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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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"Der Rache nicht" - dokumentarischer Audio-Walk im Stadtraum Frankfurt

von Ilse Romahn

(19.04.2021) „Der Rache nicht“ ist ein ortspezifischer, dokumentarischer Audio-Walk im Stadtraum Frankfurt. Den Ausgangspunkt bilden die Biografien einiger vom NS-Regime verfolgter Frankfurter Künstler, welche ab 1933 aus dem kulturellen Stadtleben gedrängt wurden.

"Der Rache nicht" dokumentarischer Audio-Walk
Foto: Frankfurter Kollektiv Widerhall
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Die Fotografinnen Nini und Carry Hess betrieben am Börsenplatz eines der berühmtesten Fotoateliers der Weimarer Republik. Hans Erl und Magda Spiegel gehörten zu den Starsängern der Frankfurter Oper, der Schauspieler Joachim Gottschalk glänzte am Schauspiel im Rollenfach des Jugendlichen Helds. Von ihnen verliert sich die Spur in der fortschreitenden NS-Diktatur und wir begeben uns heute auf die Suche: Wie vollzog sich der Machtwechsel 1933 an den Frankfurter Theatern? Wie wirkte sich dies auf das künstlerische Leben Frankfurts und auf die Schicksale der Künstler aus? Welche Namen sind heute vergessen, die doch die 20er Jahre entschieden mitprägten?

Der Audio-Walk des Kollektiv Widerhall (Bornstein/Casagrande/Haagen/Schwesinger) gibt dem Publikum die Möglichkeit, die Geschichten der Künstler in der Stadt zu verorten, welche wir täglich durchlaufen. Er verknüpft historisches Material mit fiktiven Textpassagen und sucht nach Interaktionen mit der heutigen Stadt.

Den Zuschauern wird im Vorfeld eine Download-Datei für das eigene Smartphone zur Verfügung gestellt. In festgelegten Zeitintervallen starten jeweils 1-2 Zuschauer aus einem Haushalt den Audio-Walk und treffen an ausgewählten Orten auf performative One-to-One-Interaktion (unter Einhaltung der Hygienevorschriften). Für den Fall, dass die Pandemie-Situation eine personelle Performance im Stadtraum nicht zulässt, wird ein Remote-Variante des Audio-Walks angeboten. In diesem Fall erhalten die Zuschauer eine angepasste Download-Datei und sie können den Audio-Walk individuell und zeitlich unabhängig erlaufen.

Von und mit Louisa Beck, Loriana Casagrande, Jan Deck, Marlene-Sophie Haagen, Dennis Hoss, Marie Schwesinger.

Premiere: 29. April 2021. Weitere Termine: 30. April, 2., 8. und 9. Mai. Zeitraum jeweils zwischen 16 und 19 Uhr.Dauer eines Durchlaufs ca. 90 min.
Laufdistanz ca. 3 km. Der Walk ist barrierefrei. Startpunkt: Frankfurter Innenstadt. Endpunkt: Frankfurter Westend.

Reservierung über widerhall@studionaxos.de
Weitere Infos: https://studionaxos.de/programm/audio-walk-der-rache-nicht/
Eintritt: Solidarisches Preissystem.

Die Produktion entsteht in Kooperation mit studioNAXOS. Gefördert vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und durch die Stiftung EVZ: Erinnerung, Verantwortung und Zukunft im Förderprogramm: local.history. Mit freundlicher Unterstützung des Schauspiel Frankfurt.

Das Frankfurter Kollektiv Widerhall (Bornstein/Casagrande/Haagen/Schwesinger) - bestehend aus dem Komponisten Camilo Bornstein, der Bühnenbildnerin Loriana Casagrande, der Schauspielerin Marlene-Sophie Haagen und der Regisseurin Marie Schwesinger - arbeitet seit zwei Jahren in verschiedenen Theaterkontexten zusammen. Als Schwerpunkt ihrer szenischen Auseinandersetzung wählen sie verschiedene Aspekte der Frankfurter Stadtgeschichte und entwickelten bisher die Produktionen Gegen alle Widerstände (2018, Schauspiel Frankfurt) und Widerhall (2020, studioNAXOS). Sie verknüpfen dokumentarisches Material mit heutigen Interviews und Autorentexten, entwickeln Audio-Collagen und arbeiten an der Schnittstelle von Hörspiel und Theaterperformance. Das Theaterkollektiv sucht immer wieder die Kooperation mit anderen (Frankfurter) Künstlern.

An “Der Rache nicht” beteiligte Künstler: Loriana Casagrande (Bühnen- und Kostümbildnerin) studierte Bühnen- und Kostümgestaltung am Mozarteum Salzburg und der Norwegian Theatre Academy. Während ihres Studiums assistierte sie u.a. bei den Salzburger Festspielen und der Wiener Staatsoper. Eigene Arbeiten folgten u.a. am Theater Augsburg, am Schauspielhaus Chemnitz und dem Norsk Teknisk Museum in Oslo. 2017 bis 2019 war sie Bühnenbildassistentin am Schauspiel Frankfurt. Seit 2019 arbeitet sie als freie Bühnen- und Kostümbildnerin u.a. am Theater Aachen und dem Wiener Burgtheater.

Marie Schwesinger (Regisseurin und Autorin) kam nach ihrem Studium der Angewandten Kulturwissenschaften an der Universität Hildesheim nach Frankfurt a.M., um an der HfMDK Regie zu studieren. Während des Studiums zeigte sie ihre Performances und Inszenierungen u.a. am Frankfurt LAB. 2017 bis 2019 arbeitete sie als Regieassistentin am Schauspiel Frankfurt und inszenierte dort u.a. Gegen alle Widerstände und Corpus Delicti. Seit 2019 arbeitet sie als freie Regisseurin und Autorin u.a. am Hessischen Staatstheater Wiesbaden und auf der Burg Hülshoff.

Louisa Beck (Musikerin und Komponistin) studierte Popmusikdesign an der Popakademie Baden-Württemberg mit Schwerpunkt Schlagzeug und Klavier. U.a. komponierte und produzierte sie Musik für Produktionen des Schauspielhauses Bochum, des Auftakt Festivals in Köln, des Mousonturms Frankfurt und der Burgfestspiele Bad Vilbel. Sie erstellt Soundtracks für Video-Installationen, produziert Songs und ist als Studiomusikerin tätig.

Marlene-Sophie Haagen (Schauspielerin) studierte Schauspiel an der HMTM Hannover und der University of Arts London. Während ihres Studiums gastierte sie am Deutschen Theater Göttingen. Danach folgen Arbeiten u.a. am Kosmos Theater Wien, dem Theater Bamberg, den Burgfestspielen Bad Vilbel, auf Kampnagel Hamburg und am studioNAXOS Frankfurt. Marlene arbeitet auch für Film und Fernsehen und stand zuletzt für Maria Schraders „Ich bin dein Mensch“ vor der Kamera.

Jan Deck (Dramaturg und Autor) ist Politikwissenschaftler und arbeitet als freier Dramaturg, Regisseur und Kurator mit unterschiedlichen Künstlern, Ensembles und Theatern, vor allem mit seinem Performancekollektiv profikollektion (mit Katja Kämmerer) und der postmigrantischen theaterperipherie. Seit 2006 arbeitet er für laPROF, dem Landesverband Professionelle Freie Darstellende Künste Hessen.

Dennis Hoss (Produktionsleiter) studierte Musikwissenschaft in Heidelberg und Theater-, Film- & Medienwissenschaft in Frankfurt a.M. Ab 2015 arbeitete er an verschiedenen Projekten als Dramaturgie- und Produktionsassistent am Theater Heidelberg und dem Mousonturm Frankfurt, u. a. mit internationalen Künstlern wie dem Schriftsteller Nuno Ramos (Sao Paolo), dem Regisseur Akira Takayama (Tokyo) und der interdisziplinären Künstlerin Perel (NY). Seit 2020 ist Dennis als freischaffender Dramaturg und Produktionsleiter tätig.

studioNAXOS ist ein freies Produktionshaus für zeitgenössisches Theater, Performance und Musik in der Frankfurter Naxoshalle. Es entstand 2014 aus dem Zusammenschluss von Studierenden der Hessischen Theaterakademie und hat sich in Zeiten großer Raumnot der Theaterschaffenden in Frankfurt als freies Produktionshaus in der Stadtgesellschaft und darüber hinaus einen Namen gemacht. Produktionen aus dem studioNAXOS-Produktionsverbund waren in den letzten Jahren bei allen wichtigen deutschen Newcomer-Festivals vertreten (Körber-Festival, Radikal Jung, Out Now! Festival, Fast Forward Festival, Impulse Festival etc.) und wurden in zahlreiche andere Theater zu Gastspielen eingeladen. studioNAXOS kooperiert außerdem mit vielen lokalen Partnern und Förderinstitutionen und wird von der Stadt Frankfurt institutionell gefördert. Seit 2018 ist studioNAXOS im deutschlandweiten Netzwerk Freier Theaterhäuser (NFT) und seit 2020 ein assoziierter Partner der Hessischen Theaterakademie (HTA). Mehr Infos auf www.studionaxos.de. studioNAXOS wird getragen vom Naxos-Bund zur Förderung junger Künstler aus Hessen e. V.