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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Die Sicherheit fliegt mit − Ärztlich begleitete Reisen

Die ideale Reiseform für alle, die gegen Gesundheitsgefahren im Urlaub gewappnet sein wollen

von von Karin Willen

Mexiko oder Indien wären schön, aber wie entgehe ich Montezumas Rache? Kann man sich in Dubai nicht mit dem MERS-Virus anstecken? Was ist, wenn ich mir in Nepal den Knöchel verstauche, oder mein Blutdruck verrückt spielt? Wenn Bedenken solcher Art die Reiselust bremsen, kann ein mitreisender Arzt helfen. Folgende Fragen und Antworten zeigen, was beim ärztlich begleiteten Reisen zu erwarten ist.



„Andere Länder, andere Bakterienkulturen“, hier bei den Seenomaden auf dem Tonle Sap See in Kamboschscha.
Foto: Karin Willen
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Was bietet diese Urlaubsform?
Das Prinzip, das hinter den Reisen steckt, ist bei den Veranstaltern gleich. Ein Arzt begleitet die Gruppe vom Abflug bis zur Rückkehr und ist während der Rundreise rund um die Uhr ansprechbar. „Meine Anwesenheit dient auch dem Sicherheitsgefühl“, beschreibt Dr. Inge de Bary ihre Rolle. Die Allgemeinmedizinerin ist eine von 400 Ärzten, die beim Marktführer Tour Vital aus Köln unter Vertrag sind.

Mexiko oder Indien wären schön, aber wie entgehe ich Montezumas Rache? Kann man sich in Dubai nicht mit dem MERS-Virus anstecken? Was ist, wenn ich mir in Nepal den Knöchel verstauche, oder mein Blutdruck verrückt spielt? Wenn Bedenken solcher Art die Reiselust bremsen, kann ein mitreisender Arzt helfen. Folgende Fragen und Antworten zeigen, was beim ärztlich begleiteten Reisen zu erwarten ist.


„Andere Länder, andere Bakterienkulturen“, hier bei den Seenomaden auf dem Tonle Sap See in Kamboschscha.
Foto: Karin Willen
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Was bietet diese Urlaubsform?
Das Prinzip, das hinter den Reisen steckt, ist bei den Veranstaltern gleich. Ein Arzt begleitet die Gruppe vom Abflug bis zur Rückkehr und ist während der Rundreise rund um die Uhr ansprechbar. „Meine Anwesenheit dient auch dem Sicherheitsgefühl“, beschreibt Dr. Inge de Bary ihre Rolle. Die Allgemeinmedizinerin ist eine von 400 Ärzten, die beim Marktführer Tour Vital aus Köln unter Vertrag sind.

Welche Expertise hat der Arzt?
Die in Deutschland approbierten Allgemeinmediziner sind reisemedizinisch fortgebildet und nehmen jährlich an Auffrischungsschulungen teil. Manche schließen für die Reisezeit ihre Praxis, andere werden erst im Ruhestand ärztliche Reisebegleiter.

Ist die Anwesenheit eines Arztes das einzige Unterscheidungsmerkmal?
Die Veranstalter achten bei dieser Reisevariante auf Nonstop-Flüge, wählen ruhige, komfortable Hotels, planen Erholungsphasen ein und sorgen dafür, dass nicht jeden Morgen die Koffer gepackt werden müssen. „Ärztlich begleitete Rundreisen sind quasi entschleunigte Rundreisen“, sagt Nina Meyer von der TUI-Tochter Berge & Meer in Rengsdorf/Westerwald. Der Bonner Medical Wellness-Reiseveranstalter Mediplus versorgt die Gäste zusätzlich mit einer World Medical Card, auf der die gesundheitsrelevante Daten des Gastes in 13 Sprachen notiert sind. Bei Dertour gibt es zusätzlich einen Gesundheitsvortrag und ein praktisches Reiseset. Die Gruppengröße variiert dabei je nach Reise und Veranstalter von 10 bis 35 Personen.


Exotik mit Sicherheit danke eines mitreisenden Arztes: Tempel Tah Prom in Angkor Wat.
Foto: Karin Willen
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Ersetzt der Arzt die reisemedizinische Beratung?
Nein. Im Vorfeld muss sich jeder selber etwa acht Wochen vor der Reise um reisemedizinische Beratung und mögliche Impfung kümmern, damit genügend Zeit für den Aufbau eines Impfschutzes bleibt. Auch eine Auslandskrankenversicherung fürs nichteuropäische Ausland sollte man abgeschlossen haben.

Was leistet der Arzt konkret?
„Andere Länder, andere Bakterien“, sagt Dr. de Bary. „Wir haben natürlich nicht nur in Indien, Mexiko oder Usbekistan Mittel gegen Reisediarrhoe dabei, wir erinnern auch vor Ort an Selbstverständlichkeiten wie die Regel „Koch es, schäl es oder vergiss es“ und empfehlen, die Zähne nicht mit Leitungswasser zu putzen“.
Der Arzt macht sich vor der Reise ein Bild, mit welchen gesundheitlichen Problemen im Urlaubsland zu rechnen ist. Er gibt Rat und Auskunft bei medizinischen Fragen und führt einen Arztkoffer mit Mitteln gegen Blessuren, kleinere Erkrankungen und für die Notversorgung mit. „Manchmal bin ich auch einfach nur ein weiterer Reiseleiter, oder die Leute wollen von mir eine Zweitmeinung“, erzählt Dr. de Bary.
Bei schwereren Erkrankungen oder Unfällen begleitet der Arzt den Patienten zum lokalen Kollegen oder ins Krankenhaus. Denn nach einer Notversorgung muss er jenen Ärzten das Feld überlassen, die eine nationale Zulassung haben. „Aber er ist natürlich weiter Vertrauensperson und – ganz wichtig im fremden Land: deutschsprachig“, betont Dertour-Pressesprecherin Katharina Hanke in Frankfurt.


Montezuma kann überall in der Fremde lauern: Zum Beispiel in Buchara am Wasserbecken.
Foto: Karin Willen
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Muss ich damit rechnen, unter Senioren und Hypochondern zu sein?
Der Münchener Studienreiseanbieter Studiosus gibt 70plus als Zielgruppe dieser Variante ihrer „ServicePlus-Studienreise“ an. Die anderen Anbieter richten sich an die sogenannten Best Ager und jene, die um ihre Gesundheit im Urlaubsland fürchten. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 60 Jahren, bei Berge & Meer war der jüngste Kunde zum Beispiel 25 Jahre alt, der älteste 81.
Die Veranstalter registrieren derzeit ein verstärktes Interesse von Berufstätigen für Fernreisen. „Viele, speziell Führungskräfte, können es sich nicht erlauben, krank aus dem Urlaub heimzukommen“, erklärt Daniel Stahnke von Mediplus den Trend. Auch Hans Ende von Tour Vital stellt fest: „Unsere Gäste sind fit und mobil, nur einfach etwas vorsichtiger als andere. Sie träumen von exotischen Zielen, von Dschungelsafaris, Bergdörfern auf 4.000 Metern Höhe oder traditionellen nepalesischen Teehäusern, haben aber häufig wegen ungewohnter klimatischer Bedingungen oder anderer Hygienestandards Bedenken“.

Für wen sind ärztlich begleitete Reisen das Richtige?
Für Urlauber, die sich einfach wohler fühlen, wenn ein Arzt dabei ist: Wer mögliche Strapazen des Fluges, der Zeitumstellung und des fremden Klimas oder wer den Stress durch andere Kost fürchtet, ist hier gut aufgehoben. Der Arzt kann zwar auch nicht verhindern, dass manche von der Höhe in Peru oder Tibet Kopfschmerzen bekommen. Er kann aber dafür sorgen, dass rund um die Uhr ein Sauerstoffgerät die Schmerzen nimmt und der Patient sich angepasst verhält.

Für wen eignet sich diese Urlaubsform nicht?
Den Koffer sollte man selber rollen können, gut zu Fuß sein und seine möglicherweise chronische Erkrankung gut im Griff haben. Eingeschränkte Beweglichkeit oder ein erst kürzlich eingesetzter Herzschrittmacher können bei einigen Veranstaltern Ausschlusskriterien sein. Und Orte mit Höhenklima sind zum Beispiel für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein Wagnis.
Ärztlich begleitetes Reisen sollte nicht missverstanden werden als Urlaubsform für schwer chronisch Kranke, stark Behinderte und Pflegebedürftige. Solche Erkrankungen fordern stärkere und andere Betreuung, worauf sich Anbieter wie die Caritas, das DRK oder der AWO Reisedienst spezialisiert haben. Neuerdings gibt es auch einen privaten Anbieter für Pflegeurlaub auf Rhodos.

DER bietet ärztlich begleitete Reisen an?
Derzeit kann dieses Reiseform gebucht werden bei Berge & Meer, Dertour (nur im Reisebüro), Mediplus, Studiosus und dem Thomas Cook-Kooperationspartner Tour Vital, der auch einen eigenen Katalog „Reisewelten“ für ärztlich begleitete Reisen publiziert.


Was für die Einheimischen ungefährlich ist, kann Gäste ans Bett fesseln. Nudelverkäuferin in Usbekistan.
Foto: Karin Willen
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Wohin gehen die Reisen?
Exotik in der Ferne ist Trumpf bei dieser Reiseform, Vietnam/Kambodscha und Indien sind besonders gefragt, aber es geht unter anderem auch nach Äthiopien, China, Myanmar oder Südafrika. Dertour und Mediplus konzentrieren sich gleich ganz auf Fernreisen. Studiosus hat Nordafrika mit im Programm. Berge & Meer bietet sogar auch Südosteuropa und Irland an. Tour Vital schickt seine Ärzte auch auf die Azoren, ins Baltikum, nach Italien, Polen, Spanien, die Türkei oder Zypern mit auf die Reise.

Was sind die Extrakosten für diese Urlaubsform?
Die Reisekosten des Arztes werden auf die Teilnehmer umgelegt, für Beratung und Behandlung fallen keine Kosten an, die eigenen notwendigen Medikamente müssen aber selber mitgeführt werden. Der Mehrpreis für das Sicherheitsgefühl beim Abenteuer beläuft sich für die Reiseteilnehmer je nach Reiseziel und Veranstalter pro Tag auf etwa 10 bis 20 Euro pro Tag.

Länderspezifische Reisemedizinische Information vor der Reise:
http://www.crm.de/laender/laender.asp?Domain=CRM&Sprache=de&Bereich=laender&Klientel=laie&Auspraegung=kurz&HTMLfragmente=no&Auswahl=A-Z

Veranstalter ärztlich begleiteter Reisen

Betreutes Reisen für Senioren, stärker Behinderte und Pflegefälle
www.awo-seniorentouristik.de
www.caritas-reisen.de
http://www.drk.de/angebote/senioren/betreutes-reisen.html
http://www.pflegeurlaub-rhodos.eu