Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

Werbung
Werbung

15 Jahre Stiftung Polytechnische Gesellschaft

15 Jahre Bildung und Verantwortung für Frankfurt

von Ilse Romahn

(25.11.2020) Am 24. November 2005 wurde die Stiftung Polytechnische Gesellschaft gegründet. Seitdem konnten rund 80 Millionen Euro für Satzungszwecke investiert werden. Zum Jubiläum erhält die Stiftung eine großzügige Spende von „Mr. X“, und engagiert sich zusätzlich in zwei neuen operativen Projekten.

Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft begeht ein besonderes Jubiläum: Am 24. November 2005, also vor genau 15 Jahren, wurde sie gegründet. Seitdem engagiert sie sich für die Frankfurter Stadtgesellschaft. Sie ist dabei operativ und fördernd in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Technik, Kultur, Soziales und Bürgerengagement aktiv. Seit Stiftungsgründung konnten bereits rund 80 Millionen Euro für die Verwirklichung der gemeinnützigen Satzungszwecke investiert werden. 19 operative Leitprojekte – vom Deutschsommer über das Diesterweg-Familienstipendium und das Main-Campus-Stipendiatenwerk bis hin zu den Stadtteil-Botschaftern – prägen das Profil der Frankfurter Stiftung, die mit einem Eigenkapital von 446 Millionen Euro zu den größten gemeinnützigen Stiftungen Deutschlands gehört. In den eigenen operativen Projekten konnten seit 2005 über 120.000 Frankfurter Bürgerinnen und Bürger aus allen gesellschaftlichen Schichten und Milieus von der Polytechnischen Stiftung gefördert werden. Alleine 1.900 Stipendien wurden vergeben. Hinzu kommen zahlreiche Kooperationen sowie 1.234 Projekte Dritter, die durch Förderungen der Stiftung ermöglicht wurden. 

„‚Tun, was fehlt und nützt‘ – diesem Grundsatz ist die Stiftung in den vergangenen fünfzehn Jahren treu geblieben. Dabei reagiert sie unverdrossen und mit hoher Elastizität auf die jetzigen Herausforderungen. Ich freue mich ganz besonders, dass wir im Jubiläumsjahr gleich zwei neue Projekte ins Leben rufen konnten: Die Nachhaltigkeitspraktiker und die Junge Paulskirche. Sie setzen sich auf polytechnische Art und Weise mit den Themen Nachhaltigkeit und Demokratiebildung auseinander“, so Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft. 

Eine besondere Überraschung kam zur richtigen Zeit: Zum Stiftungsjubiläums spendet „Mr. X“ – ein Bürger, der anonym bleiben möchte und bereits seit 2007 ein treuer Weggefährte der Stiftung ist – 100.000 Euro. Die Spende soll für das Präventionsprojekt „Willkommenstage in der frühen Elternzeit“ eingesetzt werden. Die Willkommenstage unterstützen Familien, um die Bindung zwischen Eltern und Kind in den wichtigen ersten zwölf Lebensmonaten zu festigen. Seit Projektstart haben über 1.000 Personen von den Willkommenstagen profitiert. 

Im Jubiläumsjahr stellt die Corona-Pandemie auch die Stiftung Polytechnische Gesellschaft – als Bildungs- und Begegnungsstiftung – vor Herausforderungen. „Innerhalb kürzester Zeit haben wir Lösungen sowie neue und kreative Formen der Begegnung und Zusammenarbeit gefunden: vom digitalen Eltern-Café, über Online-Vortragsreihen, Workshops an der frischen Luft bis hin zu Videokonferenz-Chorproben – alles unter Wahrung höchster gesundheitlicher Sicherheitsstandards. Das führte zu Neuerungen in allen Bereichen der Stiftungsarbeit. In dieser grundlegenden polytechnischen Haltung arbeitet die Stiftung weiterhin unbeirrt, um dort Unterstützung zu leisten, wo sie gebraucht wird“, betont Kaehlbrandt. 

„Aufgrund einer breiten Diversifikation des Stiftungskapitals hat sich das Vermögensmanagement in wirtschaftlich unruhigen Zeiten, wie zum Beispiel in der aktuellen Corona-Krise, als robust erwiesen“, erklärt Johann-Peter Krommer, Vorstand für Finanzen, Organisation und Personal der Stiftung Polytechnische Gesellschaft. Das Stiftungsvermögen konnte von anfänglich 393 Millionen Euro auf aktuell 446 Millionen Euro gesteigert werden. In den bisherigen 15 Jahren ihres Bestehens hat die Stiftung zudem insgesamt 8,6 Millionen Euro an Drittmitteln erhalten. 

Neue operative Projekte im Jubiläumsjahr
Neben den 19 operativen Leitprojekten, die auch unter Corona-Bedingungen weitestgehend fortgeführt werden konnten, startete die Stiftung Polytechnische Gesellschaft 2020 zwei neue operative Projekte: 

Bei den Nachhaltigkeitspraktikern werden Teilnehmer zwischen 18 und 35 Jahren dazu angeregt und ganz praktisch darin unterstützt, persönliche Ziele zur nachhaltigeren Gestaltung ihres Alltags zu definieren, umzusetzen und ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen. In dem dreimonatigen Programm unterstützt die Stiftung eine Gruppe interessierter junger Menschen, ihren eigenen Einflussbereich zu identifizieren und diesen langfristig hin zu einem nachhaltigeren Alltag zu verändern – beispielsweise in den Bereichen Konsum, Mobilität oder Ernährung. 

Das Projekt Junge Paulskirche richtet sich an Frankfurter Oberstufenschülerinnen und -schüler, die politisch und historisch besonders interessiert sind. Ein Dreivierteljahr diskutieren sie im Rahmen des neuen „Schülerforums zu Demokratie und Verfassung“ über Werte, Errungenschaften und Zukunftsvisionen der Republik. Ausgangspunkt der Debatten ist stets die Verfassung unserer freien und demokratischen Gesellschaft. Wird das Grundgesetz den Anforderungen und Bedürfnissen der modernen Gesellschaft gerecht? Brauchen wir mehr Elemente direkter Demokratie? Fragen wie diesen gehen die Jugendlichen gemeinsam mit Experten auf den Grund und üben sich dabei im politischen Debattieren und in der Konsensfindung ebenso wie im Perspektivwechsel und im Umgang mit Komplexität. Am 11. Mai 2021 wird dann gemeinsam mit den Jugendlichen eine Abschlussveranstaltung ausgerichtet, bei der sie ihre Ergebnisse vorstellen. Abschließend steht eine Exkursion zu einem wichtigen Demokratieort auf dem Programm. Entwickelt und durchgeführt wird das Demokratiebildungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Verein die politiksprecher e. V. 

Wie die Stiftung Polytechnische Gesellschaft arbeitet
Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft betreibt sowohl Breiten- als auch Spitzenförderung und unterstützt zusätzlich hervorragende Projekte Dritter, die einen hohen Nutzen für die Bürger der Stadt haben, jedoch ohne Förderung nicht realisiert werden könnten. Stets geht es dabei – den Werten der Aufklärung folgend – um Bildung, Vernunft und Verantwortung im umfassenden Sinne. Die Stiftung nimmt insbesondere gesellschaftliche Bereiche in den Blick, die besonderer Zuwendung bedürfen. 

Die Arbeit in aufeinander aufbauenden Projektketten ermöglicht eine nachhaltige Wirkung der Stiftungstätigkeit. Da die Stiftung zudem entlang der Bildungsbiografie fördert, begleitet sie viele Menschen über mehrere Jahre ihres Lebens und in verschiedenen Programmen als verantwortungsbereite Bürger Frankfurts. So entstehen regelrechte „polytechnische Karrieren“ – vom Deutschsommerkind zum Stadtteil-Botschafter bis hin zum Main-Campus-Stipendiat. 

Das Wirken der Stiftung ist dabei auf Frankfurt am Main fokussiert. Trotzdem werden auch immer wieder Projekte der Stiftung von anderen Kommunen und Trägern übernommen und an anderer Stelle durch- und fortgeführt, was die Reichweite der Stiftungsarbeit über die Stadtgrenzen hinaus erhöht. So findet beispielsweise der Deutschsommer inzwischen an vierzehn Standorten in Hessen statt; Stadtteil-Historiker forschen heute in Wiesbaden, Bad Homburg, Darmstadt-Eberstadt und im Ruhrgebiet; und das Diesterweg-Stipendium wird bundesweit von dreizehn Kommunen angeboten. 

Die Herkunft der Stiftung Polytechnische Gesellschaft
Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft ist eine von insgesamt sieben Töchtern der Polytechnischen Gesellschaft e. V. Gegründet wurde die Polytechnische Gesellschaft von engagierten Frankfurter Bürgern im Jahr 1816. Seither setzt sich die Bürgervereinigung, der auch Freiherr vom Stein und Adolph Diesterweg angehörten, für die Förderung der Frankfurter Stadtgesellschaft ein. Auf das Engagement der »Polytechniker« gehen Initiativen wie die Gründung der Frankfurter Sparkasse von 1822, die erste Sonntagsschule für Handwerksgesellen, Fortbildungsangebote für Frauen oder das Museum Angewandte Kunst zurück. 

Im Jahr 2005 beschloss die Polytechnische Gesellschaft, den Großteil ihres Erlöses aus dem Verkauf der Frankfurter Sparkasse von 1822 in eine Stiftung einzubringen. Mit Genehmigung durch das Regierungspräsidium Darmstadt entstand so am 24. November 2005 eine der größten gemeinnützigen Stiftungen in Deutschland. Gestartet war die Stiftung 2005 mit einem Eigenkapital von rund 393 Millionen Euro. Aktuell beschäftigt die Stiftung 30 Mitarbeiter am Sitz der Stiftung, dem Polytechniker-Haus an der Untermainanlage 5, im Zentrum von Frankfurt am Main. 

Weiterführende Texte über „15 Jahre Stiftung Polytechnische Gesellschaft“
„Potenzialentfaltungsgemeinschaft“, Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt und Johann-Peter Krommer über die ersten 15 Jahre Stiftung Polytechnische Gesellschaft   
„Neuland auf gutem Fundament“, Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt und Johann-Peter Krommer über die aktuelle Situation und die Tätigkeiten der Stiftung in Zeiten der Corona-Pandemie   
Jubiläumsausgabe 1/2020 des Stiftungsmagazins POLYTECHNIK   
Jubiläumsausgabe 2/2020 des Stiftungsmagazins POLYTECHNIK 

www.sptg.de