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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Stiftergemeinschaft Justinuskirche trauert um Rolf Henry Kunz

Gründer des Höchster Orgelsommers verstarb am Ostermontag

von Ilse Romahn

(20.04.2017) Wie kein anderer kannte Rolf Henry Kunz „seine“ Orgel in der Justinuskirche. Künstler und Instrument bildeten gleichsam eine Einheit. Sie fußte auf den Respekt des Organisten vor dem Werk und dem Instrument, das dem 1939 geborenen Kirchenmusiker die Farben für seine Werkdeutungen bot.

Für Rolf Henry Kunz bedeutete die Justinuskirche spirituell wie künstlerisch Heimat. Aus dem karolingischen Raum zog er Kraft und Inspiration. Manches Konzert gab er dort selbst, die beschwingtesten gewiß nach dem Abschlußfeuerwerk des Höchster Schloßfestes.

Dabei kam Kunz erst zu späterer Zeit seines Lebenslaufs nach Höchst. Daß er 1992 zum hauptamtlichen Organisten an St. Josef und der Justinuskirche ernannt wurde, erwies sich für Gemeinde und Stadtteil gleichermaßen als Glücksfall. Denn Kunz begleitete nicht nur die Gottesdienste auf exzellentem Niveau, er etablierte auch die „Höchster Orgelszene“ und daraus folgend den „Höchster Orgelsommer“.  Seit 1995 lud er namhafte Organisten aus aller Herren Länder in den Westen Frankfurts ein. Den 23. Zyklus für 2017 hat er trotz schwerer Erkrankung noch organisiert.

Geleitet war Kunz stets von dem Gedanken, beste Qualität sowohl in den Programmen als auch bei der Auswahl der Interpreten zu gewährleisten. So stellte er seinem Publikum die Orgelkomponisten Franz Liszt, Josef Rheinberger und Olivier Messiaen vor oder wählte Leitmotive wie die „sinfonische Orgel“ und den Tanz. Jeder Orgelsommer hatte seine unverwechselbare Struktur, immer einen in sich schlüssigen „roten Faden“. Daß Orgelgrößen wie Jane Parker Smith, Pierre Pincemaille, Edgar Krapp, John Stansell oder Martin Lücker in Höchst konzertierten, verdankt sich Kunz` Engagement und seinen weitreichenden Kontakten.

Zur Welt kam Rolf Henry Kunz 1939 im erzgebirgischen Johanngeorgenstadt. Ehe er sich ganz der Musik widmete, erlernte er den Beruf des Vaters, nämlich kunstvoll aus Leder Handschuhe zu fertigen. Seine erste Ausbildung in Musiktheorie und Orgel erhielt er in Aue. Es folgten Studien in Halle und Leipzig. Über viele Jahre nahm Kunz die Stelle des Solocembalisten beim renommierten Halleschen Händelfestspielorchester ein. Mitte der 70er Jahre ermöglichte der Wechsel nach Frankfurt am Main einen beruflichen Neuanfang. An der Musikhochschule nahm Kunz eine Dozentur für Chorleitung, Orgel und Musiktheorie wahr.

In Höchst leitete er außer der Kantorei das Kammerorchester Florilegium Musicum. Er gehörte zu den ersten, die ein Konzert der Stiftergemeinschaft in der Justinuskirche gaben. Als Beisitzer im Vorstand engagierte er sich für den Erhalt und die Pflege der ältesten Kirche Frankfurts.

Am Nachmittag des Ostermontags starb Rolf Henry Kunz nach schwerer Krankheit. Die Mitglieder der Stiftergemeinschaft Justinuskirche trauern mit Witwe Bärbel Kunz und den beiden Töchtern. Der Verlust dieses großen Künstlers und wunderbaren Menschen wiegt schwer.