Letzte Aktualisierung: 07.10.2024
Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien
Jedes sechste Kind in Deutschland hat suchtkranke Eltern
von Adolf Albus
(17.02.2021) „In Deutschland wachsen etwa drei Millionen Kinder und Jugendliche in einem Haushalt mit mindestens einem suchtkranken Elternteil auf. Sehr früh übernehmen diese Kinder Verantwortung für die Eltern und springen in die Bresche, wenn die Erwachsenen suchtbedingt ausfallen.
Nicht selten erledigen die Kinder den Haushalt und versorgen die kleineren Geschwister. Und oftmals kümmern sie sich so sehr um die Bedürfnisse ihrer Eltern, dass sie darüber verlernen, Kind zu sein. Nach Außen hingegen bleibt Sucht in der Familie häufig ein Geheimnis“, heißt es in einer Pressemeldung des Zentrums für Jugendberatung und Suchthilfe in Hofheim. „Eine solche Kindheit hinterlässt Spuren in den Seelen der Kinder. Circa ein Drittel der Betroffenen wird in der Jugend oder im Erwachsenenalter selbst suchtkrank. Ein weiteres Drittel leidet später unter psychischen oder sozialen Störungen.“
Um auf das Thema aufmerksam zu machen, unterstützt das Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe in Hofheim die diesjährige bundesweite Aktionswoche vom 14. bis 20. Februar 2021 für Kinder aus suchtbelasteten Familien. „Es ist für die betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie ihnen nahestehende Personen wichtig, dass sie sich bei uns weiterhin und jederzeit Hilfe und Unterstützung holen können“, betont die Leiterin der Krifteler Zweigstelle, Lydia Rauh von der mobilen beratung.
Gerade in Zeiten von Corona stellen Lockdown und Kontaktbeschränkungen für die Betroffenen eine besondere Belastung dar, zeigt das Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe auf: Die Isolation der Kinder und Jugendlichen verstärkt sich, da soziale Kontakte außerhalb der Familie nur sehr eingeschränkt wahrgenommen werden können und Bildungs- und Freizeiteinrichtungen zeitweise geschlossen sind. So fallen viele Möglichkeiten weg, Abstand zum häuslichen Geschehen zu nehmen. Zudem steige das familiäre Stresslevel, was zu einem erhöhten Alkohol- und Drogenkonsum der Eltern führen könne.
Bei Fragen oder Beratungsbedarf können sich betroffene Kinder und Jugendliche, Bezugspersonen oder besorgte Menschen an die mobile beratung Kriftel wenden (Lindenstraße 57, Telefon 06192 910187, www.jj-ev.de). Die Beratungsstelle ist auch während des Lockdowns geöffnet und bietet Beratung persönlich, telefonisch oder per (Video-) Chat an. Die Beratung ist kostenlos, unterliegt der Schweigepflicht und kann auf Wunsch auch anonym durchgeführt werden. Weitere Hilfsangebote sind auf der Seite des Digitalen Jugendhauses JJ unter www.digitales-jugendhaus-jj.de zusammengestellt.