Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

Werbung
Werbung

Die Steppenwiese im Frankfurter Palmengarten

von Ilse Romahn

(29.06.2018) Lust auf einen Kurzurlaub? Kein Problem, im Palmengarten blühen gerade viele Steppen-Gewächse aus besonders warmen und trockenen Gebieten der Erde, wie z. B. Blauraute, Kugeldistel oder Gelbe Schafsgarbe – doch sehen Sie selbst!

Definition `Steppe`

Steppen sind natürliche, baumlose Grasländer der gemäßigten Zonen mit Kontinentalklima. Hier sehen Sie Pflanzen mediterraner, mitteleuropäischer, osteuropäischer, asiatischer und nordamerikanischer Trockenstandorte. Charakteristische Anpassungen an entsprechende Standortbedingungen sind: Speicherorgane (z. B. Zwiebeln, Knollen), tief reichendes Wurzelsystem, kleinflächige, zusammengerollte, graublau bereifte oder stark behaarte Blattspreiten sowie Ausscheidung ätherischer Öle als Verdunstungsschutz. Dementsprechend finden sich dort viele Zwiebel- und Knollenpflanzen, Gräser sowie aromatische Pflanzen.

Beim Anlegen der »Steppenwiese« im Palmengarten wurde die Natur als Vorbild genommen, es wurde jedoch nicht versucht, sie nachzubauen. Vielmehr flossen gartengestalterische Gesichtspunkte mit in die Planung ein, um geeignete Pflanzungen für trockene, sonnige Standorte auf leichten Böden zu zeigen, die ohne ständiges Wässern gut gedeihen. Der Untergrund mit Sand und Schotter ist nährstoffarm und verhindert stauende Nässe. Die Wärmerückstrahlung des steinigen Bodens fördert die Entwicklung von Pflanzen, die am natürlichen Standort Hitze und Trockenheit ausgesetzt sind. 

Mediterrane Trockengebiete – Geographische Gliederung

Viele der hier angesiedelten Pflanzen stammen aus der Garigue des Mittelmeergebiets. Flachgründige Steinböden mit wenig Humus und schlechter Wasserversorgung kennzeichnen die natürlichen Standortverhältnisse. Typische Pflanzen sind niedrige, meist aromatische Sträucher (z. B. Lavendel, Rosmarin, Thymian, Salbei) und Geophyten (Iris, Tulpen), aber auch einjährige und ausdauernde Kräuter (z. B. Blauer Lein, Rote Spornblume, Wolliger Fingerhut) haben ihren Platz in dieser artenreichen Pflanzengesellschaft. 

Europäische Trockenstandorte – Geographische Gliederung

Neben Pflanzen der europäischen Steppen, Steppenheiden und Trockenrasen (z. B. Küchenschelle, Salbei) sind hier trockenheitsverträgliche Kräuter warmer Waldränder  (z. B. Blut-Storchschnabel) vertreten. Viele Besiedler mitteleuropäischer Trockenstandorte haben ihre Hauptverbreitung in den südosteuropäischen Steppen (pontisch-pannonische Arten) und in den Randgebieten des Mittelmeerraums (submediterrane Arten). Ein charakteristisches Gras kontinentaler Steppenheiden ist das Federgras (Stipa pennata), das während der Fruchtzeit durch seine langen, federig behaarten Grannen auffällt. 

Asiatische Steppen – Geographische Gliederung 

Als Steppe bezeichnet man eine natürliche, aufgrund von Sommertrockenheit und Winterkälte gehölzfreie Grasformation. Sie verläuft als breiter Gürtel durch den gemäßigten Teil Asiens. Neben Gräsern und Zwiebelpflanzen (z. B. Lauch, Tulpen, Steppenkerzen) sind hier beispielsweise Beifuß-Arten, Katzenminzen und Statice typische Steppenpflanzen. Gelbe Schafsgarbe und Blauraute sind attraktive Gartenstauden aus den asiatischen Steppengebieten. 

Nordamerikanische Prärie – Geographische Gliederung 

Als Prärien werden spezielle Steppengebiete bezeichnet, die große Teile des zentralen Nordamerikas bis zum Fuße der Rocky Mountains besiedeln. Sie sind durch Winterkälte sowie sommerliche Wärme und Trockenheit charakterisiert. Wie die eurasischen Steppen sind auch die Prärien baumlose Vegetationsformen, die entsprechend ihrer Wasserversorgung unterschiedlich ausgeprägt sind (z. B. Kurzgras-, Langgrasprärien). Sie besitzen aber im Unterschied zu diesen humusreichere, oft tiefgründige Böden. Im Gegensatz zu den asiatischen und europäischen Steppen, die im Frühjahr und Frühsommer ihren Blütenhöhepunkt haben, blühen in den Prärien die meisten Gräser und Kräuter sowie zahlreiche Stauden erst im Sommer. Auch die dort verbreiteten Geophyten (z. B. Prärielilien) blühen erst im späten Frühjahr. Verschiedene Korbblütler der Prärie (z. B. Rudbeckia, Echinacea, Aster-Arten) sind in unseren Gärten als Zierpflanzen etabliert. Echinacea ist eine weit bekannte Heilpflanze, die bei Erkältungskrankheiten angewendet wird. 

www.palmengarten.de