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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Biografie über Dr. David Rothschild - Arzt in Bad Soden

Arzt und Fußballvereinsvorsitzender

von Adolf Albus

(01.03.2021) In deutschen Sportvereinen waren schon in der Kaiserzeit jüdische Sportbegeisterte als aktive Athleten, Funktionäre, Pioniere im Journalismus, Ärzte und Mäzene zu finden. Ihr Engagement für den Sport, ihre Verfolgung unter dem NS-Regime und ihre Vertreibung aus den Vereinen rücken zunehmend in den Fokus der historischen Forschung.

Einer dieser Sportenthusiasten war der Facharzt für Krankheiten der Lunge und des Herzens Dr. David Rothschild. Er lebte und praktizierte als Badearzt und Besitzer einer Kurpension von 1899 bis 1916 in Bad Soden, danach in Frankfurt.

Über den Arzt ist wenig bekannt; systematische Archivrecherchen sind bislang unterblieben. Nun ist in diesen Tagen im Kohlhammer-Verlag das Buch „Sportler jüdischer Herkunft in Süddeutschland“ erschienen, das ein mehr als 40 Seiten langes Kapitel über David Rothschilds Leben enthält. Verfasser ist der Sporthistoriker Markwart Herzog, Direktor der Schwabenakademie Irsee. Herzog weist nach, dass Rothschild in seiner Studentenzeit beim Nobelpreisträger Wilhelm Conrad Röntgen und dem Biologen Theodor Heinrich Boveri, der die Chromosomen als Träger der Erbanlagen entdeckte, Vorlesungen besuchte. In Bad Soden betrieb er ein „Röntgen-Institut“. In englischer Sprache verfasste er einen Fremdenführer über die Stadt, um britische Kurgäste anzulocken und den Kurtourismus anzukurbeln. Die von ihm erbaute Villa Rothschild am Alten Kurpark erinnert heute an ihn.

Gemeinsam mit wirtschaftlich sehr erfolgreichen jüdischen Industriellen machte er den Vorortverein FSV Frankfurt zu einer der besten Adressen des deutschen Fußballs. Er war von 1925 bis 1928 Vorsitzender des FSV. Rothschild leitete wichtige Maßnahmen ein, um den Verein zu professionalisieren und zu kommerzialisieren. Gegen zeitgenössische Vorurteile förderte er den Frauensport. Nach der Machteroberung der Nationalsozialisten verschlechterte sich seine wirtschaftliche Situation zusehends. Er starb 1936 in Stockholm an einem Herzinfarkt. Seiner Frau und seinen drei Kindern gelang die Flucht ins Ausland. Deren Nachkommen leben heute rund um den Globus zerstreut. Dies und viele andere Details aus Rothschilds spannendem Leben sind in dem Band über Sportler jüdischer Herkunft nachzulesen.

Das Buch ist in jeder Buchhandlung erhältlich: Sportler jüdischer Herkunft in Süddeutschland (Irseer Dialoge. Kultur und Wissenschaft interdisziplinär, Bd. 22), hrsg. von Markwart Herzog und Peter Fassl, Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer, 2021, 326 Seiten (gebunden), 55 Abbildungen (29 Euro), auch als E-Book (25,99 Euro)