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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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ESA infomiert über Mondmissionen

Vor 50 Jahren betrat der erste Mensch den Erdtrabanten

von Michael Hoerskens

(22.07.2019) Der Termin war gut gewählt: Anlässlich des 50. Jubiläumsjahres der ersten bemannten Mondlandung veranstaltete die Europäische Weltraumorganisation ESA in Darmstadt einen Themenabend mit dem Titel „Take me to the Moon“.

Bildergalerie
Teilnehmer der ESA-Veranstaltung "Take me to the Moon" (v.l.): FAZ-Herausgeber Werner d'Inka, die AstronautenMatthias Maurer und Thomas Reiter sowie ESA-Direktor Rolf Densing.
Foto: Hörskens
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Auf dem Podium waren auch Paolo Ferri, Michael Khan und Jutta Hübner (v.l.)
Foto: Hörskens
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Kontrollzentrum bei der ESA in Darmstadt
Foto: Hörskens
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„Ein kleiner Schritt für den Menschen, ein großer Sprung für die Menschheit“ - jeder, der damals am 21. Juli 1969 nachts um 3.56 Uhr mitteleuropäischer Zeit die Mondmission der NASA am Fernseher mit verfolgte, kann sich heute noch an diesen Satz von Neil Armstrong erinnern. Zusammen mit seinen Kollegen Buzz Aldrin und Michael Collins war der US-Astronaut am 16. Juli 1969 mit der Apollo 11 in den Weltraum aufgebrochen und stand fünf Tage später als erster Mensch auf dem Erdtrabanten.

Nachdem der Mond seit den 70er Jahren für die Wissenschaft an Bedeutung verloren hatte, rückt heutzutage die Thematik wieder in den Vordergrund. Ein halbes Jahrhundert nachdem der erste Mensch einen Fuß auf den Mond gesetzt hat, ist unser nächster Nachbar wieder im Fokus der internationalen Raumfahrt.  „Vorwärts zum Mond” lautet derzeit die Devise der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Warum ist der Erdtrabant wieder so interessant für die Wissenschaft? An welchen Mondprojekten – bemannt und unbemannt – arbeitet die ESA derzeit? Wann stehen wieder Menschen auf dem Mond? Diese Fragen diskutierte eine hochkarätige Expertengruppe beim Themenabend „Take me to the Moon“ im Darmstädter Satellitenkontrollzentrum (ESOC).

ESA-Experten wie Paolo Ferri, Leiter des ESA-Missionsbetriebs und stellvertretender ESOC-Zentrumsleiter, Rolf Densing, ESA-Direktor für Missionsbetrieb und ESOC-Leiter sowie die beiden Astronauten Thomas Reiter und Matthias Maurer blickten dabei bei einer Diskussionsrunde mit dem Titel  „Der Mond als Sprungbrett zur Erforschung unseres Sonnensystems“ zurück auf die Errungenschaften der Apollo-Missionen und erläuterten die nächsten Schritte bei der Mond-Erforschung. 

Gemeinsam mit Partnern arbeitet die ESA an neuen Missionen zur Exploration des Erdtrabanten, etwa dem Gateway, einem Außenposten im Mondorbit, der sowohl bemannte als auch unbemannte Explorationsprojekte unterstützen soll. Das Orion-Modul der NASA mit dem europäischen Servicemodul ESM soll bereits in den 2020er Jahren wieder Astronauten zum Mond bringen. 

„Wir sind eng verflochten mit den amerikanischen Mondplänen, und wir haben ein weltweites Netzwerk von Bodenstationen“, informierte Rolf Densing. Thomas Reiter, der Europäer mit den meisten Aufenthalten im Weltall, erinnerte sich noch genau an die erste Mondlandung im Juli 1969: „Ich war damals elf Jahre alt, und mein Vater weckte mich um Mitternacht. Dann haben wir bei Nachbarn die Live-Übertragung geschaut, die hatten nämlich schon einen Farbfernseher.“ Allerdings, so der Astronaut, sei nur die Moderation in Farbe gewesen, die Bilder vom Mond kamen in schwarz-weiß. Und die haben Thomas Reiter, genau wie die ganze Mondmission von Apollo 11 stark beeindruckt. „Es gibt nicht so viele große Momente der Menschheit.“ Dies war aber einer, und auch ein anderes Bild hat ihn nachhaltig begeistert. Das Foto von der aufgehenden Erde, das die Besatzung der Apollo 8 im Jahr 1968 geschossen hat. Reiter zeigte sich sehr erfreut, „dass die Mond-Euphorie wieder entfacht ist.“ Er erklärte auch, dass bei der Renaissance der Mondfahrt nicht nur verschiedene Länder oder Institutionen wie NASA und ESA eingebunden sind, sondern „auch Mitspieler auf privater Ebene“ wie Tesla-Chef Elon Musk oder Amazon-Präsident Jeff Bezos.

Matthias Maurer betonte, dass eine Mondmission als wichtige Testphase für einen Flug zum Mars gesehen werden muss. „Erst wenn dies klappt können wir zu Mars fliegen und auch dort geschützte Forschungsstationen betreiben“, sagte der Astronaut.  Er appellierte an die Politik, das Raumfahrt-Budget zu verdoppeln. „Frankreich oder Italien investieren hier mehr. Wir müssen aufpassen, dass wir den Anschluss nicht verlieren.“ Insgesamt betreiben derzeit 72 Länder weltweit Raumfahrtprogramme, ergänzte Maurer.

Zu der Runde gesellten sich noch Michael Khan, ESA-Missionsanalyst, und die Astrophysikerin Jutta Hübner, Mitglied des Flugkontrollteams der Astronomiemission Integral. Khan erläuterte, dass man auf dem Mond suchen muss, will man die Frühzeit der Erde erforschen. „Eine gemeinsame Herkunft ist sicher, beide sind wohl über eine Kollision entstanden“, teilte Khan mit. Es stelle sich bei einer Mondmission zudem die Frage, wie man die Ressourcen auf dem Erdtrabanten für wirtschaftliche Zwecke nutzen kann.

Der Mond als Standort für Teleskope - diese Vision beschäftigt Jutta Hübner. „Man kann verschiedene Teleskope zusammenschließen und erhält dadurch eine bessre Auflösung der Bilder“, erklärte sie. So erhalte man eine Plattform für Beobachtungen im Weltall. Paolo Ferri, seit 35 Jahren bei der ESA, berichtete, dass die ESA mit den Chinesen bei ihren Mondplänen kooperiert: „Ende 2019 unterstützt die ESA mit ihrem Bodenstationsnetzwerk zum wiederholten Mal eine unbemannte chinesische Mondmission, diesmal die Mission Chang’e 5.“ Bisher sei die ESA bei vier der bisher fünf Mond-Programmen Chinas mit von der Partie gewesen. „Wir kooperieren aber auch mit Russland sowie mit den Privaten.“ Künftige Explorationen im Weltall sieht Paolo Ferri als „Teamwork“ von Astronauten und Robotern.

An der ESA-Veranstaltung nahmen auch  90 Besucher teil, die über Verlosungen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der ESA die Tickets für den Abend ergattern konnten. Zudem war der Herausgeber der FAZ, Werner d’Inka, nach Darmstadt gekommen. Ihm dankte Rolf Densing besonders, da die Frankfurter Allgemeine als Kooperationspartner der ESA fungiert.

Sie alle erlebten noch zwei besondere Extras passend zum Thema: Zum einen konnten sie vom ESOC-Gelände aus über Teleskope die partielle Mondfinsternis am Abendhimmel dieses Tages zu sehen. Die Arbeitsgemeinschaft Astronomie und Weltraum e.V. (AAW) und der EUMETSAT Astronomieclub hatten die Teleskope zur Verfügung gestellt. Und schließlich waren die Wetterbedingungen so günstig, dass man am Nachthimmel noch die Raumstation ISS vorbeihuschen sah.