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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Moderne Architektur, Nahtstelle zur Geschichte in Languedoc-Roussillon

von Ilse Romahn

(21.07.2016)  Seit jeher blühte in dieser Mittelmeer-Region die Baukunst. Schon die Baumeister der Antike errichteten großartige, bis heute erhaltene Bauwerke, wie das UNESCO Welterbe Pont du Gard oder das Maison Carrée in Nîmes. War einst Gestein aus dem Umland maßgeblich, haben heutige Architekten Zugriff auf vielseitiges Baumaterial. Im Languedoc-Roussillon gelingt es hervorragend alte Steine mit moderner Architektur zu verbinden und zeitgenössische Gebäude perfekt der Umgebung oder einem Landstrich anzupassen.

Sète - Sehenswerte Markthallen
Der Markt ist in südfranzösischen Städten stets ein Mittelpunkt des Alltagsgeschehens. In Sète trafen sich die Bürger seit ihrer Eröffnung 1890 in der von Léon Etienne Rosiès im Baltard-Stil erbauten Halle. Sie fiel in den siebziger Jahren einem Multifunktionsbau zum Opfer. Doch seit 2014 erhebt sich an dieser Stelle erneut ein Gebäude, das zu einer Vitrine der Gastronomie und der Baukunst wurde. Mit einem Spiel von Licht und Schatten gelang es dem Architekten François Fontès der Stadt eine Markthalle zu geben, die erneut einen ebenso sehenswerten wie wirtschaftlichen Mittelpunkt bildet.

Espace Don Quichotte
Entlang des Rhône-Kanals in Sète reihten sich Weinlager, diverse Geschäfte und auf dem Wasser dümpelten Fischerboote mit verblichenem Anstrich. Die Architekten des Ateliers Patrick Vidal verhalfen dem Quai des Moulins mit dem farbenfrohen Gebäude Espace Don Quichotte zu neuer Attraktivität. Der geometrisch gestaltete Bau beherbergt nun ein Ausstellungszentrum für zeitgenössische Kunst. Hinter der Fassade aus einem gelungenen Zusammenspiel von Glas, Metall und Holz werden neben der Sammlung von Gilbert Ganivenq Wechselausstellungen bekannter und viel versprechender Künstler gezeigt.

Von der Antike zu Norman Foster
Narbonne gab der ersten römischen Kolonie außerhalb des Reiches ihren Namen, Provincia Narbonensis. Die Lage an der Römerstraße Via Domitia nach Spanien verhalf der Stadt zur Blütezeit in der Antike. Kein Geringerer als der Stararchitekt Sir Norman Forster erhielt den Zuschlag, das neue Regionalmuseum "Musée de la Romanité" zu konzipieren und damit der reichen römischen Vergangenheit Narbonnes einen würdigen Rahmen zu geben. Der Grundstein mit Motiven eines Schiffes mit geblähten Segeln ist gelegt, das Museumsgebäude für ständige und wechselnde Ausstellungen soll 2019 eröffnet werden.

Steine für Reben und Mauern
Bereits römische Bauherren nutzen das Kalkgestein und die Sandsteine aus der Umgebung bei Saint-Laurent-la-Vernède im Departement Gard. Und sie kannten auch schon die Vorzüge dieser Böden für den Anbau von Reben. Das gleiche Baumaterial diente für den Bau des Klosters von Solan, der Bastide d'Engras. Heute betreiben die Nonnen auf 5 ha biologischen Weinbau am Nordhang des Flüsschens Tave. Das Architektenbüro Perraudin schuf mit der Konzeption der Klosterkellerei einen gelungenen Bindestrich zum Kloster und zur Landschaft. In der Bastide d'Engras werden auch Gäste jeder Glaubenrichtung oder freigeistlicher Gesinnung für einige Tage willkommen geheißen.

Viavino, ein Ort für Wein und andere Gelegenheiten
Das von dem Architekten Philippe Madec entworfene Zentrum für Weintourismus in Saint Cristol entspricht mit den verwendeten Baumaterialen mit viel Holz und hellen Steinen genau seiner geografischen Lage zwischen Cevennen und den Weinlagen von Lunel. Die nach ökologischen Gesichtpunkten errichteten Gebäude passen sich perfekt ihrer Umgebung an. Hier können Weinfreunde hervorragende Tropfen verkosten, Touristen erhalten Auskünfte, außerdem gibt es einen Kräutergarten und einen Weinlehrpfad. An diesem vielseitigen Ort steht Kindern eine Spielarena zur Verfügung, im Freilicht-Theater werden Aufführungen geboten und Säle bieten Gelegenheit für Seminare oder Veranstaltungen aller Art.

Treffpunkt der Geselligkeit
Auch im Kleinen zeigt sich, dass alte Steine und moderne Architektur harmonische Verbindungen eingehen. Taurinya ist ein "Bistrot de Pays" nur 5 min. vom Ort Prades in den östlichen Pyrenäen entfernt. Auf einem Sockel aus örtlichen Steinen setzte der Architekt Philippe Dubuisson eine Struktur aus Metall und Glas. Gäste genießen hier eine typisch lokale Küche beim Blick auf die Landschaft oder die Werke der ausgestellten Künstler.
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