Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

Werbung
Werbung

CO2-Neutralität - wie kann man sein Business nachhaltig gestalten?

von Bernd Bauschmann

(15.01.2021) Die CO2-Neutralität nimmt in der Wirtschaft einen immer höheren Stellenwert ein. Nicht nur, weil sie direkt mit dem Klimaschutz verwoben ist, sondern auch, weil immer mehr Kunden und Interessenten auf klimaneutrale und nachhaltige Unternehmen achten. Aber was können Unternehmen machen, um die Neutralität schnell oder überhaupt zu erreichen? Welche Stellschrauben lassen sich drehen, damit das Ziel erreicht werden kann?

Bildergalerie
Klimaneutralität wird auch für Unternehmen heute immer wichtiger. Doch welche Schritte können Unternehmen planen, um dieses Ziel zu erreichen?
Foto: Thomas Reaubourg / Unsplash.com
***
Elektroautos bieten gute Möglichkeiten, einen Teil der Emissionen zu reduzieren. Doch je nach Firma ist dies nur ein erster Schritt.
Foto: CHUTTERSNAP / Unsplash.com
***

Bestandsaufnahme
Die CO2-Neutralität ist wichtig. Unternehmer sehen sich jedoch oft mit einer schier unfassbaren Aufgabe konfrontiert. Es gibt so viele Ansätze, Lösungen, Ratschläge, Tipps, Maßnahmen und Maßgaben, Verbote und Gebote – wie soll ein Unternehmen dort noch wissen, wo es anfangen soll? Hinzu kommt natürlich, dass die bisherigen Dienstleistungen oder Produkte weiterhin verkauft werden müssen. Die Strategie, die sich teils seit Jahrzehnten gut bewährt hat, kann nicht von heute auf morgen auf den Kopf gestellt werden. Paragliding mag umweltfreundlich sein, doch als Werbestrategie einer Airline wäre es nicht unbedingt wirksam. Was geht also?

  • Ziele definieren – zu Beginn steht eine eigene Zielsetzung. Was möchte das Unternehmen bis zum Zeitpunkt X erreichen? Ein Beispiel: Ein Händler möchte bis Weihnachten 2022 ausschließlich auf biologisches und nachhaltiges Verpackungsmaterial zurückgreifen. Dies ist nun das Ziel.
  • Was ist da? – jedes Unternehmen muss zuerst einmal prüfen, was bereits vorhanden ist. Welche Produkte, Dienstleistungen, Anlagen. Hier wird oft schon deutlich, dass bereits Maßnahmen ergriffen wurden. Vielleicht nutzt der Versandhändler sogar schon in Teilbereichen nachhaltiges Material.
  • Ermittlung – um die CO2-Neutralität wirksam zu erreichen, muss auch geprüft werden, wie viel CO2 im Betrieb eigentlich verursacht wird. Die ersten Monate der Ermittlungsphase können nun auf diesen Zweck entfallen. Natürlich ist es je nach Betrieb umständlicher, letztendlich eine Lösung zu finden. Ein reiner Versandhändler kann durchaus an vielen Stellschrauben drehen, ein produzierender Betrieb muss mitunter die Produktion völlig umstellen.
  • Starten – wenn die Bausteine bekannt sind, dann kann eine ernsthafte Strategie begonnen werden. Das Unternehmen Merus hat sich vorgenommen, klimaneutral zu arbeiten und ihr Produkt, den Merus Ring, klimaneutral zu fertigen.

Die CO2-Neutralität ist wichtig, aber auch nicht einfach zu erreichen. Jeder Betrieb muss für sich geeignete Lösungen finden. Es funktioniert nicht, Merus mit Versandhändlern in einen Topf zu stecken, denn die Voraussetzungen sind völlig anders. Aber der Versandhändler kann prüfen, wie Merus nun klimaneutral verpackt.

Gegenmaßnahmen ergreifen
Merus hat bereits etliche Stellschrauben neu eingestellt und sich in der Vergangenheit Gedanken gemacht. Statt Flugreisen werden Zugtickets gebucht. Ist dies nicht möglich, wird in die CO2-Kompensation gespendet. Auch das Verpackungsmaterial wurde verändert und es wird bei der Verpackung auf Plastik verzichtet. Papier wird gespart, Rechnungen und Kataloge digitalisiert.

Allgemein können kleine Maßnahmen schon eine große Wirkung haben:

  • Versandwege - hier sollte immer der Weg gewählt werden, der besonders CO2-neutral ist. Das ist nicht immer möglich, doch kann hier wieder mit einer Kompensation gearbeitet werden.
  • Energie - erneuerbare Energien sind auch für Unternehmen möglich und gängig. Wichtig ist hierbei nur, sich die Anbieter genau anzuschauen und zu prüfen, ob sie tatsächlich erneuerbare Energien nutzen und nicht nur in Projekte investieren.
  • Betriebliche Maßnahmen – die Beleuchtung der Räumlichkeiten kann auf umweltfreundliche Lampen umgestellt werden. Auch das Heizverhalten steht im engen Zusammenhang mit der CO2-Neutralität.
  • Verkehr – dass bei Geschäftsreisen auf Schienenfahrzeuge statt auf Flugzeuge umgestiegen werden sollte, wurde schon genannt. Doch auch der betriebseigene Fuhrpark kann neutraler gestaltet werden. Die Anschaffung von E-Fahrzeugen als Firmenwagen ist stets ein positiver Meilenstein. Wer Waren per Post versendet, der kann auf Paketdienste mit einer eigenen E-Flotte setzen.

All diese Maßnahmen lassen sich recht schnell und durchaus simpel umsetzen. Sie bedürfen zwar ein Umdenken, doch sind sie gut in den Betrieb zu integrieren. Ein wenig komplizierter ist es bei großen Maßnahmen.

Langfristige Änderungen anstoßen
Die Produktion steht bei diesem Punkt im Mittelpunkt. Es ist natürlich kaum einem Unternehmen möglich, direkt auf neue Anlagen umzustellen. Zumal auch immer geprüft werden muss, ob die Produktion in dieser Form weiter aufrechterhalten werden kann und ob nicht auch durch die neuen Anlagen neue Materialien verwendet werden. Daher gilt:

  • Recherche – Betriebe müssen sich mögliche Veränderungen anschauen und prüfen, welche Anlagen oder Maschinen die CO2-Neutralität ermöglichen können. Die ausgiebige Recherche erlaubt nicht allein den Vergleich, sondern bietet auch die Zeit, die eigene Produktion in allen Details zu überdenken.
  • Änderung angehen – sind die Details bekannt, kann die Änderung nun angestoßen und abgeklärt werden. Wichtig ist hier, nicht allein die Neutralität zu beziffern, sondern den eigentlichen Nutzen und die Vorteile mit anzusprechen. Neue Anlagen haben oft einen wesentlich höheren Output, was wiederum dem Betrieb zugutekommt.
  • Umsetzung – zuletzt steht die Umsetzung, die natürlich innerhalb der vorab geplanten Zeitspanne liegen sollte. Aufkommende Probleme bei der Umsetzung tragen zur Optimierung der geplanten Lösung bei.

Einfach ist die Umstellung auf einen CO2-neutralen Betrieb nicht, doch ist er möglich. Betriebe erhalten zudem eine modernere und bewusstere Außendarstellung, was wiederum Kunden anzieht, die bislang Abstand genommen hatten.

Nur dürfen Unternehmen nicht den Fehler begehen, sich rein auf den größten Posten zu konzentrieren, dafür aber die kleinen Details aus den Augen zu verlieren. Auch diese Details leisten einen Beitrag zur Neutralität. Zugleich halten sie die Moral aufrecht: Eine neue Anlage, die in 19 Monaten installiert wird, ist heute kaum greifbar. Das E-Auto als Firmenfahrzeug hingegen schon.

Fazit – die CO2-Neutralität ist erreichbar
Gewiss gibt es kein Patentrezept, welches besagt, wie ein Unternehmen von heute auf morgen klimaneutral wird. Dies gelingt einfach nicht. Jedes Unternehmen muss für sich den Ist-Zustand bestimmen, sich ein Ziel setzen und Wege ausarbeiten, die die Zielerreichung erlauben. Dabei sind große und langfristige Änderungen eine Seite der Medaille, die kurzfristig abänderbaren Details die andere. Beide Faktoren müssen zum Schluss zusammenkommen, dann funktioniert es auch mit der CO2-Neutralität.