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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Reisebericht Straßburg: Mal nicht Krokodil, Kathedrale und Kugelhupf

von Helmut Poppe

(15.10.2018) Teil 4, Wohnen, Arbeiten und Digitales. Wo wir bei den schmückenden K-Alliterationen sind, heute eine weitere: „Klandestiner Kommerz“, weshalb erreicht man immer weniger Unternehmen telefonisch, und weshalb ist es selten möglich, in Erfahrung zu bringen, wo die Mitarbeiter und Verantwortlichen sitzen und arbeiten. Gleich, ob in Straßburg, Frankfurt oder sonst wo auf unserer kleinen Welt.

Bildergalerie
Defymed-Chefin Séverine Sigrist
Foto: Frankfurt-Live, Poppe
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Epopia Bildergeschichten zum Weiterschreiben
Foto: Frankfurt-Live, Poppe
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Startup-Gründerzentrum Straßburg
Foto: Frankfurt-Live, Poppe
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Die "Pépinière" am Empfang
Foto: Frankfurt-Live, Poppe
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French Tech
Foto: French tech, sreenshot
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Auswahl Gründerzentren Frankfurt
Foto: google maps, screenshot
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Innovationszentrum, Hofheim
Foto: Frankfurt-Live, Poppe
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Links PraktikantIn, rechts CEO, Nachbar großer Streaming-Dienst irgendwo am Rhein
Foto: Frankfurt-Live, Poppe
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Diese Artikelserie hat sich als Ziel gesetzt, abseits von den üblichen Touristenpfaden im Elsass neue Wege zu gehen, um Land und Leute besser kennen zu lernen. Vergleiche einiger der besuchten Stationen mit solchen in Frankfurt sollen auch zeigen, wie diese bei uns  funktionieren, ob sie vollkommen anders sind, und was man daraus lernen kann.

Heute ist also das Thema Arbeiten in Straßburg dran. Hierbei wird das Hauptaugenmerk auf neue Formen des Arbeitens gelegt. Diese drehen sich – wie soll es anders sein – um digitale Produkte und Dienstleistungen. Die Art in beiden Ländern zu arbeiten ist, in welcher Art von Räumen mit welchen neuen Hilfsmitteln auch immer und das sei gleich vorweg gesagt, unterscheidet sich kaum und erst recht nicht nicht bei neuen aufstrebenden innovativen Unternehmen auf der gesamten Welt.

Zuvor ein Blick auf das Wohn-Umfeld, in dem sich ein Straßburger Innovationszentrum im Stadtteil Hautepierre befindet. Hierüber schrieben wir bereits in einem zurückliegenden Artikel mit den Stichworten ‚höchster Jugendartikel in Bevölkerung Frankreichs,  No. 26 im Kriminalitätsindex‘. Zog es wirtschaftlich Denkende vor zehn Jahren noch bei der Wohnungssuche in Straßburg über die Grenze nach Deutschland, weil dort Mieten und Grundstück niedriger lagen, hat sich dies geändert. Die Preise zogen auch in der Nachbarschaft in der deutschen Ortenau an. In Straßburg liegen die monatlichen Mietkosten inklusive Nebenkosten bei durchschnittlich 14 €, also auf ähnlichem Mietkostenniveau. Eigentlich sollten weniger als 4% Arbeitslosigkeit im gegenüberliegenden Gebiet rund um Kehl Arbeitsuchende aus dem Elsass anziehen, hierfür gibt es eine Reihe von Werbeprogrammen. Die 11% Arbeitslosigkeit im Elsass und deutlich mehr bei jungen Menschen bringen  allerdings nicht Elsässer in Massen in Arbeit auf der anderen Seite des Rheins. Hürden stellen Sprachprobleme, das Elsässische stark verwandt mit dem Deutschen sprechen nur noch 3% der Bevölkerung und unterschiedliche Berufsausbildungen und –Anforderungen dar.

Innovative Zentren
Bei der Auswahl des Ortes eines  Innovationszentrums kamen wohl die genannten zwei Faktoren zusammen: Jugendanteil und Arbeitslosigkeit. Die „Pepinière“  übersetzt die „Baumschule“ unterstützt junge Unternehmen häufig  Startups genannt bei der Umsetzung  einer Geschäftsidee  hin zur Marktreife. Das besuchte in Hautepierre wird in einem EU-Programm gefördert und bietet neben Büroräumen, Bürodiensten und einer  Telekommunikationsinfrastruktur eine beratende Begleitung durch Experten, die in einzelnen Entwicklungsphasen junge Unternehmen helfen,  sei es in der Buchhaltung, bei der Erstellung von Geschäftsplänen, der Werbung  und dergleichen. Die Kosten betragen pro Monat etwa 320 € monatlich und liegen ziemlich gleich mit denen, die  in coworking-Zentren, ein anderer Name für solche Bürostrukturen, in Frankfurt und in anderen Regionen, zu zahlen sind. Bemerkenswert hierbei ist, dass in Frankreich Kommunen selbst und indirekt das Arbeitsamt hierbei  häufig involviert sind, was man zum Beispiel an der Email-Adresse verantwortlich Leitender der Förderstätten bemerkt.

Neue Formen der Arbeit auch im Elsass
Klandestiner Kommerz
Kurzvorstellung der Unternehmen, die – was eigentlich dem Ziel dieser Artikelserie widerspricht – nicht auf Anhieb auf Besuch eingestellt sind. Sie wirken nicht unbedingt klandestin, das heißt im Verborgenen, sind aber wie zunehmend zahlreiche, auch bekannte Unternehmen, nicht räumlich auf Anhieb identifizierbar. Sie  sind in sogenannten coworking-Bürogemeinschaften anonym ohne Firmenschild außen am Gebäude untergebracht. Schaut man im Online- Impressum nach, findet man, wenn überhaupt als Rubrik aufgeführt, zunehmend keine Postanschrift und auch keine Telefonnummer. Dem gerade von digitalen innovativen Unternehmen geschätzten Begriff „customer centricity“ nämlich Kundenzugewandtheit, entspricht dies nicht. Die Nähe zum Kunden suchen viele junge Unternehmen eher über Suchmaschinen-Detektiviererei namens SEO und mit anderen Identifizierungs-Algorithmen.

Ein lang gezogener zweistöckiger Flachbau im westlichen Straßburger Stadtteil Hautepierre, auch gut für Autofahrer versteckt,  beherbergt und unterstützt unter anderem drei Unternehmen, die wir uns ein wenig näher angeschaut haben:

Diese Artikelserie hat sich als Ziel gesetzt, abseits von den üblichen Touristenpfaden im Elsass neue Wege zu gehen, um Land und Leute besser kennen zu lernen. Vergleiche einiger der besuchten Stationen mit solchen in Frankfurt sollen auch zeigen, wie diese bei uns  funktionieren, ob sie vollkommen anders sind, und was man daraus lernen kann.

Heute ist also das Thema Arbeiten in Straßburg dran. Hierbei wird das Hauptaugenmerk auf neue Formen des Arbeitens gelegt. Diese drehen sich – wie soll es anders sein – um digitale Produkte und Dienstleistungen. Die Art in beiden Ländern zu arbeiten ist, in welcher Art von Räumen mit welchen neuen Hilfsmitteln auch immer und das sei gleich vorweg gesagt, unterscheidet sich kaum und erst recht nicht nicht bei neuen aufstrebenden innovativen Unternehmen auf der gesamten Welt.

Zuvor ein Blick auf das Wohn-Umfeld, in dem sich ein Straßburger Innovationszentrum im Stadtteil Hautepierre befindet. Hierüber schrieben wir bereits in einem zurückliegenden Artikel mit den Stichworten ‚höchster Jugendartikel in Bevölkerung Frankreichs,  No. 26 im Kriminalitätsindex‘. Zog es wirtschaftlich Denkende vor zehn Jahren noch bei der Wohnungssuche in Straßburg über die Grenze nach Deutschland, weil dort Mieten und Grundstück niedriger lagen, hat sich dies geändert. Die Preise zogen auch in der Nachbarschaft in der deutschen Ortenau an. In Straßburg liegen die monatlichen Mietkosten inklusive Nebenkosten bei durchschnittlich 14 €, also auf ähnlichem Mietkostenniveau. Eigentlich sollten weniger als 4% Arbeitslosigkeit im gegenüberliegenden Gebiet rund um Kehl Arbeitsuchende aus dem Elsass anziehen, hierfür gibt es eine Reihe von Werbeprogrammen. Die 11% Arbeitslosigkeit im Elsass und deutlich mehr bei jungen Menschen bringen  allerdings nicht Elsässer in Massen in Arbeit auf der anderen Seite des Rheins. Hürden stellen Sprachprobleme, das Elsässische stark verwandt mit dem Deutschen sprechen nur noch 3% der Bevölkerung und unterschiedliche Berufsausbildungen und –Anforderungen  dar.

Innovative Zentren
Bei der Auswahl des Ortes eines  Innovationszentrums kamen wohl die genannten zwei Faktoren zusammen: Jugendanteil und Arbeitslosigkeit. Die „Pepinière“  übersetzt die „Baumschule“ unterstützt junge Unternehmen häufig  Startups genannt bei der Umsetzung  einer Geschäftsidee  hin zur Marktreife. Das besuchte in Hautepierre wird in einem EU-Programm gefördert und bietet neben Büroräumen, Bürodiensten und einer  Telekommunikationsinfrastruktur eine beratende Begleitung durch Experten, die in einzelnen Entwicklungsphasen junge Unternehmen helfen,  sei es in der Buchhaltung, bei der Erstellung von Geschäftsplänen, der Werbung  und dergleichen. Die Kosten betragen pro Monat etwa 320 € monatlich und liegen ziemlich gleich mit denen, die  in coworking-Zentren, ein anderer Name für solche Bürostrukturen, in Frankfurt und in anderen Regionen, zu zahlen sind. Bemerkenswert hierbei ist, dass in Frankreich Kommunen selbst und indirekt das Arbeitsamt hierbei  häufig involviert sind, was man zum Beispiel an der Email-Adresse verantwortlich Leitender der Förderstätten bemerkt.

Neue Formen der Arbeit auch im Elsass
Klandestiner Kommerz
Kurzvorstellung der Unternehmen, die – was eigentlich dem Ziel dieser Artikelserie widerspricht – nicht auf Anhieb auf Besuch eingestellt sind. Sie wirken nicht unbedingt klandestin, das heißt im Verborgenen, sind aber wie zunehmend zahlreiche, auch bekannte Unternehmen, nicht räumlich auf Anhieb identifizierbar. Sie  sind in sogenannten coworking-Bürogemeinschaften anonym ohne Firmenschild außen am Gebäude untergebracht. Schaut man im Online- Impressum nach, findet man, wenn überhaupt als Rubrik aufgeführt, zunehmend keine Postanschrift und auch keine Telefonnummer. Dem gerade von digitalen innovativen Unternehmen geschätzten Begriff „customer centricity“ nämlich Kundenzugewandtheit, entspricht dies nicht. Die Nähe zum Kunden suchen viele junge Unternehmen eher über Suchmaschinen-Detektiviererei namens SEO und mit anderen Identifizierungs-Algorithmen.

Ein lang gezogener zweistöckiger Flachbau im westlichen Straßburger Stadtteil Hautepierre, auch gut für Autofahrer versteckt,  beherbergt und unterstützt unter anderem drei Unternehmen, die wir uns ein wenig näher angeschaut haben:

Epopia
Dass die Lese- und Schreibkompetenz von Kindern zunehmend nachlässt, ist in vielen Studien nachgewiesen. Dies liegt unter anderem an den ungeeigneten Lernmethoden wie auch an einem sich drastisch wandelnden Medienverhalten und –Konsum.

Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, Lesen- und Schreiben zu fördern über Geschichtenlesen – und hierüber zu schreiben.  Kinder erhalten Briefe postalisch mit optisch ansprechend gestalteten Erzählungen aus Fantasiewelten, Spannendes aus der Leitung eines Naturschutzgebietes oder Dramen im  Mittelalter sein. Die jungen Autoren sind aufgefordert, diese Episoden schriftlich aus ihrer Vorstellung weiter zu schreiben.  Offensichtlich kommt dies gut an. In einem Beispielvideo sieht man eine Lehrerin, wie sie einen Briefpacken mit in den Unterricht bringt. Bemerkenswert, wie sie von den Kindern mit einem lauten „Bonjour Madame la maîtresse“ begrüßt wird (heißt so viel wie „Guten Tag, Frau Lehrerin“). Gut erzogen, kann man feststellen und widerspricht so ziemlich dem alten Bild des deutschen strammen Unterrichts.

J’aime mon artisan
Was so viel heißt wie ‚Ich liebe meinen Handwerker‘, und dafür hat man zur Zeit bestimmt allen Grund.
„J’aime mon artisan“ hat den Ehrgeiz, Renovierungsarbeiten zuhause zu revolutionieren. Das  2015 gegründete Unternehmen ist nach eigenen Angaben der erste Marktplatz, auf dem Handwerksarbeiten online vermittelt werden. Das Unternehmen konzentriert sich auf den Bereich Fertigung von Außentüren, Toren und Jalousien einschließlich deren Installation durch einen lokalen Handwerker.Das Startup will mit diesem neuen Konzept Handwerkern und ihrem Know-how einen neuen Stellenwert zurückgeben. Unterstützung erhalten auch Wohnungsbau-Fachleute bei der Digitalisierung ihres Vertriebs.

Defymed
Ist ein Startup-Unternehmen, das implantierbare medizinische Geräte (MD) für therapeutische Anwendungen entwickelt. Grundidee, auch für Nicht-Experten nachvollziehbar, ist, dass Medikamente am wirkungsvollsten in der Nähe des Krankheitsortes sein können und die von Defymed angewandte Methode besser als Spritzen oder Tabletten wirkt.

Die Ausgründung des Europäischen Diabetes-Forschungszentrums (ECD) in Straßburg und ihr erstes Produkt, MailPan®, soll die Behandlung von Patienten mit Typ-I-Diabetes verbessern. Heute entwickelt Defymed auch ein medizinisches Gerät für die physiologische Insulinverabreichung, ExOlin®. Defymed stützt sich auf ein starkes und einzigartiges Netzwerk von Experten für Diabetes, Zelltherapie, Verkapselung, Medizinprodukte und die Charakterisierung des mechanischen Verhaltens von Materialien.

Die sogenannte eHealth-Branche ist auch in unserem Hessen gut verankert. Zahlreiche klassische Pharmaunternehmen betreiben ihre eigenen Startups extern oder intern. Hier bietet sich bestimmt eine Möglichkeit für eine  grenzübergreifende Kooperation an auch mit heranstrebenden anderen deutschen Startups. Wir drücken der Gründerin Dr. Séverine Sigrist alle Daumen hierbei und dem Chef der Pépinìere Guillaume Haemmerlin sowie seiner Assistentin Gulyaz und den anderen viel Erfolg und bonne chance!

Das Zentrum im Westen Straßburgs ist nicht alleine, weitere befinden sich in der Innenstadt, im Lodge Richtung Kehl wie auch in der Molsheimer Straße. Dort residiert KTM Advance, das für bedeutende Unternehmen innovative Lernformen online und unterstützt auch durch künstliche Realität erstellt. Auf derselben Etage befindet sich eine Dreiländer Kulturjournal, mehr darüber demnächst.

Ein Blick auf Frankfurt und seine Startup-Zentren
Eine kurze Recherche zeigt ein gutes Dutzend Startup-Büroräume und Förderzentren. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit, hinzukommen reinen Bürovermietern - die sich einen kleinen innovativen Anstrich geben möchten - das eher am Gemeinwohl ausgerichtete social impact lab in Bockenheim und eine Einrichtung einer Wirtschaftsförderungseinheit der Frankfurter Allgemeinen in der Hanauer Landstraße. Insgesamt ist die Anzahl und die Dichte solcher Büroanbieter und jungen Unternehmen bei uns deutlich höher als im Elsass, wobei dort, sagen wir mal, handfestere Dinge angeboten werden . In Frankfurt besteht eher eine Tendenz u stark technisch getriebenen Lösungen in einem deutlich kosmopolitischerem Umfeld. Frankfurt steht an 11. Stelle in einem bundesweiten Digitalisierungskompass, Straßburg und das Elsass an siebter Stelle in Frankreich mit einem Schwerpunkt bei Gesundheit.

Die Kreishauptstadt Hofheim nebenan zeigt sich unternehmensfördernd  mit seinem Innovationszentrum in der Feldstraße. Neben sehr günstigen (von der Stadt geförderten?) Mietkonditionen wird ein voller Service geleistet  für Unternehmen, die nicht unbedingt den üblichen Attributen jung, digital als Inhalt und gesteuert, entsprechen. Die Kosten liegen nach Angaben des HIZ bei knapp 14 € pro Quadratmeter und Monat.

In einem der Startup-Zentren Frankfurts arbeitet ein Unternehmen, das sich in  der Fluchtursachenbekämpfung engagiert mit den Mitteln der  Arbeitsvermittlung und Bildung. Über Afringa  und deren Chef, Victor Thien, berichten wir bald mehr in unserem Online-Gesellschaftsmagazin. Alle anderen Artikel der Reihe  „Straßburg einmal abseits von Kathedrale …“ finden Sie – naheliegend – in der Rubrik Reisen.

Die Elsässer sind nicht nur für ihre deftig-raffinierte Küche sondern auch für ihren Humor bekannt. Hier ein Witz auf die Gefahr hin, dass er querübersetzt werden muss und einen Teil seines Esprits verliert:
Ein elsässisches Ehepaar, Herr und Frau Grippe, haben eine Tochter. Welchen Namen haben sie ihr gegeben? Sheila. Aha, wieso? Elsässischer Akzent für „Ich habe die Grippe : "ch'ai la grippe".

Wie mancher Deutscher haben einige Elsässer halt mitunter einen klitzekleinen Akzent.

Im nächsten und vorerst letzten Artikel aus Straßburg gibt’s etwas zu lesen über den berühmtesten Humoristiker Straßburgs und Medien, die einem in der Stadt am europäischen Fluss, dem Rhein, weiterhelfen.