit auf Social Media verbringen, sondern die persönlichen menschlichen Kontakte pflegen. Oder anderen Menschen hilft und dem eigenen Leben wieder mehr Sinn gibt.

Wichtig ist auch, Wünsche zu verwirklichen. Sei es sich einer Herausforderung zu stellen oder nur, sich eine Auszeit zu nehmen. Warum nicht mal ein neues Hobby finden? Handlungsabsichten formulieren und diese in die Tat umsetzen. Und wichtig: Genuss und Freude müssen sein, vermittelt Middendorf.

So stellt sich nach einem herzhaften Lachen eine Entspannungsphase ein. Das Stresshormon Cortisol sinkt ab, gleichzeitig steigt der Pegel des Glückshormon Endorphin. Auch in ein schönes Zuhause zu investieren, erzeugt Glücksgefühle. Ebenso sexuelle Aktivität, die sich positiv auf die körperliche und seelische Gesundheit auswirkt, schreibt die Autorin. Man fühlt sich unbeschwerter und selbstbewusster. Und schon Streicheleinheiten sowie andere liebevolle Berührungen geben ein starkes Gefühl der Verbundenheit.

Von Bedeutung ist ebenfalls das Selbstwertgefühl. Es gilt, eine freundliche Haltung zu sich selbst und zu seinen Schwächen aufzubauen. Es ist normal, dass gelegentlich Dinge auch mal schiefgehen können. Nobody is perfect.

Der Ratgeber „Gelassen leben“ gibt wichtige Anleitungen, sich souverän durch die Höhen und Tiefen des Lebens zu navigieren, Zufriedenheit zu erlangen und mehr Gelassenheit in seinem Inneren zu verspüren. Enthalten sind auch Übungen für den Alltag.

 

Gelassen leben – Achtsamkeit erlernen und Stress reduzieren, Katharina Middendorf, Stiftung Warentest, 16,90 €, ISBN 978-3-7471-0451-4.