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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Typisch amerikanisch – und doch besonders

Mirko Reeh entdeckt Rezepte in Louisiana und Illinois

von Karl-Heinz Stier

(15.05.2018) Es kommt nicht allzu oft vor, dass ein eifriger Verfechter der heimischen Küche sich auf der Suche nach kulinarischen Besonderheiten über den großen Teich in nordamerikanischen Staaten macht. Meist ging oder geht vielleicht auch noch das Vorurteil durch die Köpfe europäischer Bürger, „die Nordamerikaner können nicht kochen“.

Bildergalerie
Die Buchautoren: Mirko Reeh und Barbara Stromberg
Foto: Karl-Heinz Stier
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Jambalaya – zubereitet von Mirko Reeh
Foto: Karl-Heinz Stier
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Heidelbeer-Cheesecake - nachgekocht von Mirko Reeh
Foto: Karl-Heinz Stier
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Mit dieser eher unreflektierten Auffassung wollte der quirlige Koch Mirko Reeh aus dem Frankfurter Stadtteil Bornheim aufräumen und reiste zusammen  mit  Mitautorin Barbara Stromberg einige Wochen durch zwei nordamerikanische Staaten. Ihn interessierte, warum  vor allem die heutige Küche in Louisiana nach seiner Meinung  „zu den vielfältigsten und originellsten  Küchen der Welt gehört“. Seine Erklärung: so bunt wie das Völkergemisch (50 Nationen) sind auch die Speisen und Getränke, ob Fisch oder Fleisch, meist scharf und gelegentlich auch würzig-mild.

Er schaute den Cajuns und Kreolen in den Kochtopf, genoss den Geschmack Afrikas und der Karibik sowie die Köstlichkeiten der Soul Kitchen. Dabei erfährt der Leser auch Vieles über die Geschichte des Landes, seiner Menschen und ihrer Kochkultur. Zu seinen je über 50 gesammelten Rezepten gehört auch das bei uns bekannte Jambalaya, mit Gemüse, Reis und Fleisch zubereitet. „Traditionell gehört dort  Wurst hinein. Nein, nicht jede. Sehr beliebt ist eine geräucherte wie die Andouille, eine pikante französische Spezialität, die hauptsächlich aus Innereien hergestellt wird. Dazu kommt noch anderes Fleisch oder Meeresfrüchte, häufig Schweinefleisch, Hühnchen, Flusskrebse oder Garnelen. Das Gemüse besteht aus Zwiebeln, Sellerie und grüner Paprika, wird heiß in etwas Fett gebraten. Es kann auch ergänzt werden durch Karotten, Tomaten, Chili und Knoblauch.

Oder Gumbo, das mit Gemüse Reis und Fleisch zubereitet wird. „Unglaublich,  was man in New Orleans in Sachen Gumbo erleben kann, fast jedes Restaurant hat sein eigenes Rezept“. Einmal im Jahr wird sogar ein Festival veranstaltet. In New Orleans und Louisiana gehören wie Reis auch rote und weiße Bohnen zu den Hauptnahrungsmitteln, angereichert mit einer guten Mehlschwitze. Von Louis Armstrong, der in New Orleans aufwuchs, heißt es sogar, dass er seine Briefe mit den Worten „Red beans und nicely yours“ unterzeichnete.

Zweiter nordamerikanischer Staat, den Mirko Reeh und Barbara Stromberg kulinarisch bereisten, war Illinois im Mittleren Osten, wo sich die ersten Siedler der Alten Welt niederließen (90 Nationen). Ob  die Polen, Deutschen und Schweden, die hier ihre neue Heimat fanden – sie alle haben ihr kulinarisches Erbe mitgebracht. Seitdem hat sich viel getan in dieser Landesküche - und doch gibt es überlieferte Essgewohnheiten. Dazu gehört der Heidelbeer-Cheesecake, ein beliebtes Dessert nach europäischer Herkunft oder Chicago Style Deep Dish Stuffed Pizza, von dem jedes Restaurant in der Supergroßstadt sein eigenes Familienrezept besitzt – egal ob italienisch angehaucht oder klassisch-traditionell im Chicago Style. Mirko Reeh hat es sich hier zum Prinzip gemacht,  nach dem typischen Geschmack Amerikas  zu spüren.

Der Buchautor ist in Bad Hersfeld 1976 geboren. Seine ersten Erfahrungen mit dem Kochlöffel sammelte er am heimischen Herd in Omas und Mamas Küche. Auch während seines Wirtschaftsstudiums blieb Reeh seiner Leidenschaft treu, besuchte die großen Köche wie Bocuse und Ducasse und lernte  von ihnen. Nach Studienabschluss durfte er dann endlich das tun, was er am allerliebsten macht: kochen und immer wieder kochen. Heute ist Reeh Bestsellerautor, Restaurantchef, Besitzer von Kochschulen, Fernsehkoch und Gast in Talkshows. Jährlich gibt er Unterricht in 100 Kochkursen. Als nächste Buchprojekte hat er im Plan: eine Reisekochbuch über Philadelphia und Australien und 2019  ein Buch über Hessen-Tapas.

Die beiden „Kulinarischen Reisen“ in Illinois und Louisiana kosten je Ausgabe 14,90 Euro. Beide sind je 160 Seiten stark mit viel Hintergrundwissen und zahlreichen Farbfotos. Verlag: BoD-Books on Demand, Norderstedt    ISBN: 978-3-7460-4485-9