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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Neue Ausstellung im Kunsthaus Stade

Théodore Strawinsky. Poesie des Augenblicks vom 4. Juni bis 28. August 2016

von Ilse Romahn

(27.05.2016)  Stade - Das malerische Werk von Théodore Strawinsky (1907, St. Petersburg – 1989, Genf) ist eine außergewöhnliche Entdeckung. Mit seinen präzise komponierten und zugleich geheimnisvollen Gemälden – Porträts, Landschaften, Stillleben und Bilder des Alltäglichen – erweist sich der Künstler als ein wichtiger Repräsentant der figürlichen europäischen Malerei, der ganz in der Tradition der Moderne steht. Als genauer Beobachter der Realität und Erfinder allegorischer Szenen nimmt Strawinsky die figurativen Strömungen seiner Zeit auf höchsten Niveau auf und entwickelt eine Bildsprache von eigener Originalität.


Zirkuskulissen, 1934 
Foto: Fondation Théodore Strawinsky, Genf
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Über seinen Vater, den Komponisten Igor Strawinsky, lernte der junge Maler Anfang der 1920er Jahre die wichtigsten Vertreter der Pariser Avantgarde kennen. Künstler wie Georges Braque, Pablo Picasso und André Derain ermutigten Strawinsky, seiner künstlerischen Begabung nachzugehen. Für die Aufführungen des Vaters aber auch für andere Autoren entstanden Bühnenbild- und Kostümentwürfe, etwa 1926 Oedipus Rex – ein Stück von Jean Cocteau und Igor Strawinsky. Bis zum Ende der 1950er Jahre folgten zahlreiche weitere Werke für die Bühne und viele farbenprächtige Gemälde, die das Motiv des Zirkus zeigen. Mit seinen Akrobaten, Tänzerinnen, Zirkustieren und Figuren wie dem Pierrot erschuf der Maler komplexe Kompositionen, die allegorisch und mitunter traumhaft anmuten.

"So gesehen bezeichne ich meine Kunst als poetisch-plastische Ausdrucksform, das heißt es ist nicht der Gegenstand, der Poesie erzeugt, sondern das Zusammenspiel von Form und Farbe." Théodore Strawinsky, 1979

Strawinskys Figurendarstellungen, Stillleben und Landschaften zeigen eine klare Formensprache und lösen sich zugleich vom realen Abbild. Beherrscht von einer meisterhaften Lichtregie und geprägt von der Stille eines poetischen, wie angehalten wirkenden Augenblicks stehen seine Werke der Neuen Sachlichkeit und dem Magischen Realismus nah. Über das Zusammenspiel von Bildkomposition, Sujet und kraftvoller Farbgebung entsteht ein sensibles Panorama des Lebens, das sich zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen ästhetischer Auffassung und realistischer Erzählung bewegt.

Théodore Strawinskys Werke wurden in der Schweiz und in Frankreich – Orte, an denen Strawinsky die meiste Zeit seines Lebens verbrachte – in weit beachteten Ausstellungen gezeigt. In Deutschland ist sein Werk bislang nahezu unbekannt.

Das Kunsthaus Stade hat Dank der großzügigen Unterstützung der Fondation Théodore Strawinsky in Genf die Möglichkeit, sein Werk erstmals dem Publikum in Deutschland zu präsentieren. Anhand einer Auswahl von rund 90 Gemälden und Graphiken aus allen Schaffensphasen (1915 – 1982) honoriert die Ausstellung auf drei Etagen das Œuvre. Fotografien und Filmaufnahmen aus dem Familiennachlass gewähren zudem Einblicke in die bewegte Biographie des Künstlers.

Ein begleitender Katalog, herausgegeben von Roland Scotti für den ersten Ausstellungsort der Ausstellung im Kunstmuseum Appenzell, erscheint im Steidl Verlag (19.90,-) und trägt Wesentliches zur kunstwissenschaftlichen Erforschung des Werkes von Théodore Strawinsky bei.

Museen Stade | Wasser West 39 | 21682 Stade, www.museen-stade.de