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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Helaba erwartet 2018 leichten Zinsumschwung

Weltwirtschaft bleibt auf Top-Niveau

von Karl-Heinz Stier

(21.11.2017) Ihren Konjunktur– und Kapitalmarktausblick 2018 stellte die Hessische Landesbank (Helaba) unter das Motto „Einkaufszentrum: nichts ist umsonst“. Zunächst vielleicht ein etwas verwirrender Begriff.

Dr. Gertrud Traut bei der Vorlage der Konjunkturstudie 2018
Foto: Karl-Heinz Stier
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Dr. Gertrud Traut, Chefvolkswirtin der Helaba und Bereichsleiterin Volkswirtschaft/Research, liebt solche Bezeichnungen, haben diese doch stets Berührungspunkte zur realen wirtschaftlichen Welt. Ihr diesjährigen Motto und Hauptszenario leitet sie davon ab, dass der Bundesbürger  im „Einkaufszentrum“ mit einer „Eintrittswahrscheinlichkeit“ von 70 Prozent die Zeit darin verbringt. Die Konjunktur laufe rund, und die Konsumenten könnten dank der Globalisierung ein vielfältiges Angebot genießen. Unter Konsumenten und Anliegern herrsche Kauflaune. Der Konsum sei Konjunkturfaktor mit einem Gewicht von mindestens 50 Prozent am Bruttoinlandsprodukt. Insofern stünden Einkaufszentren als Sinnbild. Aber viele Güter und Vermögensklassen würden auch teurer werden. „Der lang gescholtene deutsche Konsummuffel hat sich zum Einkaufsfreak gewandelt“, so Dr. Traut.

Die Weltwirtschaft

Die Chefvolkswirtin ist zuversichtlich, dass die Weltwirtschaft 2018 mit einer Rate von 3,4 Prozent genauso dynamisch wachsen wird wie im Vorjahr. Der Euroraum und Deutschland werden ihr hohes Tempo aus dem Jahre 2017 nicht halten können. Zwei Prozent würden Deutschland und die Eurozone wachsen und die Arbeitslosenquote sinke weiter. Für die USA zeichne sich im Jahresdurchschnitt 2018 eine leichte Wachstumsbeschleunigung auf 2,5 Prozent (Vorjahr 2,2 Prozent). „Das Investitionsklima in den USA wird aber durch die unberechenbare Handelspolitik unter Präsident Trump belastet“, heißt es in der Helaba-Studie. Der Preis für die derzeit gute Konjunktur gibt es freilich nicht umsonst. Ihr Preis ist die Inflation.

Die Inflation

War die Teuerung bislang hauptsächlich auf die Energiepreise zurück zu führen, ist nach Auffassung von Dr. Traut 2018 mit allgemein höheren Preisraten zu rechnen – in den USA deutlich über 2 Prozent. Im Euroraum bewegt sich das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) auf 2 Prozent zu. „Von unerwünscht niedrigen Inflationsraten kann deshalb keine Rede mehr sein“.  Einige Zentralbanken setzten wieder auf Zinserhöhungen. Auch die EZB werde reagieren, allerdings verzögert. Die Helaba-Experten erwarten, dass Mario Dragi den Zinshebel noch selbst umlegen werde, bevor ab 2019 in den Ruhestand geht. Voraussichtlich im Frühjahr 2019 werde er den Einlagezins von 0,4 Prozent auf 0,2 Prozent zurückführen. Im Laufe des Jahres 2019 – so wird spekuliert – wird der Leitzins von Null auf 0,25 Prozent angehoben werden, also wieder im positiven Bereich zu finden sein.

Die Anlageperspektiven

Die „ultralockere Geldpolitik“ habe nach der Studie in den vergangenen Jahren bei Aktien, Renten und Immobilien zu deutlich höheren Bewertungen geführt. Hier sei bei  künftigen Anlageentscheidungen Vorsicht geboten, auch bei den Renten. Im Laufe des Jahres 2018 werden  die Rendite bei 10jährigen Bundesanleihen bis auf 1 Prozent ansteigen. „Es drohen Kursverluste. Erste Wahl bei Neuanlagen sollten daher kürzere und mittlere Laufzeiten sein“. Beim Dax seien die Abwärtsrisiken stärker ausgeprägt als das Aufwärtspotential. Immobilien bleiben in der Bewertung hoch und Gold könnte einen nachhaltigen Aufwärtstrend einschlagen.

Wachstum in Hessen

In Hessen liegt die Wirtschaftskraft – gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner – um 15 Prozent über dem Pro-Kopf-Wert in Deutschland. Logistik, Finanzwirtschaft sowie die Informations- und Kommunikationsbranche sind von herausragender Bedeutung. Insgesamt herrscht eine hohe Dynamik im tertiären Sektor, die für einen Großteil der Branchen mit spürbaren Umsatzzuwächsen verbunden ist. Daran dürfte sich auch 2018 nichts grundlegend ändern.

Helaba Alternativ-Szenarien

Im negativen Alternativszenario „Bauruine“, dem die Helaba-Experten eine Eintrittswahrscheinlichkeit von zehn Prozent zuordnen, gibt es einen globalen Abschwung. Deutschland rutscht in eine Rezension, der DAX stürzt in Richtung 8000 Punkte ab.

Im positiven Alternativszenario „Palast“ – Helaba-Wahrscheinlichkeit 20 Prozent - erreicht die Weltwirtschaft ein beeindruckendes Wachstum. Unter diesen Bedingungen gelingt der Umbau der Europäischen Union zu einer Wettbewerbsgemeinschaft. Der Dax überspringt die Marke von 15000 Punkten.

Da sind freilich alles unbedeutende Gedankenspiele gegenüber dem Hauptszenario „Einkaufszentrum“ mit 70 Prozent Wahrscheinlichkeit. Deshalb rät Dr. Gertrud Traut sehr darauf zu achten, „dass man bei jedem Investment sich von der eigenen Stimmung nicht in die Irre führen lassen sollte“.