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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Buchvorstellung im ISG: Geschichte der Stadt Frankfurt in zwei Bänden

von Ilse Romahn

(12.06.2023) Die neue Publikation „Tradition und Wandel: Frankfurt am Main“ der Frankfurter Historischen Kommission wurde im Institut für Stadtgeschichte (ISG) der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie zeigt auf beinahe 1000 Seiten und in zahlreichen Abbildungen Stationen und Schauplätze der Stadtgeschichte.

Buchcover
Foto: Wallstein Verlag
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„Diese umfangreiche, wissenschaftlich fundierte Stadtgeschichte eröffnet neue Perspektiven und bereichert das städtische Selbstverständnis um neue Einsichten“, sagt Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft und Vertreterin des Magistrats in der Historischen Kommission. „Mein Dank gilt der Historischen Kommission und insbesondere ihrer Vorsitzenden, Prof. Marie-Luise Recker, sowie allen Autorinnen und Autoren des nun vorliegenden Werks.“

Franziska Kiermeier, kommissarische Leiterin des ISG, begrüßte das Publikum bei der Buchvorstellung im Karmeliterkloster. Sie sagte: „Bücher zur Stadtgeschichte werden meist nicht mit abgeklärtem, nüchternen Sinn rezipiert. Sie treffen auf unterschiedliche Erlebniswelten und bewirken deshalb unterschiedliche Gemütsbewegungen: vom begeisterten Zuspruch bis hin zur radikalen Ablehnung. Ich bin sehr gespannt auf die Reaktion, die das neue Werk zur Stadtgeschichte bei den Frankfurterinnen und Frankfurtern hervorrufen wird.“

Stadtrat Bernd Heidenreich, stellvertretender Vorsitzender der Kommission, würdigte die Bedeutung des stadtgeschichtlichen Werkes auch für die gegenwärtige Stadtgesellschaft. Er sagte: „Diese Stadtgeschichte vermittelt auf neuesten Forschungsstand zuverlässiges historisches Basiswissen und leistet damit auch einen Beitrag zur politischen Bildung und Demokratieerziehung. Geschichtliche Kenntnisse bilden die unabdingbare Voraussetzung für ein selbständiges politisches Urteilen und demokratische Standortbestimmung.“

„Die Geschichte Frankfurts am Main zu erforschen und dies einer interessierten Leserschaft nahezubringen ist zentraler Auftrag der Kommission“, erklärte Herausgeberin Recker, die den Inhalt der neuen Publikation vorstellte: „In sechs umfangreichen Hauptkapiteln und 38 Vertiefungskapiteln erzählen 28 Autoren und Autorinnen unter Einbeziehung neuester Fragestellungen die Geschichte der Stadt von der Zeit Karls des Großen bis in die Gegenwart.“

Die chronologisch angelegten Hauptkapitel bilden den Kern der Darstellung und zeichnen die Entwicklung der Stadt in langen Linien nach, die Vertiefungskapitel beleuchten und veranschaulichen einzelne Themen eingehender.

Mit seiner verkehrsgünstigen Lage, als Aufenthaltsort mittelalterlicher Herrscher, Wahl- und Krönungsstätte von Königen und Kaisern sowie als führende Messestadt gewann Frankfurt früh eine Sonderstellung unter den deutschen Städten. Nach dem Ende des Alten Reiches konnte die Stadt zentrale Funktionen bewahren und ausbauen, zunächst als Freie Stadt im Deutschen Bund und Sitz der Bundesversammlung und dann als Ort der ersten deutschen Nationalversammlung.
 
„Während sie auf politischem Gebiet zu einem Vorposten von Liberalismus und Demokratie wurde, sollte sie mit Eisenbahn und später mit Auto und Flugzeug ihre Rolle als Verkehrsmittelpunkt stärken“, fuhr Recker fort. Im Nationalsozialismus verlor Frankfurt als Handels- und Finanzzentrum zeitweilig an Bedeutung, nicht zuletzt durch Ausplünderung und Vertreibung jüdischer Bankhäuser.
 
Befördert durch den Kalten Krieg und die ökonomische Westverschiebung wurde Frankfurt zentraler Bank-, Finanz- und Börsenplatz der Bundesrepublik. Abermals erwachte der weltoffene, liberale Geist der Stadtgesellschaft, der bis 1933 vorherrschend gewesen war. Er bewährte und erneuerte sich in Konfrontation mit radikalen Gegenpositionen, wie sie in der 68er-Bewegung, in Häuserkampf und Flughafenprotesten zum Ausdruck kamen. Bis heute ist Frankfurt geprägt durch das Gegen- und Miteinander von Tradition und Wandel.
 
Die sechs Hauptkapitel wurden verfasst von Caspar Ehlers (frühes Mittelalter bis 1250), Michael Rothmann und Felicitas Schmieder (Frankfurt und das Reich im späten Mittelalter), Matthias Schnettger (Konfessionen – Konflikte – Kommunikation in der frühneuzeitlichen Reichsstadt), Ralf Roth (Frankfurt am Main 1800 bis 1866 und 1866 bis 1918), Marie-Luise Recker (Frankfurt am Main in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“ 1918 bis 1945) und Michael Fleiter (Frankfurt seit 1945). Neben den Genannten wirkten folgende Autoren, in chronologischer Reihenfolge, an den vertiefenden Kapiteln mit: Andrea Hampel, Ellen Diehm, Juliane von Fircks, Fritz Backhaus, Thomas Bauer, Julia A. Schmidt-Funke, Vera Faßhauer, Evelyn Brockhoff, Hans-Christof Kraus, Petra Breitkreuz, Jürgen Steen, Ralf Banken, Marcus Gräser, C. Julius Reinsberg, Theresa Victoria Leonhardt, Michael Habersack, Michael Maaser, Tobias Picard, Siegbert Wolf, Johannes Bähr und Ernst Karpf.

Michael Fleiter übernahm die Gesamtredaktion des Bandes. Bei der Buchvorstellung las er Passagen aus dem Kapitel „Frankfurt seit 1945. Ein historischer Streifzug“. Julia A. Schmidt-Funke stellte Passagen aus ihrem Vertiefungskapitel „Die Merians“ vor. Der Cellist Frank Wolff begleitete die Veranstaltung musikalisch.

Die 989-seitige, umfassend bebilderte Publikation ist im Wallstein Verlag, Göttingen (ISBN: 978-3-8353-5389-3) erschienen. Die beiden gebundenen Bände im Schuber sind im Institut für Stadtgeschichte und ab 15. Juni auch über den Buchhandel und den Verlag für 49 Euro erhältlich. (ffm)