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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Krokodil, Kathedrale und Kugelhupf Teil 3, Politik, Leute, Europa ...

von Helmut Poppe

(10.10.2018) ... (und doch noch etwas über Essen gehen). Fragt man eine italienische Europaabgeordnete der Gruppierung „ PPE“ nach Straßburg, meint sie „ Für uns ist das wie ein Gefängnis. Wir bleiben lieber in Brüssel!“ Sie steht mit dieser harschen Meinung wohl nicht alleine unter ihresgleichen.

Bildergalerie
Interview vor dem Zeitungsstand, Michel A
Foto: Frankfurt-Live, Poppe
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Bürgermeister Straßburg, Roland Ries
Foto: wikipedia
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Manneken in Straßburg neben Restaurant Fines Gueules
Foto: Frankfurt-Live, Poppe
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Bier und Wein an der Ill in Petite France
Foto: Frankfurt-Live, Poppe
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Grund hierfür sind die übervollen Plenarwochen (à 4 Tage) während denen die Parlamentarier gehalten sind, 12mal im Jahr vollzählig von morgens bis abends im Plenum zu erscheinen. In dieser Zeit kommen Sie kaum aus Beratungen und Abstimmungen in die  Stadt und wenn dann eher in nicht-elsässische Gastronomie. Als Italienerin, na, wen hätte es gewundert, zieht Amalia Sartori, so ihr Name,  Restaurants ihres Landes vor wie „La Casella“, „Trattoria da Giovanni“, ab und an aber auch ein französisches Restaurant wie die „Cloche à Fromages“. Das Spitzenrestaurant „Crocodile“ gegenüber der Kathedrale  – und das ist die Auflösung des Titels unserer Artikelserie – meidet sie, da es ihrer Meinung nach überbewertet ist.

Wo wir beim Thema Europa sind: Fragt man Passanten aus Straßburg, wie den sympathischen Herrn mit dem originellen Blumensträußchen im Revers, was sie zurzeit bewegt, hört man Bedenken ob der zunehmenden Radikalisierung in ganz Europa bei geringer Wahlbeteiligung und somit abnehmender Repräsentativität der Wählermeinungen. Bestätigung der These „mit Leuten reden und möglichst  etwas gemeinsam veranstalten, um zu europäischer Gemeinsamkeit und zu Verständnis zu gelangen“,  findet solch eine Blitzumfrage.  Für einen europäischen Zusammenhaltsgedanken sollten viel mehr Begegnungen gefördert werden,  die gemeinsame Aktivitäten, Gespräche und Projekte zum Inhalt haben und sich nicht auf nüchterne und blutlose Treffen rund um  Bildung und „Hoch“-Kultur beschränken. In den 60er und 70er Jahren gab es zahlreiche Begegnungen im Rahmen des deutsch-französischen Jugendwerks, doch dessen Reichweite hat deutlich abgenommen. Den Städte-Partnerschaften gehen wegen der demografischen Entwicklung die Mitglieder aus. Neue Formate sind notwendig.

Zurück zu Straßburg: die Wahlbeteiligung bei den Präsidentschaftswahlen 2017 lag im ersten Wahlgang in Frankreich bei eher 50%, in Straßburg im 2. Wahlgang bei 74% und einem hohen Anteil ungültiger Stimmzettel 8%. Macron kam auf 81% und seine politische Gegnerin Le Pen auf 19%. Im ersten Wahlgang lag die stramme Linke um Mélenchon bei  24%, die Konservativen schieden mit 19% ebenfalls aus. Die Sozialisten lagen bei 9%. Anders als im restlichen Frankreich liegt in Straßburg ist die Wahlbeteiligung in der Regel deutlich höher und die Parteipräferenzen eher gemäßigter, was gerade im Süden Frankreich sich ganz anders darstellt, denn dort erlangen Links- und Rechtsradikale  regelmäßig hohe Stimmanteile. Zur Erinnerung die Ergebnisse für Frankfurt der letzten Bundestagswahlen. CDU 30,5% (26,0%), SPD 27,1% (20,8%), Grüne 10,9 (13,6%) , FDP 9,2% (14,0%) der Erstimmen (in Klammern 2.Stimmen). Bürgermeister von Straßburg ist Roland Ries, der den Sozialisten angehört. Seit 2008 ist der ehemalige Lehrer im Amt –und eher Macron-kritisch.

Schwer zu vergleichen sind die französischen Parteien mit deutschen Parteien, auch wenn sie sich auf europäischer Ebene Parteien in verschiedenen Bündnissen zusammenfinden. So gibt es Gruppierungen und Blocks der Konservativen (PPE) mit 36% der Sitze, die Sozialdemokraten und Sozialisten (S&D) mit 25% sowie die Liberalen (ADLE), mit 11%. Die Grünen sind im Europaparlament mit geringen 7,5% der Sitze vertreten.

Das Europaparlament kann man besichtigen. Von außen bei einer Fahrt in einem „Bateau mouche“. Im Vorbeituckern erblickt man auf der linken Seite die Sendezentrale des Fernsehsenders „ARTE“. Führungen im Parlaments-Gebäude sind ebenfalls möglich.

Ursprünglich sollte in dieser Artikelserie vermieden werden, auf die typische Gastronomie einzugehen. Einige wenige Abseits des mainstreams-Tipps dennoch:
Tapas Francais bei Restaurant „Fines Gueules“ und „Chez Yvonne“, 10, rue du sanglier, gleich hinter der Kathedrale oder das „Rive Gauche“ in der 1, rue du Maire Kuss mit einem guten und recht preiswerten Mittagstisch.