Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

Werbung
Werbung

Ernst Young-Studie: Deutsche Start-ups konnten Rekordsummen einwerben.

von Helmut Poppe

(14.01.2019) Der Gesamtwert der Investitionen ist im Jahr 2017 von 2,3 auf 4,3 Milliarden Euro geklettert – ein Anstieg um 88 Prozent. Grund für das starke Wachstum waren vor allem einige sehr große Deals mit einem Volumen von jeweils mehr als 100 Millionen Euro, die im Vorjahr vollständig gefehlt hatten.

Einige Start-ups freuen sich
Foto: rawpixel
***

Aber auch die Zahl der Finanzierungsrunden legte zu: um fünf Prozent auf 507. Damit stiegen sowohl das Volumen als auch die Transaktionszahl auf ein neues Rekordniveau.

Berlin konnte abermals den Titel als Deutschlands Start-up-Hauptstadt verteidigen und seinen Vorsprung sogar ausbauen. 208 Berliner Start-ups erhielten im vergangenen Jahr bei 233 Finanzierungsrunden insgesamt knapp 3 Milliarden Euro – fast dreimal so viel wie im Vorjahr. Bayerische Jungunternehmen konnten insgesamt 407 Millionen Euro einwerben, was allerdings einem Rückgang um 23 Prozent entspricht. Hamburg liegt beim Finanzierungsvolumen auf dem dritten Rang: Insgesamt 230 Millionen Euro flossen in Hamburger Start-ups – ein Anstieg um 80 Prozent gegenüber 2016. Dahinter folgen Baden-Württemberg (207 Millionen Euro), Thüringen (118 Millionen Euro) und Nordrhein-Westfalen (96 Millionen Euro).

Das sind Ergebnisse des Start-up-Barometers der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Berücksichtigt wurden Unternehmen, deren Gründung höchstens 10 Jahre zurückliegt.

Als besonders stark erwies sich das erste Halbjahr mit 264 Transaktionen und einem Finanzierungsvolumen von insgesamt knapp 2,6 Milliarden Euro. In der zweiten Jahreshälfte ging die Zahl der Finanzierungsrunden auf 243 zurück, das Volumen sank auf 1,7 Milliarden Euro. Damit lagen die Finanzierungsaktivitäten aber immer noch über dem Niveau des Vorjahreszeitraums.

„Der Start-up Standort Deutschland hat sich 2017 erneut positiv entwickelt – immer mehr Unternehmen bekommen frisches Kapital, zudem schafften mehrere Unternehmen den erfolgreichen Sprung an die Börse und konnten dabei zusätzliches Wachstumskapital aufnehmen“, betont Peter Lennartz, Partner bei EY. Lennartz wertet die Zahl besonders großer Transaktionen als „ein Zeichen für ein großes Investorenvertrauen und ausgereifte Geschäftsmodelle“. Zudem sei aber auch die Finanzierung in der Breite besser geworden, so dass immer mehr deutsche Start-ups frisches Kapital erhalten: Die Zahl der deutschen Wachstumsunternehmen, die eine Finanzierungsrunde abschließen konnten, stieg noch einmal von 442 auf nunmehr 475.

Berlin baut Vorsprung aus
Während der Boom am Standort Berlin ungebrochen ist, war die Zahl der Finanzierungsrunden in anderen wichtigen Start-up Regionen im vergangenen Jahr eher rückläufig: In Bayern um acht Prozent, in Nordrhein-Westfalen sogar um 19 Prozent, während es in Hamburg im Vergleich zum Vorjahr kaum Veränderungen gab Bisher kleinere Ökosystem allerdings holten weiter auf – so erreichte Baden-Württemberg im Jahr 2017 erstmalig fast die Anzahl von Nordrhein-Westfalen und Hamburg. Aber auch andere Regionen wie z.B. Hessen, Sachsen, Rheinland-Pfalz oder Niedersachsen konnten einen kräftigen Aufschwung verzeichnen, wenngleich auf weiterhin eher niedrigem Niveau.

Insbesondere beim Finanzierungsvolumen ist die Schere zwischen Berlin und dem Rest der Republik im vergangenen Jahr aufgrund der Mega-Deals noch weiter aufgegangen: 69 Prozent der bundesweit investierten Summe flossen 2017 in Berliner Start-ups; im Vorjahr lag der Anteil Berlins bei 48 Prozent. Und: Die fünf größten Finanzierungsrunden des Jahres gingen durchweg an Berliner Start-ups.

„Berlin entwickelt sich sehr stark – die anderen deutschen Start-up Hochburgen haben Mühe, da noch mitzuhalten“, stellt Lennartz fest. Und auch in den wichtigsten Teilsegmenten wie E-Commerce, FinTech, Health, Medien oder Mobility haben jeweils Berliner Jungunternehmen die Nase vorn. Andererseits betont Lennartz: „Das Ökosystem Berlin hat auch international eine hohe Sichtbarkeit erreicht – ausländische Investoren haben Berlin inzwischen auf dem Radar: Der Standort liegt gleichauf mit Paris und nur leicht hinter London. Das ist nicht nur gut für Berlin, sondern für die gesamte deutsche Start-up Landschaft.“