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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Aus den Erfahrungen lernen

Universitätsklinikum Dresden übergab Dokumente zur Corona-Pandemie an das Stadtarchiv

von Holger Ostermeyer

(12.02.2021) Eine stattliche Sammlung an Unterlagen zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie hat jetzt das Uniklinikum Carl Gustav Carus Dresden an das Stadtarchiv Dresden übergeben. Mit zahlreichen Dokumenten wie Verfahrensanweisungen, Hinweisschildern, Postern, sowie dem Corona-Tagebuch und dem monothematisch auf die Corona-Krise zugeschnittenen Jahresbericht erhalten spätere Generationen einen Überblick über die vielen Aktivitäten, mit denen die Klinik dieser Gesundheitskrise strukturiert begegnet ist.

(V.l.) Prof. Maria Eberlein Gonska, Leiterin des Zentralbereichs QRM; Prof. Thomas Kübler, Leitender Direktor des Stadtarchivs Dresden; Janko Haft, Kaufmännischer Vorstand des Dresdner Uniklinikums; Michael Doerwald, Creative Director von Ketchum.
Foto: Holger Ostermeyer, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
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In den vergangenen Jahrzenten seines Bestehens ist das Uniklinikum Dresden noch nie mit einem krisenhaften Geschehen dieses Ausmaßes konfrontiert worden. Die am Montag übergebenen Unterlagen dokumentieren einerseits die organisatorischen sowie administrative Maßnahmen des Klinikums, um Patienten und Mitarbeiter vor einer Infektion zu schützen, und andererseits alle Aktivitäten, durch die es gelungen ist, die Therapien analog zu den wachsenden Erkenntnissen der Wissenschaft zu optimieren. Dies dient nicht nur dem Nachweis der zahlreichen Maßnahmen und Aktivitäten, sondern vor allem auch der Möglichkeit, aus gemachten Erfahrungen für die Zukunft zu lernen, um möglichst optimal auf derartige Krisen vorbereitet zu sein.

Zwei Exemplare der im März 2020 selbst genähten Schutzmasken nebst einer zweiseitigen Anleitung zum Nacharbeiten, ein Patienten-Fragebogen der Corona-Ambulanz, das im Spätsommer erschienene „Corona-Tagebuch“, Mitarbeitermagazine und -newsletter, Verfahrensanweisungen beziehungsweise Prozessbeschreibungen, Hinweisschilder in verschiedenen Größen, der Jahresbericht 2019 und weitere Dokumente gingen als Zeitzeugen der COVID-19-Pandemie in das kollektive Gedächtnis des Stadtarchivs Dresden über.

 Ein entsprechendes Paket mit diesen Unterlagen und Objekten nahmen der Leitende Archivdirektor Prof. Thomas Kübler gemeinsam mit der Historikerin Mandy Ettelt aus den Händen von Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand; Prof. Maria Eberlein Gonska, Leiterin des Zentralbereichs Qualitäts- und Medizinisches Risikomanagement; sowie Janko Haft, Kaufmännischer Vorstand des Uniklinikums, entgegen.

„Bereits im April 2020 haben wir damit begonnen, eine Corona-Sammlung aufzubauen. Anfangs waren es vor allem Objekte und Dokumente aus Privathand“, sagte Prof. Thomas Kübler. „Neben dieser privaten Ebene ist es für uns als Stadtarchiv jedoch wichtig, auch Unterlagen zu bekommen, die das Geschehen aus der Perspektive öffentlicher Einrichtungen dokumentieren. Bei der Bewältigung der Pandemie in der Stadt spielt das Universitätsklinikum als öffentliche Institution eine zentrale Rolle. Deshalb ist es für unsere Arbeit sehr wichtig, Dokumente und Objekte aus dem Klinikbetrieb übernehmen zu können. Umso erfreulicher ist es, dass uns das Uniklinikum bei unserer Arbeit so unkompliziert unterstützt.“

„Um in der heraufziehenden Pandemie so wirksam und auch nachhaltig wie möglich agieren zu können, haben wir am Uniklinikum frühzeitig ein Krisenmanagement etabliert. Angesichts einer Situation, die in dieser Form und diesem Ausmaß absolutes Neuland darstellte, war uns klar, dass wir unser Tun immer wieder auf den Prüfstand stellen müssen. Das aber geht nur, wenn wir alle Maßnahmen und die davorliegenden Entscheidungsprozesse sorgfältig in Form einer Chronik dokumentieren“, erinnerte sich Prof. Michael Albrecht an die ersten Monate der Pandemie.

„Anhand dieser Dokumente lassen sich die im Zuge der COVID-19-Pandemie ergriffenen Maßnahmen und Aktivitäten eindrucksvoll belegen“, ergänzte Prof. Maria Eberlein-Gonska. „Allein in den ersten beiden Monaten der Krise wurden über 1.100 Dateien in Form von Einträgen mit anhängenden Protokollen und Berichten angelegt, aktuell überblicken wir bereits mehr als 2.000. Ohne eine systematische Aufbereitung und Ablage dieser Dokumente in einer strukturiert aufgebauten Datenbank wäre ein großer Teil dieses Wissens in seiner Gesamtheit nicht verfügbar und würde den so wichtigen Lernprozess während und nach der Krise verhindern.“

Aus ganz unterschiedlichen, auch rechtlichen Gründen lassen sich derzeit viele dieser internen Dokumente nicht direkt in den Archivbestand überführen. „Es bleiben jedoch genügend Unterlagen, die wir bereits heute den nachfolgenden Generationen hinterlassen können. Sie werden ihnen helfen, das komplexe Geschehen in der Pandemie besser zu verstehen. Mit der Bitte um Unterlagen zur Corona-Krise hat das Stadtarchiv bei uns offene Türen eingerannt. Ich bin mir sicher, dass die ersten, heute übergebenen Dokumente nur der Anfang dessen sind, was das Universitätsklinikum den Archiven in den Jahren nach Ende der Krise zur Verfügung stellen kann“, so der Medizinische Vorstand weiter.

„Die Inhalte vieler Unterlagen wirken erst einmal ganz banal. Beispielsweise benötigten wir von einem zum anderen Tag Hinweistafeln und Wegweiser, damit Menschen mit Infektionsverdacht den direkten Weg in die Corona-Spezialambulanz finden und dabei keinen Kontakt zu Mitpatienten haben. Auch klinikumsintern gab es viel zu kommunizieren – zum Beispiel eine Anleitung zum richtigen Anlegen der Schutzausrüstung und auch zur Durchführung eines qualitativ hochwertigen Abstriches für die nachfolgende Testung. Auch solche Unterlagen inklusive Foto- und Videodokumentationen geben ein gutes Bild von der Situation im Uniklinikum ab“, sagte Janko Haft, Kaufmännischer Vorstand des Uniklinikums.

Insgesamt waren es bisher rund 1.000 Dokumente und Schilder, die es im Corporate Design zu gestalten galt. Angesichts der sich oft ad hoc ändernden Situationen waren darunter immer wieder kurzfristige über Nacht oder das Wochenende zu erledigende Aufträge. Abgearbeitet wurden sie durch das von Michael Doerwald geleitete Grafikerteam der Dresdner Agentur Ketchum. Nun fand diese gestalterische Arbeit den Weg ins Dresdner Stadtarchiv.