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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Mutwillige Zerstörung der Ausstellung über jüdische Sportler auf dem Rathenauplatz

von kus

(21.06.2017) Das Jüdische Museum Frankfurt, das Eintracht Frankfurt Museum und Makkabi Frankfurt verurteilen Angriff auf die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“.

Die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ würdigt jüdische Sportler sowie ihren Anteil an der Entwicklung des modernen Sports in Deutschland. Sie umfasst sechzehn großformatige Skulpturen von Nationalspielern, Welt- oder Europameistern, Olympiasiegern und anderen sportlichen Rekordhaltern, die zu den gefeierten Sportidolen ihrer Zeit zählten. Ihre sportlichen Karrieren endeten in den Jahren 1933 bis 1945 mit dem Ausschluss von öffentlichen Sportveranstaltungen, der Ausgrenzung von deutschen Sportvereinen, der systematischen Entrechtung, Vertreibung oder Ermordung.

Die Ausstellung wurde am 15. Juni von Oberbürgermeister Peter Feldmann feierlich eröffnet und ist seither für alle Interessierten Tag und Nacht auf dem Rathenauplatz zu sehen. Sie wurde vom Zentrum deutsche Sportgeschichte konzipiert und wird in Frankfurt vom Jüdischen Museum Frankfurt in Kooperation mit Makkabi Frankfurt und Eintracht Frankfurt präsentiert.

Nachdem die Ausstellung in den vergangenen zwei Jahren ohne größere Zwischenfälle an öffentlichen Plätzen in Berlin und sechs anderen deutschen Städten gezeigt werden konnte, sind innerhalb der ersten drei Tage in Frankfurt zwei der sechzehn Figuren mit großer Gewalteinwirkung zerstört worden.

Bei der einen Figur handelt es sich um Walter Bensemann, einem der Begründer von Eintracht Frankfurt, der zu den Pionieren des Fußballs in Deutschland gehört. Ebenso zerstört wurde die Skulptur von Lilli Henoch, die eine Weltrekordlerin im Kugelstoßen, im Speerwurf und in der 4-mal-100-Meter Staffel war. Walter Bensemann starb 1934 im Exil in der Schweiz, Lilli Henoch wurde 1942 deportiert und ermordet.

Die mutwilligen Zerstörungen der beiden Skulpturen erschüttern die Veranstalter der Ausstellung zutiefst. Die Initiatioren betrachten diese als gezielten Angriff, nicht nur auf die öffentliche Würdigung der historischen Leistung von jüdischen Sportlern, sondern auch auf die Bedeutung, die der jüdischen Geschichte in der Entwicklung der Stadt Frankfurts zukommt. Oberbürgermeister Feldmann betont, dass diese gewalttätigen Akte „nicht dem Geist Frankfurts als einer weltoffenen, toleranten und friedfertigen Stadt“ entsprächen.

In Abstimmung mit dem Oberbürgermeister halten die Organisatoren umso nachdrücklicher an der Entscheidung fest, die Ausstellung weiterhin an einem der zentralsten Plätze der Stadt öffentlich zu präsentieren. Sie laden weiterhin dazu ein, die Präsentation auf dem Rathenauplatz zu besuchen und die Biografien der jüdischen Sportler kennen zu lernen. Die Initiatoren sind der Überzeugung: Je mehr Bürger sich der Ausstellung widmen, desto entschiedener werden sie der Gewalt entgegentreten, die sich in der mutwilligen Zerstörungen vor Ort äußert.