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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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MUSIKFEST "Fremd bin ich..." - Franz Schuberts `Winterreise`

von Ilse Romahn

(14.09.2017)  Ein Werk wird gleich doppelt in Szene gesetzt: Franz Schuberts „Winterreise“, Dreh- und Angelpunkt des diesjährigen Musikfests der Alten Oper Frankfurt, erfährt eine zweifach bildhafte Deutung in der Theaterproduktion des Budapester Proton-Theaters, welche die Alte Oper und das Künstlerhaus Mousonturm am Dienstag, 19. September, und am Mittwoch, 20. September 2017, jeweils um 19.30 Uhr im Frankfurt LAB zeigen.

Schubert/Zender Winterreise
Foto: Marcel Rèv
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Zum einen greift die Produktion des ungarischen Regisseurs Kornél Mundruczó auf Hans Zenders (1993 in Frankfurt uraufgeführte) „komponierte Interpretation“ des Liedzyklus für Tenor und kleines Orchester zurück. In seiner Sicht auf die „Winterreise“ suchte Zender die einst verstörenden „Urimpulse, diese existentielle Wucht des Originals“ neu erfahrbar werden zu lassen – mit jenen ausdrucksstarken, farbigen Mitteln, die ihm die Orchesterbesetzung wie auch die klanglichen Möglichkeiten des 20. Jahrhunderts boten.

Zum anderen versieht Kornél Mundruczó die „Winterreise“ mit ganz konkreten Bildern, die zeigen, welche aktuelle Relevanz in Schuberts musikalisch geschilderten Stationen einer einsamen Reise steckt: Mundruczó hat ein Einmannstück entwickelt, das schonungslos die „Winterreise“ in eins mit dem Thema „Flucht“ setzt. „Für mich“, so der Regisseur, „ist die ‚Winterreise’ die Apotheose des Unterwegsseins. Immer in Bewegung sein. Warten ohne zu wissen worauf. Wie in einem Fegefeuer. Das Fegefeuer der Menschen auf der Flucht ist ein Flüchtlingslager. Jeder mag dort landen, aber niemand weiß, wie über ihn gerichtet wird.“

Diese existenziellen Erfahrungen werden in der „Winterreise“ Mundruczós auch für den Zuschauer spürbar, denn die Aktion auf der Bühne wird gekoppelt mit Videosequenzen aus einem ungarischen Flüchtlingslager. „Die Zeit, die ich dort mit den Bewohnern verbracht habe, war eine extreme Erfahrung. All die Entbehrungen und die Hoffnungslosigkeit haben mich so ergriffen, dass ich das nicht in Worten, sondern nur mit Musik zum Ausdruck bringen kann.“

Der ungarische Sänger und Schauspieler János Szemenyei übernimmt den Hauptpart in dieser Mischform aus Konzert, Theater und Videoinstallation. Unterstützt wird er von dem Mobile Beats Ensemble und dem Neue Musik Ensemble der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, die Leitung hat Pablo Druker.

Eine Produktion des PROTON Theatre in Koproduktion von CAFe Budapest Contemporary Arts Festival, Danubia Orchestra Óbuda, unterstützt von der Opera Vlaanderen

Veranstalter: Künstlerhaus Mousonturm in Kooperation mit der Alten Oper Frankfurt

Ermöglicht durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain im Rahmen des Schwerpunktthemas „Transit“

€ 25,- (Endpreis) / Tickethotline: (069)1340400 ▪ www.alteoper.de