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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Schornsteinfeger mit neuen Aufgaben

Traditionshandwerk tagt in Frankfurt

von Karl-Heinz Stier

(29.06.2017) Sie galten so wie früher so auch heute noch immer als Glücksbringer, sind sie doch bei Trauungen quasi Fotomodell beim Kirchenauszug, manche Braut lässt sich auch im Gesicht leicht anschwärzen- zweifellos ein idyllisches, romantisierendes Bild, die im Bewusstsein der Bundesbürger noch immer lebendig ist. Die Realität des Kaminfegers sieht freilich heuer anders aus.

Osswald Wilhelm Präsident, Zweiter von links
Foto: Karl-Heinz Stier
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Die 20000 Beschäftigte in rund 7600 deutschen Betrieben, die 30 Millionen Privathaushalte bedienen, haben sich nahezu mittlerweile ein verändertes Berufsbild gegeben, besser gesagt die Berliner Politik ist dabei, den Schornsteinfegern neue Aufgaben zuzuweisen. An Monopolaufgeben sind ihnen nur noch die Feuerstättenschau und die Bauabnahme geblieben. Der Slogan „messen, kehren, prüfen“ gilt zwar nach wie vor, aber Umweltschutzauflagen und Beratungen zur Energieeinsparungen rücken mehr und mehr in den Vordergrund. So hat der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerkes bereits 10000 Energieberater ausgebildet. Sie verkaufen nichts, sie beraten nur.

Das ist nach Aussagen des Präsidenten Osswald Wilhelm angesichts der Tatsache von 70 Prozent Gas- und Ölanlagen in Deutschland, die älter als 15 Jahre sind, mehr als notwendig. Es könne so schnell auch nicht aufgearbeitet werden, meinte Wilhelm. Er wies außerdem darauf hin, dass die Schornsteinfeger ihre Kundenanlagen kostenfrei mit einem Label bewerten und am Heizkessel aufkleben („wir labeln Deutschland“) und sie auf ihren Energieverbrauch aufmerksam machen.

Hoffnungen setzt der Verband auf das neue Schornsteinfeger-Handwerksgesetz, das weiterhin festschreiben soll, dass für die Sicherheit der über 30 Millionen bundesdeutschen Feuerstätten nur Fachkräfte mit einer Mindestqualifikation als Schornsteinfegergeselle zuständig sind.

Was den Schornsteinfeger-Nachwuchs angeht, so hat die Handwerksbranche keine Probleme. Matthias Dinges, Obermeister der Schornsteinfegerinnung Rhein-Main, nennt Zahlen für Hessen: Danach gibt es im Ausbildungsjahr 2016/17 48 Auszubildende, etwa 12 Prozent sind weiblich. Diese Jahresbilanz deckt sich ungefähr auch mit denen frührer Jahre.

Bleibt noch die Frage, warum Schornsteinfeger überhaupt Glücksbringer sind. Die Erklärung: Im Mittelalter gab es viele Schornsteine, die nicht sauber waren und Brände verursachten. Wenn der Schornsteinfeger kam und die Esse reinigte, gab es nicht so schnell um sich greifendes Feuer. Es war dann für viele Bewohner in den engen kleinen Städten ein Glücksfall.