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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Sternstunde der Archäologie

von Ilse Romahn

(29.01.2015)  Der Grabschatz des ägyptischen Pharao Tutanchamun zählt zu den bedeutendsten Entdeckungen der Archäologie.

„Ich sehe wunderbare Dinge“ – vier Wörter, die 1922 in die Geschichte der Ägyptologie eingingen. Ausgesprochen hat sie der britische Archäologe Howard Carter (1874 – 1939), als er am 26. November jenes Jahres den heute wohl populärsten Pharao von den Toten auferstehen ließ – Tutanchamun.

Der legendäre Kindkönig, der um 1332 v. Chr. mit neun Jahren als einer der letzten Könige der 18. Dynastie den Horus-Thron als „Herr der beiden Länder“ bestieg, war ein Sohn des Ketzerkönigs Echnaton, der mit seinem monotheistischen Aton-Glaube den Götterhimmel über Ägypten mächtig durcheinanderwirbelte. Der junge Pharao, der nach neueren Untersuchungen an schweren Krankheiten litt (Röntgenuntersuchungen der Mumie ergaben den Nachweis eines losen Knochensplitters im Schädel), distanzierte sich bald nach seiner Machtübernahme von den radikalen religiösen Reformen seines Vaters und setzte die alten Götter im Land am Nil wieder ein.

Was Carter an jenem denkwürdigen Novembertag des Jahres 1922 dem Jenseits entriss, war eine Sensation, zumal das Tal der Könige, jene westlich von Theben gelegene Grablege der Pharaonen des Neuen Reiches, zu dieser Zeit schon sehr stark „umgepflügt“ und folglich mit einem derart spektakulären Fund nicht mehr zu rechnen war. Schon der erste Blick in die Grabkammer enthüllte das Unglaubliche. Aus dem Dunkel der Jahrtausende schälten sich vergoldete Statuen, prächtige Streitwagen, Trinkschalen aus Alabaster, ein Thronsessel aus Blattgold, zahlreiche kostbare Grabbeigaben – und die elf Kilo schwere und aus massivem Gold bestehende Totenmaske Tutanchamuns, das Herzstück des Grabschatzes.

Der opulent illustrierte Bildband, verfasst von dem international renommierten Ägyptologen und früheren Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung, Zahi Hawass, zeigt kenntnisreich die Schönheit und Geschichte des Schatzes. Dabei spannt der Autor den Bogen von der Entdeckung des Grabes bis hin zum neuesten Forschungsstand. Entstanden ist das vielleicht vollständigste Buch über Tutanchamun – ein Band zum Schwelgen, mit faszinierenden Bildern (besonders beeindruckend sind die gestochen scharfen Schwarz-Weiß-Aufnahmen des britischen Fotografen Harry Burton, mit denen er den historischen Moment im Bild festhielt) und verständlich geschriebenen Texten zu Geschichte, Religion und Mentalität einer einzigartigen Hochkultur.

Ein idealer Begleiter zur Münchner Ausstellung „Tutanchamun – sein Grab und die Schätze“, die ab 3. April 2015 in München zu sehen sein wird.

Zahi Hawass: Auf den Spuren Tutanchamuns. Theiss Verlag, Stuttgart 2015, 264 S., 29,95 €. ISBN 978-3-8062-3037-6.

Von Dr. Theodor Kissel, Sörgenloch