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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Die 1.000 Gesichter La Palmas

Von grünen Lorbeerwäldern bis zu schwarzen Stränden

von Ilse Romahn

(25.10.2018) Weniger als 50 Kilometer misst die Kanareninsel La Palma von Nord nach Süd und ist somit das drittkleinste Eiland des Archipels, gleichzeitig aber auch so vielseitig wie kaum eine andere Insel. Die Gesichter La Palmas reichen von grün zu blau, von schroff zu sanft, von ruhig zu lebhaft.

Mit den grünen Lorbeerwäldern, rotem Vulkanland und schwarzen Stränden, imposanten Bergen, dem sternenreichen Himmel und bunten Städtchen findet sich eine große Abwechslung auf kleinem Raum. Daher wundert es kaum, dass die Insel den Beinamen „La Isla Bonita“, die schöne Insel, trägt.

Grün: Dichter Lorbeerwald überzieht die Hügel im Norden der Insel. Hier ist das Klima feuchter und oftmals verleihen die in den Bergen hängenden Nebenschwaden der Regionen eine besondere Stimmung. Der märchenhaft anmutende Wald von Los Tilos mit seinen Riesenfarnen hätte auch gut als Drehort für die Jurassicpark-Filme dienen können. Zumindest wäre es kaum verwunderlich, wenn aus der üppigen Vegetation plötzlich ein Dinosaurier auftauchen würde. Dies ist auch der Teil der Insel, der als erstes zum UNESCO Biosphärenreservat ernannt wurde. Mittlerweile darf sich die gesamte Insel als Biosphärenreservat bezeichnen.

Hoch: Die Caldera de Taburiente ist mit einem Umfang von 28 Kilometern der größte Senkkrater der Welt. Sie spielte schon bei der Annexion der Insel durch die Spanier eine große Rolle – heute wird der Krater jedoch nur noch von Wanderern und Sportlern erobert. Bis auf 2.400 Meter verläuft der Kraterrand, von dem aus Besucher nicht nur ins Innere der Insel, sondern auch zu den Nachbarinseln blicken können. Im Inneren der Caldera verlaufen die Wege vorbei an Felsformationen, Kiefern und Wasserläufen und einem farbigen Wasserfall. Der Roque de los Muchachos gehört ebenfalls zur Caldera und ist mit 2.426 Metern der höchste Berg La Palmas und der zweithöchste der Kanaren.

Tief: Eindrucksvolle Steilküsten bilden meist die Kulisse zu den oftmals menschenleeren Stränden. Um die Insel verteilt laden die schwarzsandigen Buchten oder die Naturschwimmbecken zum Entspannen ein. Inmitten des oft wilden Atlantiks bilden diese blauen Oasen mit ihrem kristallklaren Wasser kleine Ruheinseln. Taucher schätzen besonders die Bögen, Türme und Höhlen, die durch den Ozean und die ins Wasser fließenden Lavaströme geformt wurden. Hinzu kommen maritime Bewohner wie Zackenbarsche, Muränen oder Brassen. Die besten Tauchplätze befinden sich im Norden und im Süden der Insel.

Rau: Das Vulkanland im Süden gehört zu den beliebtesten Wandergebieten der Insel. Die von kanarischen Kiefern gesäumten Wege führen entlang der erloschenen Vulkane wie den Nambroque, San Antonio, Teneguía und den Martín, deren Ausbrüche nach wie vor sichtbare Spuren hinterlassen haben. Hier im Süden der Insel ist nicht viel davon zu spüren, dass sie die grünste Insel der Kanaren ist, dafür erinnert die Landschaft mit seinen Vulkankratern ein bisschen an den roten Planeten Mars.

Bunt: Häuser mit leuchtenden Farben und typischer kanarischer Architektur, bunt bepflanzte Holzbalkone und weiß gekalkte Kirchen prägen das Bild der Ortschaften. Die durch den regen Handelsaustausch bedingte Blütezeit der Insel spiegelt sich in den herrschaftlichen Häusern und flämischen Kunstwerken wider. Die Hauptstadt Santa Cruz zieren kleine Boutiquen mit lokalem Kunsthandwerk, landestypische Restaurants oder Bauernmärkte. Hier gibt es unter anderem exotisches Obst wie die Drachenfrucht, den typischen Ziegenkäse und süßen Zuckerrohrsaft zu probieren.

Funkelnd: Das Tor zum Universum. So viele Sterne am Firmament erblicken Besucher sonst selten, daher ist La Palma auch für Astronomen ein wichtiger Standort. So steht auf dem höchsten Berg der Insel das weltweit größte optische Teleskop, da hier die Bedingungen zum Sternegucken besonders günstig sind. Der Schutz des dunklen Nachthimmels hat auf La Palma besonders lange Tradition: das weltweit erste Gesetz zum Schutz vor Lichtverschmutzung wurde 1988 hier erlassen. Fast jede Gemeinde der Insel verfügt über sogenannte „Miradores“, Aussichtspunkte, von denen aus sich das Firmament besonders gut betrachten lässt.

Karibisch: Rumproduktion, Zigarrenmanufakturen und Bananenplantagen lassen Karibikfeeling auf La Palma aufkommen. Tatsächlich besteht eine enge Verbindung zu Lateinamerika, die sich besonders in Sprache und Kulinarik manifestiert. Mit kubanischen Rückeinwanderern kamen Tabakpflanzen nach La Palma, die bis heute kultiviert werden. Unter Zigarrenkennern haben sich die „Puros Palmeros“ einen Namen gemacht. Auf La Palma stehen mehrere Betriebe für Besucher offen. Das für die lokale Rumproduktion notwendige Zuckerrohr wird bereits seit dem 15. Jahrhundert angebaut. Die Destillerie Ron Aldea in San Andrés stellt das traditionsreiche Getränk auch heute noch mit auf La Palma angebautem Zuckerrohr her.

Lebhaft: Die Palmeros feiern gerne, Diskotheken sind zwar Mangelware, dafür hat aber fast jede Gemeinde ein eigenes Dorffest. Jedes Jahr im Februar an Rosenmontag wird zum Beispiel mit einem Augenzwinkern an „los Indianos“ erinnert, so der palmerische Name für die Rückkehrer aus Lateinamerika. Mit weißem Talkumpuder, Papageienkäfigen, überdimensionierten Zigarren, dunkelhäutigen Dienstmädchen und weißer Kleidung ausgestattet ziehen die als Heimkehrer verkleideten Palmeros zu karibischen Klängen tanzend durch die Straßen. Im September besiegt ein ganzes Dorf gemeinsam den Teufel bei „El Diabolo“. Alle fünf Jahre steht außerdem bei der „Bajada de la Vierjen“ die gesamte Insel drei Wochen Kopf.