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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Künstlersein im Nationalsozialismus: Der Fall Reinhold Ewald

Veranstaltung am 25. November im Museum Giersch der Goethe-Universität

von Ilse Romahn

(24.11.2015)  Ausgehend von dem Fall Reinhold Ewald und dessen Verstrickungen in den Nationalsozialismus werden Prof. Dr. Gregor Wedekind (Johannes Gutenberg Universität Mainz) und Dr. Oliver Kase (Pinakothek der Moderne München) im Gespräch am Mittwoch, 25. November, von 19 – 21 Uhr, erörtern, welche Möglichkeiten es für Künstler, die vor 1933 erfolgreich waren, nach 1933 gegeben hat, weiterzuarbeiten bzw. ihre künstlerische Identität beizubehalten oder zu modifizieren. Auch mit Blick auf andere während des Nationalsozialismus in Deutschland arbeitende Künstler und ihrer Werke wird gefragt, was kulturpolitische Etiketten wie „entartet“ bedeuteten, wie man sich gleichgeschaltete Kunst vorzustellen hat und inwiefern der Begriff „NS-Kunst“ zu problematisieren ist. Wo liegt die Demarkationslinie zwischen einer politisch belasteten Kunst und einer Kunst, die in ihren Sujets und ihrer stilistischen Verfassung maßgeblichen ästhetischen Mustern der Zeit folgt, die nicht als genuin nationalsozialistisch anzusprechen sind? Was bedeuteten biographische Verstrickungen in den Nationalsozialismus für die künstlerische Produktion eines Künstlers? Kann man ein moderner Künstler und gleichzeitig Parteimitglied der NSDAP sein? Und nicht zuletzt: Was ist den Bildern anzusehen, wie schuldig oder unschuldig sind sie?


`Frau am Meer` von Reinhold Ewald
Foto: Uwe Dettmar
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Anlässlich des 125. Geburtstages des bedeutenden Frankfurt-Hanauer Künstlers Reinhold Ewald zeigen das Museum Giersch der Goethe-Universität Frankfurt am Main, und das Historische Museum Hanau Schloss Philippsruhe eine umfassende Retrospektive. Erstmals konnte der schriftliche und künstlerische Nachlass des Künstlers und viele weitere bis dato unbekannte Quellen ausführlich ausgewertet werden. Unter dem Titel „Künstlersein im Nationalsozialismus: Der Fall Reinhold Ewald“ veröffentlichte Prof. Gregor Wedekind im begleitenden Ausstellungskatalog neue Erkenntnisse bezüglich Ewalds Verhaltens während der Jahre 1933 bis 1945.

Als Mitglied des Kuratoriums der aktuellen Ewald-Ausstellung beschäftigte sich Prof. Gregor Wedekind intensiv mit dem Künstler. Er hat die Professur für die Kunstgeschichte der Moderne und der Gegenwart an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz inne. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Bildkünste des späten 18. bis zum 21. Jahrhundert, darunter französische Kunst des 19. Jahrhunderts, Geschichte des Künstlertums, Genieästhetik und Kunstreligion sowie Ideengeschichte der europäischen Moderne.

Dr. Oliver Kase arbeitet seit 2012 als Kurator für Klassische Moderne in der Pinakothek der Moderne in München. Er betreut über 900 Kunstwerke aus ehemaligem NS-Besitz, die an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen überstellt wurden. In der Ausstellung „GegenKunst“, die sich den Themen „Entartete Kunst“ – „NS-Kunst“ – „Sammeln nach '45“ widmet (noch bis 31.1.2016 in der Pinakothek der Moderne), definiert Kase mit der kritischen Gegenüberstellung von Kunstwerken Rahmenbedingungen, unter denen NS-Kunst jenseits der Dämonisierung oder Verharmlosung auch im Kunstmuseum – als Ort ästhetischer Reflexion und Diskussion – präsentiert werden kann.

Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83 // 60596 Frankfurt am Main
www.museum-giersch.de // info@museum-giersch.de