Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

Werbung
Werbung

Auf Herz und Nieren: Geschichte des Frankfurter Gesundheitswesens

Ausstellung und Begleitprogramm im Institut für Stadtgeschichte

von Ilse Romahn

(05.09.2017) Von Dienstag, 5. September, bis Mittwoch, 8. April 2018, zeigt das Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main in Kooperation mit dem Gesundheitsamt die Ausstellung „Auf Herz und Nieren. Geschichte des Frankfurter Gesundheitswesens“. Die Ausstellung setzt im Mittelalter an und führt bis in die Gegenwart.

Die Präsentation ist Bestandteil eines großangelegten Programms zum 100-jährigen Bestehen des Gesundheitsamtes. Dessen Leiter, Prof. Dr. Dr. René Gottschalk, verwies darauf, „dass die politisch Verantwortlichen in Frankfurt schon früh die Notwendigkeit erkannten, sich in dieser durch Messe- und Krönungsbesucher stark frequentierten Stadt aktiv für die Gesundheit der Bevölkerung einzusetzen und dies bis heute tun.“

„Frankfurts erster Stadtarzt Johann Wolff ist durch eine Urkunde von 1381 namentlich bekannt. Mit diesem Schriftstück beginnt die umfassende Überlieferung im Institut für Stadtgeschichte zum kommunalen Gesundheitswesen“, sagte Evelyn Brockhoff, leitende Direktorin des Instituts für Stadtgeschichte bei der Vorstellung der neuen Sonderausstellung im Karmeliterkloster. Zur Gründung eines Gesundheitsamtes kam es aber erst 1917. Der mit 140 Regalkilometern sehr umfangreiche Aktenbestand zum Gesundheitsamt im Institut für Stadtgeschichte bildet die Grundlage zur Erforschung des Frankfurter Gesundheitswesens.

„In der Ausstellung wird deutlich, dass sich unser Gesundheitsamt in den letzten einhundert Jahren von einer preußisch-obrigkeitlichen Gesundheitspolizei zu einem Dienstleister für alle Menschen in unserer Stadt entwickelt hat“, unterstrich Stadtrat Stefan Majer, Dezernent für Personal und Gesundheit.

Die Kuratorin Sabine Börchers hat die Ausstellung in die sechs großen Themenkomplexe Entstehung des öffentlichen Gesundheitswesens, Gründung des Gesundheitsamtes im Ersten Weltkrieg, Nationalsozialismus, Nachkriegszeit, Neue Herausforderungen und beständige Aufgaben und "Das Gesundheitsamt heute" gegliedert. Sie stellt die über Jahrhunderte gleich bleibenden Aufgaben wie Stadthygiene und Jugendfürsorge dar sowie die sich verändernden Schwerpunkte im Kampf gegen wechselnde Krankheiten wie Pest, Syphilis, Tuberkulose bis zu AIDS und multiresistenten Infektionserregern. Die Ausstellung beleuchtet zudem die besonderen Herausforderungen während der beiden Weltkriege.

Wichtig war den Initiatoren der Schau, die Einbindung des Gesundheitsamtes in die mörderischen Ziele der Nationalsozialisten adäquat darzustellen, auch wenn die intensive wissenschaftliche Aufarbeitung dieses Themas für Frankfurt noch aussteht. Das Kapitel Nationalsozialistische Gesundheitspolitik untergliedert sich in die Themen Erb- und Rassenpflege, Zwangssterilisationen und „Vernichtung lebensunwerten Lebens“. Ausführlich widmet sich die Ausstellung den vielfältigen Aufgaben des Gesundheitsamtes – einem der größten in Deutschland – in einer wachsendenden, weltoffenen und internationalen Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg: Der Prävention gegen Krankheiten und Epidemien, den umfangreichen amtsärztlichen Angeboten und Hilfen sowie Frankfurter Innovationen wie der Drogenberatung, der AIDS-Beratungsstelle oder Humanitären Sprechstunden.

Über die Dokumentation der Geschichte des Gesundheitswesens in Bild und Text hinaus bietet die Ausstellung auch zahlreiche Exponate der Medizingeschichte aus öffentlichen und privaten Sammlungen – etwa den Taschenspucknapf „Blauer Heinrich“ zur Tuberkuloseprävention, ein Wachsmodell eines syphilitischen Gesichts oder Pockenimpfscheine.

Zum Jubiläum des Gesundheitsamtes ist im Verlag Henrich Editionen die Publikation „Aufklärung – Vorsorge – Schutz. 100 Jahre Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt“ von Sabine Börchers ( ISBN 978-3-943407-80-8 )erschienen. Diese ist im Institut für Stadtgeschichte, im Gesundheitsamt und im Buchhandel für 19,95 Euro erhältlich.