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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Die schönsten Weinreisen vom Piemont bis nach Lanzarote

Traubenlese, Törggelen und ein göttlicher Tropfen

von Ilse Romahn

(09.10.2018) Ernten, feiern, verkosten – in Europas Weinregionen dreht sich der ganze Herbst um den Rebensaft. Während Südtirols Buschenschänke die jahrhundertealte Törggelen-Tradition zelebrieren, finden sich vinophile Besucher von Lanzarotes Anbaugebiet La Geria laut New Yorker Museum of Modern Art inmitten eines Gesamtkunstwerks wieder. Und dank einer göttlichen Fügung darf ein Schweizer Kloster sogar seine eigenen „Heiligen Tropfen“ produzieren. Mindestens so allseligmachend sind folgende Weinreisen nach Mallorca, ins Tessin und ins Piemont.

„Roter Hahn“/Südtirol: Törggelen am Ursprung
Im Herbst beginnt jenseits des Brenners die Törggelezeit. Dabei wird der neue Wein in ganz Südtirol willkommen geheißen – besonders unverfälscht aber bei den Bauern selbst. Denn sie haben das ganze Jahr zuvor in Weinberg und Keller für das Gelingen des hofeigenen „Nuien“ geschuftet. In derzeit 27 Buschenschänken der Marke „Roter Hahn“ können Gäste bis Ende November authentisch törggelen. Zu den edlen Tropfen aus Eigenanbau servieren die bäuerlichen Wirte ein opulentes Menü mit Gerstsuppe, danach Knödel, Kraut, Hauswurst, Selchfleisch und „Keschtn“, geröstete Kastanien. Eingeläutet wird die Törggelezeit mit dem Veranstaltungs-Highlight „Törggelen am Ursprung“ am 6. Oktober 2018. Dann entzünden 22 „Roter Hahn“-Buschenschänke zeitgleich um 19 Uhr das Keschtnfeuer, außerdem gibt es Hofführungen und Weinverkostungen. www.roterhahn.it 

Lanzarote/Spanien: Wo Wein auf Lava wächst
Lanzarote ist steinig und karg – im Weinbaugebiet La Geria im Inselinneren jedoch wachsen aus kleinen Mulden einzelne grüne Reben in der schwarzen, fruchtbaren Lava-Asche. Das kleinste Tröpfchen Wasser wird darin aufgefangen, gleichzeitig schützt ein halbrunder Steinwall um jeden Mini-Krater vor heißen Winden. Noch heute erfolgt die Lese manuell, was maßgeblich zur hohen Qualität und zu regelmäßigen Auszeichnungen der edlen Tropfen beiträgt. Die Gegend lässt sich anhand von zwei Weinrouten erkunden, mehrere Bodegas laden zum Verkosten ein und bieten Führungen an. www.turismolanzarote.com, www.dolanzarote.com 

Tessin/Schweiz: Weißer Merlot und Erntehelfer für einen Tag
Ein Merlot? Klare Sache – schnell entsteht im Kopf das Bild eines edlen Roten. In der Tessiner Region Mendrisiotto jedoch werden aus den dunkelblauen Trauben auch ausgezeichnete Weißweine gekeltert. Besucher verkosten die feinen Tropfen in renommierten Kellereien oder helfen Einheimischen einen Tag bei der Ernte im Weinberg. Nach sorgsamer Einweisung zu den Gütekriterien der Weinlese darf geschnitten werden. Von Rebstock zu Rebstock geht es voran, in fast meditativem Rhythmus füllen sich die Körbe. Wer bei der Weinlese dabei sein und nebenbei die landschaftlichen und kulturellen Höhepunkte der Region erkunden möchte, meldet sich unter +41 91 6413050 im Verkehrsbüro Mendrisiotto. Teilnahmezeitraum: täglich im Oktober von zirka 10 bis 17 Uhr. www.mendrisiottoturismo.ch, www.ticino.ch

Wein und Wandern im Piemont
Eine der schönsten Weinregionen Italiens zu Fuß und auf eigene Faust erkunden – das macht den Charakter der Trekkingreise „Individuell wandern: Piemont“ aus. Sie führt unter anderem nach La Morra, ein Dorf im Herzen des Barolo, wo die Trauben für den berühmten gleichnamigen Wein angebaut werden. Zu den weiteren Highlights zählen das mittelalterliche Serralunga sowie eine Wein- und Spezialitätenverkostung in der Trüffelstadt Alba. Übernachtet wird in Landhotels und auf ehemaligen Bauernhöfen. Wer allein, als Paar, in der Familie oder mit einer Gruppe von Freunden unterwegs ist, muss sich um nichts kümmern – Hauser Exkursionen organisiert für die achttägige Tour bereits vorab Unterkünfte, Gepäcktransport und die Transfers. 8 Tage kosten ab 725 €/Pers. inkl. Programm ab/bis Alba und Gepäcktransfer. www.hauser-exkursionen.de 

Engelberg/Zentralschweiz: Ein Wein von Gottes Gnaden
Bereits von 1235 bis 1433 gehörte das Weingut am Bielersee zum Kloster Engelberg. Wohl aufgrund der Distanz (150 Kilometer) wurde es verkauft, der Name Engelberg verschwand jedoch nie von der Bildfläche. Nach fast 600 Jahren Trennung gehören drei Hektar des Guts seit 2017 wieder zum Kloster, was vor allem Pfarrer Patrick Ledergerber zu verdanken ist. Der Benediktiner pflegte über 20 Jahre regen Kontakt mit dem einstigen Besitzerpaar, erfuhr von Verkaufsplänen und brachte den neuen alten Eigentümer wieder ins Gespräch. Als Winzer für das kalkhaltige Rebgut konnte das Kloster Beat Burkhardt aus Ligerz gewinnen. Vom mineralisch-fruchtigen Chasselas entstanden im ersten Jahr 1.500 Flaschen, die in Fachkreisen viel Zuspruch ernteten. Mittelfristig soll die Produktion auf etwa 8.000 Flaschen erhöht und um einen Pinot Noir aus dem Barrique ergänzt werden – pünktlich zum 900-jährigen Klosterjubiläum im Jahr 2020. www.engelberg.ch, www.kloster-engelberg.cha/Südtirol:

Schenna: Frischer Wind, neuer Wein
Seit kurzem ist Schenna bei Meran um eine vinophile Adresse reicher: Mit dem „Weingut Pföstl“ haben sich zwei junge Winzer zu einem kreativen Duo zusammengetan. Stefan Pföstl (Weinbauer und Hotelier) und Georg Weger (Bio-Weinbauer und Önologe) konzentrieren sich auf ihre jeweiligen Kompetenzen: So entstehen neue Ideen, vermischen sich Perspektiven. Die Rebflächen verteilen sich über das Meraner Land und Südtirols Süden. Angebaut werden typische Sorten wie Vernatsch und Weißburgunder, aber auch Chardonnay und Merlot. Ganz neu im Sortiment sind ab sofort Lagrein sowie weißer und Rosé-Sekt. „Wir nutzen einfachste Kellertechnik, setzen auf echtes Handwerk. Hinzu kommt unsere Expertise in Sachen Lage, Bodenbeschaffenheit und Traubenkultivierung“, so Pföstl. Die Enoteca ist täglich von 8 bis 18.30 Uhr geöffnet. 
www.weinliab.com, www.schenna.com 

Weitere Informationen unter www.hermann-meier.de